Wer in den 90ern aufwuchs, dürfte die Zeichentrickschmiede Hanna-Barbera und ihre Produktionen kennen, die ein maßgeblicher Bestandteil des samstäglichen Vormittagsprogramms des Privatfernsehens waren. Angefangen haben William Hanna (Just Ducky) und Joseph Barbera (Happy Go Ducky) jedoch bereits deutlich früher und erschufen in den 40ern bereits für MGM die Zeichentrickfilmreihe Tom und Jerry. Nach dem MGM sein Animationsstudio schloss, machten sich beide mit Hanna-Barbera-Productions selbstständig und entwickelten sich zu Pionieren des Unterhaltungsfernsehens. Ab 1957 produzierten sie regelmäßig Zeichentrickserien, die zunächst zur Hauptsendezeit liefen und ab den 70ern zunehmend eine feste Größe im vormittäglichen Programm wurden. Die Produktionen ihres Studios waren die ersten, die ausschließen für das Fernsehen entwickelt wurden. Dabei erschufen sie zahlreiche Klassiker, die noch heute eine große Bekanntheit genießen, wie die Familie Feuerstein, Yogi Bär, Scooby Doo und Die Schlümpfe. Mittlerweile haben diese sogar einige Realverfilmungen bekommen, die mal mehr, mal weniger gelungen waren.
Natürlich gab es noch zahlreiche weitere Serien mit einem unterschiedlichen Bekanntheitsgrad. Zu diesen gehören auch Die Jetsons, die quasi das Pendant der Familie Feuerstein sind. Als Familie aus der Zukunft leben sie zwar in einem Zeitalter mit fliegenden Fortbewegungsmitteln, Bildtelefonen und Roboterangestellten, haben aber die gleichen alltäglichen Probleme. Auch die Zukunft kennt Stau, launische Arbeitgeber und gebrochene Teenagerherzen. Eigentlich kein anderes Erfolgsrezept, als bei den Feuersteins, denn die Welt der Jetsons ist mit einigen netten und kreativen Einfällen gestaltet. Allerdings waren die Jetsons nie so erfolgreich wie die Feuersteins und wurden nach der ersten Staffel 1963 bereits wieder abgesetzt. Doch im Zuge zahlreicher Wiederholungen im morgendlichen Wochenendprogramm entwickelte die Serie einen gewissen Kultstatus und erhielt Mitte der 80er nochmals 2 Staffeln. 1987 folgte ein Crossover mit den Feuersteinsals Fernsehfilm, doch ein großer Erfolg wollte sich dennoch nicht einstellen.
Umso überraschender ist es, dass die Serie dann 1990 als Abschluss einen Kinofilm spendiert bekam, der aber ebenfalls hinter den Erwartungen zurückblieb. Das verwundert auch nicht, denn der Film ist eigentlich nur eine überlange Folge der Serie und wohl eher als Fanservice zu betrachten. Dabei hat nicht nur die Serie ihren Charme, sondern ebenso der Film, der sich als familientauglicher Spaß für alle Altersgruppen entpuppt. Ja, die Handlung ist recht simpel und die Gags zünden nicht immer, aber zumindest bleibt man sich treu. Die Jetsons verzichten auf Zoten und dergleichen und lassen sich, was den Humor angeht, nicht mit den späteren Weltraumabenteurern aus Futurama vergleichen, aber dafür gibt es die klassische Cartoonunterhaltung, wie man sie aus den zahlreichen früheren Zeichentrickserien kennt. Mal fällt etwas auf den Kopf, mal klappt das Bett zusammen, während jemand darin schläft. Hier hätte es gern noch etwas mehr sein können. Optisch wirken die Jetsons im Vergleich zur Serie etwas aufgepeppter und farbenfroher. Der Stil lässt sich als futuristischer 70s Style beschreiben, wie er aus der Serie bekannt ist, was jedoch irgendwie sympathisch und nostalgisch wirkt.
Inhaltlich erzählt der Kinofilm eine bereits vielfach erzählte Geschichte. Vater George wird befördert und zugleich versetzt und die ganze Familie muss umziehen und Freunde und Schule zurücklassen und sich neu einleben. Liebeskummer für Tochter Judy inklusive. Doch da ist tatsächlich noch mehr. Eine gewisse Gesellschafts- und Kapitalismuskritik hatte die Serie schon zu bieten, was sich vor allem in Georges Arbeitsalltag zeigt, der davon geprägt ist, immer als Sündenbock für seinen Chef herhalten zu müssen, der seinerseits niemals seine Versprechen einhalten will. Der Film übt zudem Kritik an Umweltverschmutzung, der Zerstörung von Lebensraum, die Ausbeutung anderer Kulturen und der Wegwerfgesellschaft. Kinderfreundlich verpackt eignet sich der Film daher wirklich für die ganze Familie, da das Ganze weder zu subtil noch zu offensiv erzählt wird. Gelungen ist indes in jedem Fall der Soundtrack, der ein Mix aus Rock, Pop und HipHop der 80er darstellt.