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Quelle: themoviedb.org

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In "Dark Glasses" sieht es ein Serienmörder auf Prostituierte ab, die er mit einer Cellosaite stranguliert. Als eine Frau entkommen kann, verfolgt er sie in einem weißen Van und provoziert einen Unfall: die Frau erblindet. Doch der Täter will sie tot sehen und so beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel, das Dario Argento im Gewand eines gradlinigen Giallos präsentiert. 

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Dario Argento  ist zurück - mit ihm der Giallo, wie er ihm in den 70er und 80er-Jahren mit zum Kultgenre verhalf. Die Mischung aus einem Whodunit-Plot, der schon fast nicht mehr als solcher durchgeht, ausgestellter Bildsprache und gradliniger Erzählweise wurde von zeitgenössischen Kritiken bestenfalls als Trash, teils sogar als ausbeuterisch abgetan. Das vor allem aufgrund des simplen Umgangs mit sexualpsychologischen Verhaltensmustern und Geschlechterverhältnissen. Heute ist klar, dass es nicht nur prägend für den Slasher-Film war, sondern auch aus einer Tradition hervortrat,  die sich der voyeuristischen Neugierede des Publikums im besonderen Maße bewusst war, während es mit dessen Sehgewohnheiten brach.  

Dark Glasses setzt nach einigen Ausflügen Argentos dort wieder an und rennt offene Türen ein: Neben psychologisierenden Werken, die das Horrorgenre aus der Krise reiner Geisterbahneskapaden befreiten, ist ein reduzierter Film, der das Psychologische bloß als triebhaften Anlass nutzt, eine willkommene Abwechslung. Das gilt besonders, wenn er zu den inszenatorischen Wurzeln eines Kultregisseurs zurückkehrt. Argentos neuestes Werk kann nicht mehr provozieren, dafür aber widerspenstig bleiben. So führt er die Eigenarten, die sein bisheriges Schaffen auszeichneten, konsequent fort und zementiert damit seine künstlerische Identität als Autorenfilmer und Genre-Purist.

So erinnert der wunderbare Score an die Stücke der Progressive Rock-Band Goblin und treibt wie schon in großen Filmen à la Suspiria  erneut wummernd durch Laternenlichter und schaurig angestrahlte Raumauschnitte. Neben dem markanten Einsatz von Licht und Dunkelheit nimmt wieder die Räumlichkeit eine zentrale Stellung in seinem Werk ein, indem es mit dem kontraintuitiven Bild einer leeren und faden Stadtmetropole aufwartet, in der sich die erblindete Protagonistin Wege der Flucht erschließen muss. All das trägt jedoch nicht die Handschrift eines billigen Ausflugs in vergangene Tage, der die eingeschworene Fangemeinde glücklich stimmen möchte, sondern steht für eine Art des Filmemachens, der Argento treu geblieben ist und die losgelöst von einer Genre-Perspektive nicht funktionieren mag. Deutlich wird das an der eigenständigen Stellung, die der Film im Gesamtschaffen des Regisseurs findet. So ist er trotz seiner klassischen Ausrichtung in Bezug auf die Figurenzeichnung und Szenengestaltung merklich im 21. Jahrhundert angekommen. Auch das zu Beginn eingeführte Motiv der Sonnenfinsternis trifft einen übersinnlichen Ton, der nur in der Latenz schlummert, doch unseren Blick auf die folgenden Geschehnisse mitfärbt. 

Die authentische Selbsttreue des Großmeisters macht sich währenddessen an seinen unverstellten Schwächen fest, die der Qualität des Filmes keinen Abbruch tun, sondern dessen zwielichtige Stimmung untermalen. Diese beziehen sich vor allem auf die übermäßige Score-Präsenz, die gar nicht übermäßig genug sein kann,  und das Drehbuch, das im letzten Drittel Kontinuitätsprobleme hat und seine Charaktere unter Motiven versammelt, die kitschig wie ikonisch daherkommen: der weiße Van des Triebtäters, der Hund als Freund und Helfer, das Opferbündnis, die schwarze Sonnenbrille einer erblindeten Schönheit. Argento aktualisiert demnach seine Handschrift, um uns einen Genre-Film zu präsentieren, nach dem man sich in seiner aktualisierten Unverstelltheit nur sehen konnte.  

Fazit

Mit "Dark Glasses" setzt Dario Argento in seinem Spätwerk wieder dort an, wo er sein Frühwerk begonnen hat, ohne einer nostalgischen Rückschau zu verfallen. Stattdessen führt er seinen Stil konsequent fort und präsentiert einen Genre-Film, der in seiner Unverstelltheit begeistert und ein gutes Kontrastprogramm zum psychologisierenden und politisierenden Trend des aktuellen Horrorfilms darstellt. 

Kritik: Maximilian Knade

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