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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Um die Liebeswirren des Zweiten Frühlings geht es in Another Year von Mike Leigh. Mary (Lesley Manville) ist eine Frau in den Vierzigern, die nach einer verkorksten ersten Ehe endlich den Mann fürs Leben sucht. In der Zwischenzeit ist sie ständig zu Besuch bei Gerri (Ruth Sheen) und Tom (Jim Broadbent), die seit Jahrzehnten glücklich miteinander verheiratet sind. Tom versucht Mary mit seinem alten Jugendfreund Ken (Peter Wight) zu verkuppeln, aber Mary hat fatalerweise ein Auge auf Gerris und Toms Sohn Joe (Oliver Maltman) geworfen. Als dieser eines Tages mit einer Freundin auftaucht, reagiert Mary sehr ungehalten, was die Freundschaft zu Gerri und Tom stark strapaziert.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Für mich ist das Glas immer halb voll.“, lächelt Mary (Lesley Manville) einmal. Doch hinter dem ostentativen Optimismus verbirgt sich in Mike Leighs Tragikomödie eine stille Traurigkeit. Meist ist das Glas für die geschiedene Sekretärin sogar voll bis zum Rand: mit Wein. Der Alkohol betäubt ihre überstrapazierten Nerven, während sie auf dem besten oder besser gesagt schlechtesten Weg ist, sich finanziell zu ruinieren. Marys Arbeitskollegin Gerri (Ruth Sheen) und ihr Ehemann Tom (Jim Broadbent) betrachten den Alkoholkonsum der lieben Freundin nachsichtig, wobei die Milde zum Teil auch bewusste Verleugnung ist.

Das ältere Paar lebt zufrieden in seinem Haus mit dem beschaulichen Garten, mit dessen Ertrag Gerri gemeinsame Gäste bei regelmäßigen Treffen bewirtet. Toms Jugendfreund Ken (Peter Wright), der sich vor einem drohenden Herzinfarkt herschleppt, umwirbt Mary ungeschickt. Ihre Schwärmerei für Gerris und Toms Sohn Joe (Oliver Maltman) wird von dessen Eltern nur belächelt. Hinter der lässigen Fassade sind die gealterten Protagonisten der nuancierten Dramödie brave Bildungsbürger, für die eine Frau mit einem jüngeren Partner undenkbar ist. Joe wiederum hat selbst seine Jugend aufgebraucht, ohne eine Partnerin zu finden. „Es ist nie zu spät.“, versichert Mary ihm und sich bei jedem Treffen tapfer. Doch langsam ist sie sich darin nicht mehr sicher.

"Das Leben kann hart sein.“, lässt Regisseur und Drehbuchautor Leigh seine Protagonisten in einer Szene verkünden. Diese spürbare Härte ist für sie kein Schicksalsschlag, sondern eine stumme innere Resignation. Die Figuren drücken sich vor der Erkenntnis, dass die große berufliche oder intellektuelle Leidenschaft in ihrem Leben nicht mehr kommen wird. Um einen romantischen Ersatz für die geistige Erfüllung zu finden, sind sie schon nicht mehr jung und frisch genug. So klammern sie sich mit verbissener Fröhlichkeit an die Hoffnung, dass doch noch was kommt.

Wenn wieder ein Jahr rum ist. In der Leichtigkeit der zurückhaltenden Alltagsszenen klingt verhalten die unerfüllte Sehnsucht an. Another Year steckt voll subtiler Komik und pointierter Dialoge. Es ist Schauspielkino im besten Sinne, hervorragend besetzt bis in die letzte Rolle. Die Collage fein gezeichneter Charakterporträts beobachtet zärtlich zwei Liebende, wie sie um ein Jahr altern. Gerri und Tom versorgen ihre Pflanzen, einander und ihre weniger glücklichen Freunde. Im Frühling schmieden sie Pläne, die sie im Sommer umzusetzen versuchen. Im Herbst verleugnen sie ihr Scheitern, noch scheinen die Aussichten golden wie das Laub. Im Winter zieht die Kälte in die Landschaft und die Seele ein und Mary steht plötzlich zitternd vor der Tür, auf der Flucht vor ihrer Einsamkeit.

Fazit

Leighs bitter-komisches Ensemblestück zeigt eine Gruppe seelisch isolierter Menschen, denen die Gegenwart eines glücklichen Paares in ihrer Mitte die eigene Einsamkeit noch qualvoller bewusst macht. Menschen wie Gerri und Tom haben ein Heim, Menschen wie Mary nur eine Wohnung.

Kritik: Lida Bach

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