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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

1945 kommt der frisch zum Wehrdienst eingezogene Eugene Morris Jerome zur Grundausbildung nach Biloxi, Mississippi. Dort eckt er, wie aber praktisch sein gesamter Zug von Frischlingen, sofort mit dem gnadenlosen Ausbilder Sgt. Toomey an, der über eiserne Disziplin und Kollektivbestrafungen einen Einheit bilden will. Dabei haben die oftmals noch sehr grünen Jungs nicht mal ihr bisheriges Leben richtig auskosten können.

Kritik

Biloxi Blues beruht auf dem gleichnamigen, 1985 uraufgeführten Bühnenstück von Broadway-Veteran Neil Simon (Ein seltsames Paar), der hier nicht nur wie zu den meisten seiner Filmadaptionen selbst das Script beisteuerte, sondern unmissverständlich auch wenigstens semi-autobiographische Erfahrungen mit einfließen lässt. Der Protagonist Eugene Morris Jerome (Matthew Broderick, Godzilla) kann durchaus als ein Alter Ego seines Schöpfers interpretiert werden, obwohl genauere Belege dafür nicht direkt vorhanden sind. Zu detailliert schildert er die Grundausbildung eines intellektuell geprägten, im Lebenspraktischen allerdings noch sehr unerfahrenen Grünschnabels aus Brooklyn, der kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges noch droht für den Fronteinsatz gedrillt zu werden. Diese Darstellung bewegt sich etwas schwammig zwischen Komödie, Satire, Drama, Gesellschaftsstudie und Coming-of-Age. Zwischen Full Metal Jacket, Breakfast Club – Der Frühstücksclub und dem ersten Eis am Stiel. Geht nicht? Eben, eigentlich nicht. Wenigstens nicht so wie gewollt.

„Seldrige, you would need three promotions to get to be an asshole!

Ein ganzer Zug halbstarker Wehrpflichtiger wird kurz vorm noch nicht direkt abzusehenden Ende des Zweiten Weltkrieges nochmal für den Ernstfall vorbereitet. In Biloxi, mitten im kochend heißen Mississippi, hat Sgt. Toomey (Christopher Walken, Die durch die Hölle gehen) uneingeschränkt das Sagen. Dies untermauert er von Anfang an durch seine widerliche, sadistische Hardliner-Strategie. Wer anfangs noch unbedarft leicht aus der Reihe tanzt, wird sofort zur Arschgeige auf Lebenszeit auserkoren. Inklusive Folgen für die Gemeinschaft. Mit der Intention durch Unruhe in den eigenen Reihen die Disziplin wirkungsvoll zu etablieren. Angst vor Kollektivstrafen soll einen selbstreinigenden Prozess in Gang bringen. Militärische Entmenschlichung, die zunächst auf relativ amüsante Weise eingeleitet wird, aber irgendwann (Gott sei Dank) an Ernsthaftigkeit gewinnt. Somit ist Biloxi Blues – obwohl es offenbar heute noch als eine Art Ferris-macht-blau-Mogelpackung vermarktet werden soll (siehe das Cover der aktuellen BD) – eigentlich nur ein am Rande humorvoller Film, der trotzdem nicht so richtig einen konsequenten, gemeinsamen Nenner findet.

Die ernsten Untertöne – sei es die Debatte über Rassismus oder die damals noch wesentlich kontroverser geführte über die sexuelle Ausrichtungen – nehmen deutlich zu und auch der Coming-of-Age-Part beansprucht immer mehr Raum. In Details kann Biloxi Blues absolut relevante Aspekte ernsthaft skizzieren, vermag sie nur sehr bedingt in ein seriöses, nicht angreifbares Ganzes zu transferieren. Selbst ein vermeidlich starkes Finale wird durch eine drangeklatschte, nostalgisch verklärte und (unabsichtlich?) Militär-bejahende Botschaft verwässert, obgleich die Geschichte doch eher in die andere Richtung tendierte. Es werden bewusst diskussionswürdige, wichtige Themen angerissen, befriedigend aufgearbeitet aber keines. In Momentaufnahmen kann der Film trotzdem gefallen, was neben der grundsätzlichen Veranlagung natürlich besonders an dem hervorragenden Cast liegt. Matthew Broderick und Christopher Walken sind dabei verlässliche Größen, aber auch die kleinen Namen wie Corey Parker (9 ½ Wochen) oder Markus Flanagan (Blue Steel), die erst und oftmals einmalig wirklich auf sich aufmerksam machen können, wissen zu überzeugen.

-„Hit the dirt?“

-„Hit the dirt!“

Fazit

Seltsam, wie Regisseur Mike Nichols nach seinen zwei Debüt-Meisterwerken „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ und „Die Reifeprüfung“ Stück für Stück an Bedeutung verloren hat, ohne das es sich so richtig greifen ließ. Seine Filme wurden einfach banaler. Trotz stets guter Voraussetzungen. „Biloxi Blues“ ist dafür ein  - immerhin noch nicht negatives – Paradebeispiel. Ambitioniert, nicht unfähig, aber überfordert. Mit relativ wenig. Sonderbar.

Kritik: Jacko Kunze

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