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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Boris Gruschenko sitzt im Jahre 1812 in einem französischen Gefängnis und wartet auf seine Hinrichtung am nächsten Morgen. Er läßt sein Leben Revue passieren, erinnert sich an die Liebe zu seiner Cousine Sonja (Diane Keaton) und seine Abenteuer beim Militär.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Irgendwo in seinem Dorf in der Nähe von Sankt Petersburg wächst Boris Gruschenko (Woody Allen, Manhattan) im Schoße einer russischen Großfamilie auf. Die Ältesten tragen Rauschebärte wie Tolstoi, die nachfolgende Generationen erblühen in ihrer Vaterlandergebenheit zu stattlichen Männern, während die Frauen freilich ihrer Rolle als treue Mütterchen nachkommen, den Haushalt schmeißen, den Ofen warm halten, den Gatten beglücken. So weit, so klassisch. Wäre da nicht Boris, ein fadendünner Schöngeist, der so gar nicht in das Bild einer stolzen russischen Familie passen möchte. Aber schon hier erfolgt ein Bruch, mit dem Die letzte Nacht des Boris Gruschenko fortwährend arbeitet: Boris formuliert seine Erinnerungen aus dem Off in Klischees, in Würde, Tradition und Rechtschaffenheit, während die Vergangenheit in ihrer Illustration in das genaue Gegenteil ausschlägt.

Würde, Tradition und Rechtschaffenheit nämlich mögen dem Zuschauer nicht in den Sinn kommen, wenn dieser die russischen Ahnen mit weit aufgerissenen Mäulern grölen sieht; die Ehepartner, die nur noch über hasserfüllte Blicke kommunizieren und das Land, welches man seinen Nachkommen später vererben will, einen kaum größeren Umfang als die eigene Hand misst und fortwährend in der Anzugjacke von A nach B spazieren getragen wird. Die letzte Nacht des Boris Gruschenko folgt keinesfalls dem altehrwürdigen Erzählkonzept des Entwicklungsromans, Woody Allen parodiert dieses Konzept vielmehr und macht sich in einem Überschwang an Nonsens und Unfug über jene prestigeträchtige Hollywood-Monumentalwerke lustig, die genau diesem Muster folgen. Und genau diese Devise, der (scheinbar erzählenswerten) Lebensgeschichte einer historischen Persönlichkeit eine lange Nase zu drehen, ist der Nährboden für die komödiantische Dynamik, mit der Allen aufwartet.

Boris jedenfalls lässt sein Leben noch einmal Revue passieren, nachdem er für das Attentat auf Napoleon verantwortlich gemacht wurde und gedeiht dabei zu einer figuralen Vermischung aus dem Marquis de Sade, Fjodor Dostojewski und, natürlich, Woody Allen. Überschäumend vor philosophischen, theologischen und literarischen Querverweisen offenbart Allen einen grenzenlose Enthusiasmus dahingehend, ethische Prinzipien gleichermaßen zu parodieren, wie er sie auch thematisiert, wenn er sich auf einer permanenten Suche nach dem Sinn unserer Existenz befindet. Gott, Leben, Liebe, Tod und ihr (unsichtbares) Verhältnis zueinander bereiten Boris, dem militanten Feigling, den Allen mit den gewohnt entwaffnenden Unbeholfenheiten verkörpert, genauso schweres Kopfzerbrechen wie der Umstand, während seines Militärdienstes mit fremden Männern unter der Dusche zu stehen. Das wahre Erlebnis dieses hinreißend komischen Films allerdings ist Diane Keaton (Der Pate). Was für eine Frau, was für eine aufopferungsvolle Performance.

Fazit

Woody Allen dreht dem klassischen Entwicklungsroman eine lange Nase und parodiert Hollywood-Werke, die genau diesem Erzählmuster folgen. Herauskommen ist dabei ein hinreißend komisches Revue passieren lassen der Hauptfigur, die von einem gewohnt spielfreudigen Woody Allen verkörpert wird. Das wahre Erlebnis dieses Films, der ethnische Grundsätze parodiert und gleichzeitig behandelt, ist jedoch Diane Keaton. Die Frau wirft sich allem Unfug zum Trotz mit einer Entschlossenheit in ihre Rolle, dass es eine Freude ist.

Kritik: Pascal Reis

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