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Spartacus: Vengeance - Kritik

OnealRedux

Von OnealRedux in Spartacus: Vengeance

Spartacus: Vengeance - Kritik Bildnachweis: STARZ
Story: Nach der blutigen Flucht aus dem Hause Batiatus zetteln die Gladiatoren rund um Spartacus, eine Rebellion an, die bis in das Herz des Römischen Reichs vordringt. Spartacus Erzfeind Claudius Glaber ist inzwischen jedoch zum Prätor aufgestiegen und sinnt auf Rache! Er schickt seine römischen Truppen nach Capua, um die immer größer werdende Anzahl von befreiten Sklaven zu stoppen, bevor die Revolution Überhand nimmt. Währenddessen muss sich Spartacus entscheiden - will er Rache für die Versklavung und den Tod seiner Frau, oder opfert er seine persönlichen Rachegelüste für die Revolution?

Blut, Sand, Gewalt, Sex, der Wille nach unbändiger Freiheit und erbitterte Rache: All dies zusammen mit einem epochalen visuellen Stil ergibt ein Serien-Erlebnis, welches bereits seit 2010 auf dem amerikanischen Kabelsenders Starz für Aufsehen und reichlich Kontroversen sorgte. Denn als "Spartacus: Blood and Sand" das Erbe von "300", von Kult- wie Grafik-Regisseur Zack Snyder, antrat und förmlich unbeschreiblich zum faszinierenden Sandalenabenteuer wurde, gab es aufgrund der expliziten wie überzogenen Gewaltdarstellung sowie der freizügigen Show von Sex schnell die Frage nach dem Sinn. Doch der Blick hinter die Fassade verrät: Hier wartet nicht einzig eine geifernde Jugendphantasie, sondern viel eher ein dramatisches gar opernhaftes Stück historischer Geschichte, welches mit seinem brachialen kompromisslosen Stil zu überzeugen weiß. Dies zusammen mit beinharten wie dreckigen Charakteren, die jederzeit nachvollziehbar wie tiefgreifend wirken, und einem sich daraus ergebenen Ränkespiel der besonderen Art, ergibt schließlich die eigentliche Faszination hinter der Figur des Spartacus. Denn das Ende der kompletten Reise ist bekannt: Der Freiheitskämpfer starb 71 v. Chr. mit tausenden seiner Brüdern und Schwestern in der Schlacht am Silarus (was schließlich in Staffel 3 "Spartacus: War of the Damned" seinen Anfang nimmt). Doch wie es dazu kam ist so imposant, das man sich ihrer nicht entziehen kann. Zwar bleiben viele kleinere Schwächen nicht aus, doch mit einer Laufzeit von insgesamt neun Stunden, dürfte die Serie mit zu den besten zählen, die es aktuell im freien Fernsehen gibt.

"Spartacus: Vengeance" ist unterdessen in jeglicher Form die logische Konsequenz der ersten Staffel: So wird nicht nur der brutale Freiheitskampf von Spartacus, nach dem Ausbruch aus dem Hause Batiatus, fortgeführt, sondern auch seine Rache an vor allem einem Mann vorangetrieben - Claudius Glaber (grandios eklig wie überheblich von Craig Parker gespielt). Und somit beginnt zum einen ein grotesker Machtkampf im antiken Capua, unter den Senatoren wie Adelshäusern, als auch die Organisation des Wiederstandes von Spartacus gegen die Römer. Und gerade letzteres entpuppt sich als sehr feinfühliges wie tiefes Geplänkel, welches mehr als nur barbarische Männerfreundschaften beinhaltet. Angst, Sehnsucht, Zweifel, Verrat sowie purer Hass erzeugen eine Truppe, welcher man gerne in die Schlacht folgt. Hier profitiert die zweite Staffel vor allem von den Erfahrungen von "Spartacus: Gods of the Arena". Bereits hier hatten die Autoren, durch die Krankheit von Hauptdarsteller Andy Whitfield (der leider am 11.09.2011 an den Folgen von Krebs starb), besonders auf die Tiefe, Nachvollziehbarkeit sowie Ausdruckskraft der Figuren gesetzt, anstatt auf ständige brachiale Kämpfe. Zwar werden diese in der nun eigentlich dritten Staffel der Serie wieder stärker in den Fokus gerückt, doch die fantastisch ausgefeilten Charaktere bleiben bestehen. Daher werden nicht nur Figuren wie Lucretia beibehalten (Lucy Lawless in ihrer besten Kariereleistung) und erneut aufgebaut (mit vielen Überraschungen), sondern auch alte Bekannte bekommen ihren Auftritt und dürfen so noch einmal eine Menge Action, Spannung sowie gelungenes Storytelling in die insgesamt 10 Folgen bringen. Was folgt ist ein opulentes Rache-Drama, dass einen auch Abseits von Blut und Sex den Atem rauben kann. Und spätestens im äußerst eindringlichen Finale ist klar, dass "Spartacus: Vengeance" deutlich mehr ist, als nur plumpe Action.

