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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

David entkommt aus einer gefängnisähnlichen Anstalt und ist auf der Flucht vor Verfolgern, die offenbar den Staat wie das Militär hinter sich haben. Er findet bei dem Ehepaar Thomas und Julia Zuflucht, das zurückgezogen in den Cevennen lebt. David überzeugt sie von seiner Geschichte, ohne ihnen verraten zu wollen oder zu können, warum er verfolgt wird. Sie unterstützen ihn bei der Flucht über die spanische Grenze, doch gerade Julia kommen währenddessen immer deutlicher Zweifel, ob sie David trauen können – oder ob er gar ein gefährlicher Irrer ist.

Kritik

Das Kino der 70er Jahre war durchzogen von paranoiden Verschwörungs-Gedankenspielen, die natürlich ihren Ursprung im zeitaktuellen Welt- und Gesellschaftsgeschehen hatten. Dies brachte zahlreiche Klassiker dieses Genres hervor, sowohl in Hollywood wie in Europa. Etwas unter dem Radar kreist seit jeher Das Netz der tausend Augen von Regisseur Robert Enrico (Abschied in der Nacht), obgleich er immer wieder mit überdurchschnittlichen guten Kritiken aufwarten konnte, sich trotzdem aber nie eine sonderlich große Popularität aneignete. Es mag womöglich auch daran liegen, dass der Film wenig am konventionellen Gut-Böse-Schema interessiert ist und statt plakativer Popcorn-Spannung mit simplem Showdown-Value bedeutend subversiver mit den puristischen Methoden des Genres hantiert. Gerade das macht ihn in seinem fast schon bescheidenden Auftreten umso beeindruckender und versetzt den Zuschauer auf clevere Art und Weise in die gleiche, unangenehme Situation wie die seiner Figuren.

Gemeint sind damit in erster Linie das Ehepaar Thomas (Philippe Noiret, Cinema Paradiso) und Julia (Marlène Jobert, Der aus dem Regen kam). Diese gewähren dem mysteriösen David (Jean-Louis Trintignant, Liebe) Unterschlupf, obwohl er scheinbar übermächtige und rücksichtslose Verfolger im Nacken hat. David offenbart ihnen sein Geheimnis (so auch der Originaltitel Le Secret) noch nicht mal, da er glaubt, sie dadurch im Fall der Fälle zu schützen. Irgendwas hat er wohl mehr oder weniger zufällig erfahren, weswegen er nun ausgeschaltet werden muss. David ist intelligent, relativ sympathisch und wirkt trotz den extremen Umständen bei klarem Verstand, weswegen der ohnehin system- und gesellschaftskritische Schriftsteller Thomas kaum einen Zweifel an seiner Geschichte hegt. Etwas anders gestaltet sich das mit der Zeit bei seiner Gattin Julia. Nachdem sich einige angebliche Gefahrensituationen als paranoide Luftblasen entpuppen, erwägt sie eher das andere Szenario: David könnte ein aus gutem Grund von staatlichen Institutionen Gesuchter sein oder – vermutlich noch schlimmer – ein Wahnsinniger, der sich das alles nur einbildet und somit komplett unberechenbar ist.

Das Spiel mit dem Zuschauer ist die ganz große Stärke von Das Netz der tausend Augen. Dabei wird nicht das Hitchcock-Verständnis von Suspense gewählt, das dem Publikum gerne einen begrenzten Wissensvorsprung vor den Figuren einräumte und seine Spannung aus deren „überlegenen“ Position bezog. Hier ist es der fast komplette Entzug von diesem Vorsprung bzw. diese paar Häppchen sogar als zusätzlich irritierendes Element zu verwenden. Wir wissen, dass David aus einer seltsamen, Kerker-ähnlichen Einrichtung geflohen ist und dafür einen Wärter ermorden musste. Wir erleben Flashbacks, die von Folter und Gewalt ihm gegenüber zeugen, aber für nichts davon eine glaubhafte Erklärung. So stellt man sich anfangs klar auf seine Seite, verliert dieses Vertrauen aber im Zuge diverser Ungereimtheiten. Diese ambivalente Position wird stellvertretend von den beiden ihn begleitenden Eheleuten übernommen, die sich daran irgendwann in eine missliche Lage begeben. Er glaubt ihm trotz aller Widerstände – weil er es einfach will. Aus Abenteuerlust und da es seine systemkritisch-hinterfragende Ansicht bestätigt. Sie hinterfragt hingegen die immer abenteuerlicher werdenden Thesen und sieht die klaren Fehler in der Geschichte umso deutlicher. Eine Spaltung findet statt und was der Film hervorragend einarbeitet, ist die unbequeme Situation des neutralen Beobachters. Er steht genau in der Mitte und exakt das ist das Anliegen.

Einer von beiden liegt völlig falsch – aber kann sich einen Irrtum nicht (mehr) erlauben. Das ist der hochspannende Konflikt, mit dem Das Netz der tausend Augen sich geschickt konzipiert immer weiter hochschaukelt und am Ende gar einen waschechten Macguffin raushaut, der aus Spoiler-Gründen hier nicht genauer beschrieben werden darf. Da wäre Hitchcock, auch wenn die Vorgehensweise seine These von Suspense beinah schon auseinandernimmt, bestimmt etwas neidisch gewesen. Seine Meinung dazu wäre spannend, theoretisch hätte er ihn noch sehen können.

Fazit

Ein raffiniertes Verwirrspiel, das sich bis zum dramatischen wie verstörenden Schluss nicht einen Millimeter mehr als gewünscht in die Karten gucken lässt. Da sehen viele ach so angeblich überraschend angepriesene Twist-Heuler ganz alt aus. Der Twist ist hier nicht die völlige Kehrtwende, sondern die durchgehende Anwesenheit zweier Theorien, die bis zur letzten Minute beide so plausibel wie fragwürdig wären. Und da am Ende sogar die größte Problem-Hürde übersprungen wird, beweist nur wie clever der Film doch ist.

Kritik: Jacko Kunze

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