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Deadwood - Staffel 2 Kritik

Christoph

Von Christoph in Deadwood - Staffel 2

Deadwood - Staffel 2 Kritik
Knapp sieben Monate nach den dramatischen Ereignissen der ersten Staffel, liegt der Fokus der zweiten Season der HBO-Drama-Serie „Deadwood“ (welche am 22.11. erstmals auf Blu-ray bei Paramount Home Entertainment erschienen ist) einerseits auf den politischen Wirren, die mit dem Weg vom Goldgräber-Camp zur Stadt einhergehen und andererseits auf den mannigfaltigen Verflechtungen der verschiedenen Bewohner. Neue Kräfte von außen stören das hart erkämpfte, äußerst fragile Gleichgewicht und sorgen für mehr Mord und Totschlag als die kleine Gemeinde verkraften kann.

Fortune comes with a price

Im Vergleich zur ersten Staffel, die sich noch sehr stark auf die Einführung der dutzenden Haupt- und Nebenfiguren und den Aufbau einer authentisch dreckige Atmosphäre konzentriert hat, entpuppt sich die zweite Season als knochentrockene Politserie im blutigen Westerngewand. Der erbitterte Kampf um die Unabhängigkeit der gesetzlosen Gemeinde, die Einmischungen des korrupten County Commissioners und die eigennützigen Interessen von hinterlistigen Glücksrittern und skrupellosen Geschäftsmännern dominieren einen Großteil der Handlung und ergeben erst nach etlichen Folgen ein (zumindest partiell) einheitliches Gesamtbild. Das wiederum ist, vor allem im O-Ton, der erneut mit unglaublich vernuschelten Dialogen und seit Jahrzehnten veralteten Wortkreationen aufwartet, eine beinahe schweißtreibend mühsame Angelegenheit. Erschwerend hinzukommt, dass jene Handlungsfortschritte, die sich im siebenmonatigen Zeitraum zwischen Season 1 und Season 2 ereignet haben, lediglich in einigen wenigen (Neben-)Sätzen aufgearbeitet werden.

Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase entfaltet sich jedoch trotzdem ein beeindruckend realistisches, ungemein fesselndes und komplett entromantisiertes Bild des sogenannten Wilden Westens, das durch gut platzierte Gewaltexplosionen, tolle Schauspielleistungen und eine immense Detailarbeit seine Würze erhält. An Verletzungen beziehungsweise banalen Erkrankungen, die der Hausarzt in der heutigen Zeit mit ein bis zwei Tabletten kuriert, kann man in Deadwood durchaus verenden. Schmutz an Kleidungsstücken oder im Gesicht der Protagonisten ist tagelang zu erkennen. Der Umgang der männlichen Bevölkerung des Goldgräber-Nests mit Frauen ist ebenso bedenklich, wie die lockere Handhabung von Gewalt jeder Art und der unverhohlen zur Schau gestellte Rassismus. Aus dieser Ausgangssituation ergibt sich jedoch auch die Problematik, dass Politik und (Gesellschafts)Drama handfeste Actionszenen und wirkliche Spannung klar überwiegen, wodurch die zweite Staffel von „Deadwood“, alles in allem, weniger druckvoll als die erste wirkt.

Wovon die Serie jedoch ein weiteres Mal profitiert, ist das motivierte Schauspielensemble. Angeführt von einem perfekt besetzten Timothy Olyphant - der jedoch, auf Grund der Vielzahl unterschiedlicher Charaktere, einen deutlich kleineren Part als zuvor übernimmt - spielen sich Darsteller wie Ian McShane, Molly Parker, Brad Dourif, John Hawkes, Robin Weigert und Powers Boothe die Seele aus dem Leib. Ohne Schamgefühle werden dicke Bäuche, behaarte (weibliche) Achseln und ungemein unpassende Kleidungskombinationen präsentiert. Einziger Wermutstropfen in dieser Beziehung ist, dass die Darbietungen streckenweise - auf Grund der theatermäßig eingeteilten Abfolge der Ereignisse - etwas affektiert und überdramatisiert wirken.

Aus den zwölf Folgen der zweiten Staffel von „Deadwood“ stechen zwei Episoden ganz besonders hervor. Einerseits ist es Requiem for a Gleet, in der Al Swearengens Nierensteinprobleme ihren schmerzhaften Höhepunkt erreichen und ihm Doc Cochran ein klobiges Zystoskop durch die Harnröhre rammen muss. Andererseits die eher ruhige Folge Something very expensive, die mit dem unangenehm berührenden Mord an drei Bediensteten des Chez Ami ihr trauriges Ende findet.

Zusammenfassend kann somit festgehalten werden, dass die zweite Staffel von „Deadwood“ der ersten in einigen wesentlichen Punkten unterlegen ist. Weniger Spannung, weniger wirklich packende Momente und demzufolge auch weniger Drive. Trotzdem ist es auch beim zweiten Ausflug nach Deadwood ein Genuss die Wild West Atmosphäre von David Milchs Serie zu inhalieren und sich an der authentischen Ausstattung, dem hingebungsvollen Schauspiel und den fantastischen Bildern zu berauschen. Alles in allem, eine unterhaltsame Staffel mit verschmerzbaren Schönheitsfehlern.

Die zweite Season von „Deadwood“ verdient sich somit 7,5 Punkte, womit sich die Gesamtwertung der Serie (nach der überragenden ersten Staffel) von 8,5 auf 8 Punkte verringert hat.

Hier gibt es die KRITIK zur ersten Staffel der Serie
Hier gibt es die KRITIK zur dritten Staffel der Serie

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