Baseball ist wahrlich eine gelebte Religion – Zumindest in den USA, denn der beliebte Ballsport hat außerhalb der vereinigten Staaten einen recht schweren Stand. Umso schwieriger scheint es da, auch noch einen Film über Baseball zu drehen, der sich nicht nur auf den Sport konzentriert, sondern zudem auch noch auf Statistiken, Tabellen sowie jede Menge Zahlen präsentiert. Warum nun allerdings der neue Film von Regisseur Bennett Miller (der 2005 mit Capote für den Oscar nominiert wurde) doch ein kleines Highlight darstellt, liegt an folgenden Punkten: Zum einen fährt Die Kunst zu gewinnen – Moneyball eine wahres Star-Feuerwerk auf, mit Kinomagnet Brad Pitt an der Spitze, zum anderen wurde für das Drehbuch kein geringerer als Aaron Sorkin verpflichtet. Dieser konnte letztes Jahr mit der Adaption des Sachbuches The Accidental Billionaires (The Social Network) zu Recht den Oscar abräumen. Wenn also jemand recht trockene Themen filmisch meisterhaft aufbereiten kann, dann Sorkin (der auch noch von Oscar-Gewinner Steven Zaillian unterstützt wurde). Und ja, der Film über die Oakland Athletics ist eine beeindruckende Biografie geworden, die bisher unbekannte Einblicke in die Welt des Profisports offenbart. Neben einer fantastischen Erzählweise sowie einer beeindruckenden Inszenierung, wird so, trotz des für uns Europäer faden Themas Baseball, ein Sportdrama der Spitzenklasse offenbart, welches trotz einiger Schwächen deutlich einen Blick wert ist.
Zwar offenbart Moneyball im Kern eine klassische Underdog-Story, doch gerade mit dem Hinweis darauf, dass diese auf wahren Ereignissen beruht (Billy Beane löste von 2000–2003 die sogenannten Moneyball Years bei den Oakland A’s aus), ist eine interessante Handlung garantiert. Denn es geht im Film gar nicht so sehr um den Sport selber, Spielszenen werden nur ab und an eingestreut, sondern es geht eher um die Philosophie die dahinter steht. Reiche Teams, arme Teams, Scouts, festgefahrene Strukturen und eben das aufbrechen dieser. Denn gerade durch die neue Herangehensweise mit Statistiken, die eben auf normale Betrachtungen wie ungenügende Einstellungen, Alter oder merkwürdige Würfe verzichten, bekommt der Sport eine neue Dimension. Bisher qualitativ schlechte aber unterschätzte Spieler, können in anderen Positionen zu wahren Spitzenspielern aufsteigen. Dennoch bleibt die Frage, ob letztlich die Zahlen den Sieg bringen. Mit Blick auf die Realität und einer nie gewonnen Meisterschaft der Oakland A´s in den letzten Jahren, lässt sich dies wohl mit nein beantworten. Doch gerade da Beane anfangs für seine neuen Methoden so belächelt wurde und niemals aufgab, wird hier eine bewegende Geschichte erzählt, stets mit Fokus auf Beane, die gerade durch die subtile wie ruhige Inszenierung zu wahrer Höchstleistung auffährt. Trotzdem hat diese ungewöhnliche Herangehensweise auch ihre Schattenseiten. Zum einen werden alle die mit dem Sport überhaupt nichts anfangen können, schon bei den vielen Spielen, Verhandlungen oder Mannschaften mit dem Kopf schütteln, zum anderen ist Moneyball mit seinen 133 Minuten eine klare Herausforderung. Wahre emotionale Highlights gibt es selten und erst zum Finale hin, wenn der Zuschauer mit dem wunderbaren Song The Show, gesungen von Pitts Filmtochter Kerris Dorsay, entlassen wird, ist Gänsehaut garantiert.
Dennoch gelingt es Regisseur Bennett Miller, in Kombination mit der Musik von Mychael Danna, eine wunderbare Bildsprache zu präsentieren, die gerade von den vielen ruhigen Momenten lebt. Und auch das Zusammenspiel von Brad Pitt und Jonah Hill macht viel von der eigentlichen Faszination von Moneyball aus. Kurze, intelligente wie messerscharfe Dialoge sowie ein klein wenig gestreuter Humor sorgen dann für den Rest. Und auch mit dem Blick zurück auf Billy Beanes frühere Baseball-Karriere, hat Miller sowie das Drehbuchteam den richtigen Nerv getroffen. Darauf aufbauend stellt sich zum Schluss auch die Frage, ob sich Baseball (wie auch jeder andere Profi-Sport) nur ums Geld dreht. Spieler werden von einem Moment zum nächsten wie Sklaven (gut bezahlte) verkauft, reiche Teams holen sich das nötige Know-how mit Leichtigkeit und schlussendlich entscheidet auch die Werbung sowie der Ruf des Vereins, über Sieg oder Niederlage. Gerade hier wird der Schlussakt noch einmal interessant, wenn gezeigt wird, wie Beane sich auch dort gegen die Konventionen stellt. Anstatt einen wahrhaft großzügigen Vertrag der Boston Red Sox anzunehmen, verzichtet er auf das Geld und bleibt loyal. Somit ist der Gedanke an den Sport nicht ganz verloren gegangen.
Letztlich sorgen auch die fantastischen schauspielerischen Leistungen dafür, dass sich ein Blick auf jeden Fall lohnt. Denn besonders Brad Pitt kann erneut zeigen, dass er zu Recht zur Spitzenklasse gezählt werden kann. Seine etwas subtile, aber dafür stets energische, Ausdrucksweise lässt den Zuschauer gekonnt einen Blick in das Wesen von Billy Beane gewähren. Mit viel Kraft ausgestattet, ist dieser keineswegs unfehlbar, was vor allem sein Aberglaube (dem stetigen fernbleiben bei Spielen) beweist. An der Seite von Pitt kann indes Jonah Hill mit einer regelrecht atemberaubenden Performance punkten. Denn der eigentliche Clown wie Comedy-Star, zeigt sich hier wahrhaftig zurückhaltend und so gänzlich in seiner Rolle aufgehend. Perfekt präsentiert er dadurch den schüchternen Peter Brand, der am liebsten schweigsam in der Ecke bleiben würde. Bereits jetzt gibt es daher Gerüchte bezüglich eines Oscars. Verdient wäre er allemal. Doch auch der Rest des Casts, allen voran Philip Seymour Hoffman als abgebrühter wie harter Coach Art Howe, überzeugen durch eine realistische Spielweise.