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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Es geht um Gregor Samsa, einen abgehalfterten Regisseur Ende fünfzig, der sein Leben Revue passieren lässt. Dass er es als Kulturarbeiter verschwendet hat, trägt nicht gerade zu seiner Freude bei.

Kritik

In der ersten Szene setzt Bad Director unmittelbar seine Marschrichtung. Die Titelfigur penetriert keuchend die über einem Waschbecken gebeugte Frau, während diese zwischen gelangweiltem Lustgestöhne einen Döner genießt. Wer diese heruntergefahrene Beschreibung als überzogen, albern oder schockbezogen empfindet, sollte sich wohl darauf einstellen, den Kinosaal vor dem Abspann zu verlassen. Oskar Roehler zögert nicht, anzuecken und Kontroversen zu provozieren, und er streckt vor allem dem filmischen Establishment den Mittelfinger entgegen. Die Präsentation auf der Leinwand vereint Satire, Schreikrampf und Selbsttherapie eines Künstlers, dessen filmisches Alter Ego eine Fusion aus Intellektualität und Beavis & Butthead darstellt.

kämpft sich durch die rudimentäre Handlung, die aus ausufernden Szenen besteht, die mitunter fast trotzig bis zum Exzess ausgespielt werden. Auf den ersten Blick sind keine großen Aufwendigkeiten erkennbar. Die Inszenierung, ebenso wie das Spiel der Besetzung, wirkt volkstümlich vereinfacht, jedoch keineswegs reizlos. Im Gegenteil, der Kontrast zwischen den oft cartoonhaften Figuren und der nicht abzuschüttelnden Künstlichkeit der Kulissen schafft interessante Räume für Interpretationen. Elegant ist das nicht. Der Bad Director wütet wie eine Dampfwalze. Roehler kümmert sich wenig um Etikette und nutzt Masuccis Figur als Megafon mit aufgedrehtem Lautstärkeregler. Das wirkt wie ein Befreiungsschlag, aber auch wie ein Donnerwetter von einem Künstler, der sich niemandem mehr beweisen will.

Roehler bequemt sich nicht auf den Thron der Rechtschaffenheit. Sein Alter Ego ist ein Drecksack, ein intellektueller Trottel mit einem Fetisch für Schulmädchenunterwäsche, der vieles hasst, am meisten aber sich selbst. Ein Mann, der Anerkennung fordert, aber diese nicht zurückgeben kann (und teilweise auch nicht will). Ein Scheusal, das Masucci hinreißend im totalitären Overacting-Modus mit dick aufgetragener Maskerade und Kostümierung verkörpert. Fast so, als ob Roehler allen Erwartungen an Authentizität kräftig zwischen die Beine treten würde. Diese Darbietung wird nicht jedem schmecken, und damit dürfte er sein Ziel wohl erreicht haben. Bad Director ist von vorne bis hinten darauf aus, uns zu missfallen. Es ist eine Provokation, die mit Melancholie, Pessimismus, Gesellschaftskritik und Selbstreferentialität arbeitet.

Das erinnert an den großen Provokateur der französischen Literaturszene, Michel Houellebecq. Einer seiner erfolgreichsten Romane war Elementarteilchen, der 2006 von Roehler in einem Kinofilm adaptiert wurde. Nach Sichtung von Bad Director mag es kaum abzustreiten sein, dass Roehler viel übrig hat für Houellebecq. Die größte literarische Anspielung verbirgt sich aber im Namen des Bad Directors: Gregor Samsa. Zweifelsfrei kein Zufall und wahrscheinlich mit Hintergedanken gewählt, steht dieser Name für eine der wichtigsten Figuren innerhalb der Kunst und Literatur, wenn es um Veränderung und Isolation geht. Transformiert sich Samsa in Kafkas Die Verwandlung in einen Käfer, so ist der Samsa in Roehlers Film schon längst ein isoliertes Insekt. Ein nerviges Getier, das sich selbst nie sicher ist, ob es nun aufbegehren oder aufgeben soll. Am Ende sind ihm beide Optionen zu wider.

Letztlich kämpft er sich an Kompromissen ab, die ihn nur weiter ins Elend und in den Wahnsinn treiben. Wie ein Kompromiss fühlt sich dann auch Bad Director an. Denn so gallig und giftig die Provokation gegen Kulturbetrieb, Kunstwirtschaft und Egomanien auch sein mag, richtig weh tut es dann doch nicht. Immerhin sorgt der Film (ob nun unbeabsichtigt oder beabsichtigt) für einen schönen Meta-Gag: In einer Szene wird kurz, aber durchaus mit Schmackes, gegen die deutsche Filmförderung geschossen. Genau die Filmförderung, die diese Romanverfilmung zum Großteil mitfinanziert hat. Das hat etwas. Das hat böse Komik, genau wie ein Fünkchen Tragik. Wie gesagt, hier geht es um Kompromisse.

Fazit

Masuccis überzogene Performance und Roehlers künstlerischer Ungehorsam machen "Bad Director" zu einem provokanten, wenn auch nicht schmerzhaften Erlebnis. Ein polemisches Donnerwetter, das an Houellebecq erinnert und vermutlich mehr irritiert als begeistert, was gerne als Lob interpretiert werden kann.

Kritik: Sebastian Groß

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