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Weinberg - Die komplette Serie - Kritik

Stu

Von Stu in Weinberg - Die komplette Serie - Kritik

Weinberg - Die komplette Serie - Kritik Bildnachweis: © Studiocanal

Amnesie, Erscheinungen, Geister, Mord und alles innerhalb einer seltsamen Dorfgemeinschaft. Klingt nach Mystery, ist es auch, aber aus Deutschland. Bevor ihr jetzt die Seite schließt, weil ihr glaubt das kann ja nichts werden, bitten  wir euch dies nicht zu tun, denn diese Serie hat zwar Schwächen, sehenswert ist sie aber dennoch.

Story

Ein Mann erwacht auf einem Weinberg aus der Bewusstlosigkeit. Er weiß nicht wie er hierher kam, oder wer er ist. Über ihm, in den Ästen der Weinreben, hängt die Leiche einer Frau. Völlig desorientiert stolpert er den Hang hinunter und erreicht das nächste Dorf in dem er von der toten Frau berichtet. Doch als er mit Helfern zurückkehrt, ist die Leiche verschwunden. Zu seinem Entsetzen begegnet ihm die vermeintliche Tote lebendig im Dorf, sie ist die Weinkönigin des kleinen Ortes Kaltenzell. Als sie schließlich tatsächlich verschwindet, realisiert er, dass die Rätsel um seine Identität und das Verschwinden der Weinkönigin eng miteinander verwoben sein müssen. Als der Held der Geschichte Nachforschungen anzustellen beginnt, wird ihm klar, dass im Dorf einige Geheimnisse verborgen werden.

Kritik

Eingefleischte Serienfans oder Pay-TV-Gucker kennen den Sender TNT Serie vielleicht. In den Fokus der deutschen Fernsehöffentlichkeit rückte er aber vor allem, als die Verantwortlichen sich  trauten eine originäre, nationale Serie zu realisieren: Weinberg. Nein, es handelt sich dabei nicht um eine Sitcom oder Drama rund um eine Winzerfamilie. Die Produktion ist durch und durch eine Mysteryserie, eben ein Genre, was auf den ersten Blick absolut konträr zur heimischen TV-Landschaft ist. Wenn deutsche Sendeanstalten sich an Mystery versuchen, dann sind es entweder schlechte Kopien bekannter Werke aus dem Ausland, oder sie besitzen einen so uncharmanten, trashigen Habitus, dass sie fast unanschaubar sind. Bei Weinberg ist es aber anders.

Die Macher der Serie, die teilweise auch für den Erfolg der Dramedy Club der roten Bänder verantwortlich waren, vertrauen auf ihr eigenes Konzept. Hier wird nicht versucht Deutschland wie England oder die Vereinigten Staaten aussehen zu lassen. Es gelingt mit scheinbarer Mühelosigkeit nationale Ästhetik so einzufangen, dass es perfekt zum Sub-Genre eins Mystery-Thrillers passt.

Ja, die einzelnen Zutaten, Szenerien oder Charaktere, sind letztlich auch nur Blaupausen, aber sie wirken im Kontext zur Geschichte und deren Verlauf authentisch und unverzerrt. Das wirkt frisch, unverbraucht und macht einen Großteil des Reizes der Serie aus, die dieses Jahr mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde für ihre Idee und die Konzeption. Wobei die Handlung an sich erfahrene Thriller- und Mystery-Fans durchaus bekannt sein sollte. Sie beinhaltet alle möglichen Versatzstücke, die man so oder so ähnlich aus TV_ und Kino-Produktionen wie Twin Peaks, Broadchurch, Identität oder Silent Hill her kennt. Präsentiert werden diese aber meist recht effektiv.© Studiocanal

Dafür verantwortlichist vor allem die Location. Der Handlungsort, die Weinregion des Ahrufers, mit ihren Erhebungen, Wäldern, kleinen wie traditionellen Städten und Dörfern sowie den eingeschworenen Gemeinschaften geben ein stimmiges Bild ab. Gepaart mit den verschiedenen Figuren, die allesamt ihre Probleme, Geheimnisse, Neurosen und verborgenen, dunklen Seiten haben, ergibt dies ein Rundum-Glücklich-Paket für alle Mystery-Fans.

Mit gerade einmal sechs Episoden á ca. 55 Minuten haben die Macher auch einigermaßen gut die Zeit gefunden, um ihre Geschichte zu erzählen. Dennoch schleichen sich immer wieder zähe Momente und Längen in die Handlung und nicht jeder Spannungsbogen will auch wirklich funktionieren. Die zentrale Frage der Serie, die im Grunde der klassischen Whodunit-Formel folgt, bleibt aber fesseln und antreibend genug, um als Zuschauer mit dem namenlosen Mannn (Friedrich Mücke, Friendship!) den titelgebenden Ort rund um das Dörfchen Kaltenzell zu erforschen und dabei die verschiedensten Beziehungen zu den Bewohnern (u.a. die aus Man of Steel bekannte Antje Traue) aufzubauen.

Am Ende der Serie stellt sich letztlich aber doch etwas Ernüchterung ein. Zum Schluss bleibt viel Gehabe und etwas Getöse für eine Auflösung, die so oder so ähnlich schon in anderen Formaten zu sehen war. Wie bereits erwähnt, werden sich Mystery-Fans hier zu Hause fühlen, auch wenn sie nicht vom Ahrufer stammen. Aber dieser Zwang eine wasserdichte und schlüssige Lösung des Falles zu präsentieren, ist schon etwas enttäuschend. Weinberg schafft es nämlich mit viel Esprit den Wahnsinn immer wieder unterschwellig innerhalb der Serie aufblitzen zu lassen. Die eher konforme Auflösung will da nicht so recht reinpassen, sollte aber diejenigen zufriedenstellen, die offene Enden und Formate, die ihr Publikum mit dem gemachten Erfahrungen alleine lassen, um sich damit auseinanderzusetzen, nichts abgewinnen können. Sei's drum. Weinberg ist nicht der ganz große Wurf, aber ein klare Beweis dafür, was im deutschen Fernsehen heute möglich ist, wenn man nur will und couragiert genug ist.

Die Blu-ray

© Studiocanal

Die Serie bringt Studiocanal auf DVD und Blu-ray heraus. Uns stand ein BD-Rezessionsmuster zur Verfügung. Bild und Ton waren so gut wie makellos und fingen die Atmosphäre der gezeigten Bilder wirklich fulminant. Bei der Techni gibt es also nichts zu meckern. Anders sieht es beim Bonusmaterial aus. Gerade bei solch einer Serie wäre ein Blick hinter die Kulissen mehr als nur interessant gewesen. Doch leider gibt es  nur Trailer sowie ein unkommentiertes Mini-Making-of zum hübschen Vorspann. In der Kauf-Blu-ray soll zwar noch ein Booklet beiliegen, da uns dieses aber nicht vorlag, können wir leider nicht sagen, ob dieses die vertane Chance im Bonusbereich etwas ausbügeln kann. Trotz dieses Makel, sollten Mystery-Fans zugreifen. Weinberg ist ab sofort im Handel erhältlich.

Fazit

Das deutsche Fernsehen kann nur Standard-Krimis, Krankenhaus-Dramen und billige Kopien von großen Vorlagen? Nein, das stimmt nicht und "Weinberg" ist dafür nicht der beste, aber ganz klar ein sauberer Beweis.

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