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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Anfang 30 stehen Burt und Verona vor einer großen Zäsur. In drei Monaten wird ihr erstes Kind geboren und damit ihr sorglos ungeplantes Leben kräftig durcheinander gebracht werden. Als Burts Eltern durch Spontanumzug nach Europa als Ratgeber ausfallen, reist das Paar durch Amerika, besucht Freunde und Verwandte, um einen neuen Lebensraum für ihre Kleinfamilie und mögliche Erziehungshilfen zu finden. Die perfekte Familie aber begegnet ihnen nirgendwo, aber irgendwo ist ein Ort, an dem sie diese schließlich selbst aufzubauen versuchen.

Kritik

Sam Mendes ist einer der wenigen Regisseure, denen man getrost nachsagen kann, dass sie bisher eine Karriere ohne nennenswerte Ausrutscher hingelegt haben. Anhand seiner acht Kinofilme von American Beauty (1999) bis 1917 (2019), die in einem Zeitraum von 20 Jahren erschienen sind, wird einmal mehr das Rezept für ein makelloses Gesamtwerk deutlich: Gut Ding will Weile haben. Es wäre jedoch unfair zu behaupten, ein herausragendes künstlerisches Talent würde nicht auch eine Rolle dabei spielen. Dieses stellte Sam Mendes bereits vor seiner Filmkarriere als Theater-Regisseur unter Beweis. Wirft man einen Blick auf seine Schaffenszeit als Kino-Regisseur, kann einem die kleine Produktion Away We Go – Auf nach Irgendwo aus dem Jahre 2009 ins Auge fallen. Nachdem Mendes die erste Wiedervereinigung von Kate Winslet und Leonardo DiCaprio nach Titanic gelungen war (Zeiten des Aufruhrs) und bevor er sich in das Bond-Franchise einschaltete, widmete er sich einem kleinen aber feinen Roadmovie, das sein Genre bereits im Titel anklingen lässt.

Seine unverblümte Ausdrucksweise und Authentizität macht Away We Go bereits in der Eröffnungssequenz deutlich. Darin zeigt das drei Monate vor der Geburt seines Kindes stehende Paar Verona (Maya Rudolph, Brautalarm) und Burt (John Krasinski, A Quiet Place) beim Oralsex allzu menschliches Verhalten. Und schon in dieser Szene machen es einem die offenherzig-ehrliche Verona und der tollpatschig-liebenswerte Burt schwer, mit der Sympathie für die Figuren dieses Films hinterm Berg zu halten. Nur zu gerne begeben wir uns mit dem Anfang 30-jährigen Paar auf eine Reise durch Amerika und Kanada und folgen damit der Fantasie – und eventuell auch realen Lebenserinnerung – von Drehbuchautor Dave Eggers (The Circle) und seiner Frau Vendela Vida.

Dabei dürfte es für viele von uns nachvollziehbar sein, wie aufgeregt und selbstkritisch Verona und Burt dem Beginn einer neuen Lebensphase entgegensehen. Sie stehen zwar beide mit mehr oder weniger festen Beinen im Job, geraten aber durch die Aussicht auf den Nachwuchs gehörig ins Wanken. Das im Bauch der Mutter heranwachsende Kind ist für sie der Anlass, ihr Leben zu hinterfragen. Sie merken, dass nun wirklich bald der Zeitpunkt gekommen ist, wo sie Verantwortung übernehmen müssen. In der Selbstverunsicherung gefangen, suchen sie sowohl nach einem geeigneten Zuhause für ihr Kind wie auch nach Vorbildern, die ihnen den Umgang mit der neuen Herausforderung erleichtern. An möglichen Rollenmodellen für Verona und Burt bietet der Film die gesamte Bandbreite an Charakteren mit den verschiedensten Lebensentwürfen. Ein Einblick in das Leben von Lily, Veronas ehemalige Chefin, lässt uns einerseits aufgrund ihres prolligen und schrägen Auftretens – großartig gespielt von Allison Janney (I, Tonya) – herzlich lachen und andererseits im Hinblick auf ihre desaströsen Familienverhältnisse nachdenklich werden.

Meist gelingt es Away We Go, die Gefahren einer klischeebehafteten Überzeichnung von Figuren zu umschiffen, indem er ihnen die gehörige Portion authentischer Menschlichkeit mitgibt. Bei der von Maggie Gyllenhaal (Crazy Heart) gespielten Hippie-Mutter und Jugendfreundin von Burt, die mit rigiden Erziehungsvorstellungen abschreckt, leistet sich das Drehbuch jedoch den ein oder anderen Fehltritt. Doch diese Episode ist schnell überstanden und wir begeben uns, untermalt von einem wunderbar zusammengestellten Indie-Pop-Soundtrack, in die nächste Begegnung mit Menschen, die ihre eigenen Probleme und Vorstellungen vom Leben haben. Und am Ende wartet dieser genauso erheiternde und beschwingende wie nachdenkliche und reflektierende Film mit einer Botschaft auf, die das Zeug zu einem universellen Sinnbild hat.

Fazit

Auf den ersten Blick wirkt Sam Mendes´ Road-Movie „Away We Go“ wie eine verspieltere und unreifere Version seines Vorgänger-Films „Zeiten des Aufruhrs“. Man tut „Away We Go“ jedoch Unrecht, wenn man die Messlatte eines auf einem literarischen Jahrhundertwerk basierenden Films anlegt. Denn abgesehen von vereinzelten Unzulänglichkeiten im Drehbuch ist diese Geschichte über ein Paar, das ein Zuhause und ein Vertrauen in sich selbst sucht, unwiderstehlich authentisch und herzergreifend gespielt. Und damit ist Sam Mendes hier wieder das Gegenteil von einem Ausrutscher gelungen!

Kritik: Jonas Göken

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