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Inhalt

Axel verlässt New York, um in Arizona seinen Amerikanischen Traum zu verwirklichen. Er arbeitet zunächst als Autoverkäufer bei seinem Onkel Leo. Seine Träume scheinen in Erfüllung zu gehen, als er sich in die Witwe Elaine Stalker verliebt.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Unendlich müsste man sein. Unendlich wie die Eskimos, die ihre Toten, anders als es die allgemeine Annahme verlauten lässt, keinesfalls auf Eisflächen ablegen und auf das offene Meer hinaustreiben lassen, sondern sie immer in unmittelbarer Umgebung bei sich bewahren. In dieser Unendlichkeit schwelgt gedanklich auch der 23-jährige Axel (Johnny Depp, Edward mit den Scherenhänden), der immer wieder von den indigenen Völkern des nördlichen Polargebietes träumt und damit gleichwohl seine größte Sehnsucht offenlegt: Er möchte ungebunden sein; möchte seinen Tag gestalten, wie es ihm passt, jenseits aller gesellschaftlichen Regressionen. Mit der Existenz in New York, wo er sich auf einem Boot etwas Geld dazu verdient und in Fischaugen immer wieder sein ganzes Leben zu erkennen glaubt, kann er sich zwar arrangieren, zur absoluten Erfüllung aber fehlt dann doch noch einiges.

Aus Höflichkeit versucht er sich als Verkäufer in der Cadillac-Filiale seines Onkels Leo (Jerry Lewis, The King of Comedy), dessen Berufseinführung für Axel dementsprechend ausfällt, dass er üben muss, sich besonders sexy auszudrücken. Die Tätigkeit im Autohaus könnte Axel in bürgerliche Schalen führen, die zwar Sicherheit, aber auch Enge versprechen. Der Traum von Unendlichkeit ist also erst einmal der ganz alltägliche Alptraum des gesellschaftlichen Anpassungszwang. Jedenfalls fast, würde Axel nicht auf Elaine (Faye Dunaway, Chinatown) und ihre Stieftochter Grace (Lili Taylor, Das Geisterhaus) treffen, die ihn und seinen Cousin Paul (Vincent Gallo, Buffalo '66) mit zu sich auf ihr ländliches Anwesen nehmen. Was darauf folgt, ist eine gleichermaßen herzzerreißende wie herzerwärmende Rhapsodie über den Preis, den man zahlen muss, um Träume verwirklichen zu können.

Die vierköpfige Protagonistenkonstellation, die hin und wieder von einem herrlich verschrobenen, aber ungemein liebenswerten Jerry Lewis flankiert wird, ergibt sich gleichermaßen ihren individuellen Traumvorstellungen: Axel möchte sich bar jeder Kontrolle entfalten, Elaine träumt vom Fliegen, Paul sieht sich als phänomenaler Schauspieler, der sich nach seinem Durchbruch sehnt und Grace? Grace versucht dem dominanten Schatten ihrer Stiefmutter zu entwachsen – sie träumt von einer eigenen Persönlichkeit, die endlich wahrgenommen werden soll. Arizona Dream, inszeniert von einem durch seine politischen Kontroversen reichlich ins Schwanken geratenen Emir Kusturica (Schwarze Katze, weißer Kater), versteht es auf ungemein feinfühlige Art und Weise aufzuzeigen, wie es sein muss, sich immer tiefer im dicht bewachsenen Dschungel der Träume zu verlaufen. Alle Charaktere stoßen irgendwann an die Grenzen ihrer Bedürfnisse.

Axel, der zu Beginn seine Liebe zu New York damit erklärt, dass man in dieser Stadt jeden sehen kann, ohne jemals selbst gesehen zu werden, muss verstehen, dass alle Träume zum Scheitern verurteilt sind, wenn man immerzu darum bemüht ist, nicht gesehen zu werden. Unsichtbarkeit und Unendlichkeit sind keine deckungsgleiche Ausdrücke, was auch eine Lektion von Arizona Dream sein kann, wenn es in diesem gerne so intuitiven wie absurden Werk denn überhaupt eine Lektion geben sollte. Tatsächlich aber ist dieser von Alltagspoesie regelrecht übermannte Film von einer lyrischen und surrealen Schönheit beseelt, die letztlich dafür sorgt, der Zerstörung des amerikanischen Traum, den jeder hier auf seine eigene Art sucht, nicht nur eine bittere, sondern auch süße Note zu verleihen. Unendlichkeit findet man vielleicht nur in seiner Sterblichkeit, aber immerhin findet man sie.

Ein fliegender Fisch wird zum Symbol der Hoffnung, ein die Länder überquerender Ballon kann diese Hoffnung wieder nehmen. Am Ende bleibt die Flucht immer eine Option, wenn man denn den Mut aufweist, gesehen zu werden; wenn man den Mut aufweist, für seine Sehnsüchte zu kämpfen, vielleicht auch bis in den Tod. Zwischen brüllend komischen Sequenzen, die vor allem von einem famos aufgelegten Vincent Gallo ausgehen, ist Arizona Dream in seiner sprudelnden Phantasie auch eine emotionale und in ihrer Skurrilität durchweg charmante Liebeserklärung an das Geschichten erzählen an und für sich. Beeindruckend ist auch zu sehen, wie unverkrampft das namhafte Ensemble sich dem symbolbehafteten Geschehen hingibt. Ein noch lange nicht verbrauchter Johnny Depp trumpft in der Hauptrolle groß auf, über Faye Dunaway und Jerry Lewis müssen keine Worte mehr verloren werden. Die wahre Entdeckung aber ist Gallo, dessen Der unsichtbare Dritte-Abhängigkeit Applaus verdient.

Fazit

Ein Film, der dem Zuschauer Flügel verleiht und ihn bis zum Mond aufsteigen lässt. Emir Kusturica zeichnet sich mit "Arizona Dream" für eine wunderbar lyrische und gleichermaßen phantasievolle Ode an das Träumen verantwortlich, die gleichermaßen aufzeigt, welchen Preis man bezahlen muss, um diese Träume zu verwirklichen. Es ist Kusturicas ganz persönlicher Umgang mit dem amerikanischen Traum – und der ist charmant, originell und berührend. Nicht zuletzt dank den tollen Schauspielern.

Kritik: Pascal Reis

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