Natürlich lebt die Serie, wie auch schon die Vorgänger, ebenfalls vom sehr konsequenten überzogenen künstlerischen Stil, der eine Welt voller Sex, Brutalität sowie grotesker Bilder offenbart. Dennoch hat "Vengeance" einen Vorteil: Die neuen großartigen Kulissen, die viele Wechsel möglich machen. Sei es das karge Capua selbst, die riesigen Wälder, der mächtige Vesuv oder eben viele andere Schauplätze. Der optische Mehrwert bleibt stets hoch. Dennoch ist nicht alles Gold was glänzt. Denn während gerade die Wälder wie ein Einheitsbrei aus trauter Einsamkeit wirken, wird Capua oftmals auf ein kleines dreckiges Bordell reduziert, welches als Dreh- und Angelpunkt der Figuren dient. Und hier zeigt sich der nächste Schwachpunkt der Serie: Die vollkommen willkürliche wie überzogene Darstellung des Sex. Wo woanders Leidenschaft oder Erotik als Ausdrucksmittel dient, bleibt es hier nur oftmals plumpe aufreizende Optik, die in Sekundenbruchteil Brüste und anderes präsentiert. Hier wäre erneut weniger mehr gewesen. Gleiches gilt jedoch nicht in Sachen Action: Erneut fliegen Köpfe, werden reihenweise Adern geöffnet, während literweise CGI-Blut (welches gekonnt umgesetzt wurde) den Zuschauern entgegen spritzt. Es wirkt wie ein Kunstwerk,  welches die eigentliche Rache-Fantasie des Spartacus untermauert. Ein gelungenes Stilmittel, das die Ziele der Geschichte gekonnt blutig vorantreibt.

Das Risiko von "Spartacus: Vengeance" war natürlich der neue Hauptdarsteller Liam McIntyre, der die Nachfolge des verstorbenen Andy Whitfield antrat. Doch dieser kann nicht nur durch seine martialische Spielweise überzeugen, sondern wirkt Whitfield in vielen Punkten auch sehr ähnlich, sodass der Übergang beider ohne Probleme von statten gehen könnte. Dennoch ist es natürlich äußerst traurig, dass die Serie ohne Whitfield fortgeführt werden musste. Der Rest des Castes ist unterdessen ebenfalls außergewöhnlich: Manu Bennett kann als Gallier Crixus vor allem Spartacus den Rücken stärken und sorgt durch seine Suche nach seiner Liebe für viele hervorragende Momente, die einen den Kampf nach Freiheit näher bringen. Peter Mensah kann seine Rolle als Gladiator-Lehrmeister fortführen und zeigt einmal mehr seine imposante Präsenz als Lehrmeister, während Daniel Feuerriegel als Agron immer wieder Schwung in die Truppe des Spartacus bringt. Auf der anderen Seite überzeugt das Schauspiel der Römer vor allem durch die ständige Überheblichkeit, die einzig durch die Brutalität des Handlangers Ashur (Nick Tarabay) durchbrochen wird. Und vor allem dieser nimmt eine Kernrolle in "Spartacus: Vengeance" ein, die oftmals die Welt von Capua auf den Kopf stellt. Doch neben all diesen, vor allem männlich platzierten Figuren, sind es dennoch die Frauen, die die Geschichte der Serie vorantreiben. Durch Ränkespiele, ausnutzen oder täuschen, aber auch unterstützen, sind sie die eigentlichen Machtfiguren. Nur schade, dass die Autoren dies zum Finale hin doch zu sehr in den Hintergrund rücken lassen.

Während Story, Kamera, Schnitt, Figuren sowie der visuelle Stil ein Erlebnis ohne Gleichen parat halten, gibt es in "Spartacus: Vengeance" dennoch einiges zu kritisieren. So bleibt nicht nur die Darstellung von Sex oftmals ein zu sehr überzogenes Stilmittel, sondern auch der Mittelteil der Serie erweist sich an einigen Stellen als etwas zu Langsam. Doch während sich der Sog dennoch immer mehr entfaltet, hier vor allem durch den Auftritt einer bestimmten Figur, sowie die martialische Action immer mehr zunimmt, gibt es schließlich ein Finale, welches für alles entschuldigt. Was bleibt ist daher erneut ein erneut grandioser antiker gewaltvoller Trip, der einen förmlich nach Freiheit schreien lässt.

Fazit

Auch "Spartacus: Vengeance" entpuppt sich, trotz neuem Hauptdarsteller, als grandioser Serien-Trip in die kunstvolle Welt der Antike, welcher hinter Sex und Gewalt eine tiefgreifende Geschichte parat hält, die einen fesselt. Steven S. DeKnight kann so erneut einen Sog aus Intrigen, Leid sowie Rache offenbaren, der für Fans ein absolutes Muss darstellt. Trotzdem bleiben kleiner Schwächen nicht aus, sodass die dritte Staffel etwas hinter dem Prequel "Spartacus: Gods of the Arena" zurückbleibt.

Wertung: 8,5

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