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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

"Fifty Shades of Grey" erzählt die Geschichte der 21-jährigen Studentin Anastasia Steele, die für ihre Universitätszeitung ein Interview mit dem 27-jährigen Milliardär Christian Grey führt. Grey tritt derart arrogant und anzüglich auf, dass sich die junge Frau völlig überrumpelt fühlt - ihr Fluchtimpuls weicht aber bald einer geheimen Faszination, der sie sich nicht entziehen kann. Unentrinnbar wird Anastasia in Greys Bann gezogen, der ihr eine ungeahnte Welt eröffnet.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

»I put a spell on you«, singt Annie Lennox durch die grauen Wolken über Seattle, »because you’re mine …«

Eines muss man dem Film über die halbe Hundertschaft gewisser Farbschattierungen zugute halten: Der Einstieg ist top. Fast schon verstörend, wie der Liedtext auf das Kernproblem des Films passt und die ersten Sequenzen illustriert. Es geht um Macht, Abhängigkeit, ja, Verzauberung. Und vermutlich auch um Sex.

Aber der Reihe nach. Um die Verfilmung von »Fifty Shades of Grey« ist während des ganzen Entstehungsprozesses mehr Hype gemacht worden, als es angesichts der nichtssagenden Trailer möglich schien. Die Geschichte dürfte bekannt sein, auch ohne je einen Blick in die Buchvorlagen riskiert zu haben: Literaturstudentin Ana (Dakota Johnson) muss für eine Studentenzeitschrift den jungen, stinkreichen und (dem Drehbuch zufolge) unglaublich sexy Geschäftsmann Christian Grey (Jamie Dornan) interviewen und brilliert dabei durch Unbeholfenheit. Grey wird auf die graue Maus aufmerksam und beschließt, sie zu seiner Gespielin zu machen und in die von ihm präferierten BDSM-Praktiken einzuführen. Oder lieber doch nicht. Das ist ja nicht das Richtige für Ana. Oder halt, probieren wir es doch. Denn Ana ist nicht abgeneigt. Oder vielleicht doch …

Mit Wohlwollen betrachtet weiß »Fifty Shades of Grey« gerade im ersten Drittel durchaus streckenweise zu unterhalten und bietet sogar einige amüsante Dialogzeilen, die darüber hinwegtrösten, wie unlogisch und hanebüchen die Gespräche besonders zwischen Ana und Grey ansonsten verlaufen. Es gibt sogar Hoffnung auf eine Charakterentwicklung bei Ana, die lernen muss, mit Christian Greys einschüchternder Art umzugehen und ihm Paroli zu bieten. Was sie ein-, zweimal auf recht gewitzte Weise tut — wenn sie schließlich sogar ein »Business Meeting« durchsetzt, um distanziert und selbstbewusst die Details von Greys verruchtem Vertrag auszuhandeln, ist das eine der erfrischendsten Szenen im Film. Anderes, was im Publikum für Lacher sorgt, funktioniert einzig, weil der Kinobesucher (anders als Ana) weiß, zu welchem Zweck Grey im Heimwerkerladen Seil und Kabelbinder ersteht.

Würde »Fifty Shades of Grey« dieser Linie treu bleiben, hätte der Streifen vermutlich sogar das Potenzial zu nettem Popcornkino. Das, um es kurz zu machen, passiert aber nicht. Und das liegt nicht einmal an den Sex-Szenen, die — wenig überraschend — trotz der Thematik sehr zahm und sehr dezent ausfallen, handwerklich aber immerhin vergleichweise solide in Szene gesetzt sind. Andererseits wiederum eben nicht so gut, als dass sie den Film auch nur ansatzweise tragen könnten. Dafür bräuchte es rund um den Sex eben die Handlung  — und davon ist genug da, möchte man meinen, denn bis Grey und Ana zum ersten Mal gemeinsam in die Kiste steigen, vergeht gut eine Dreiviertelstunde.

In dieser ersten Dreiviertelstunde gibt es noch so etwas wie eine Handlungsentwicklung, denn da sondieren Grey und Ana das Gebiet, stecken erste Grenzen ab, haben Fragen aneinander. Da ist Platz für durchaus charmante Details, wenn man Anas Hintergrund als Literaturstudentin betrachtet. Zumindest lässt es sich mit viel Wohlwollen als eine Hommage an »Alice im Wunderland« lesen, wenn Ana nach dem Aufwachen auf dem Nachttisch Tabletten und Saft mit den Beschriftungen »Iss mich!« und »Trink mich!« findet (und ebenso gutgläubig wie Alice beiden Aufforderungen folgt. Mache ich auch immer so, wenn ich in einem fremden Hotelzimmer zu mir komme). In den Kaninchenbau stürzt dann leider nicht Ana, sondern das verbliebene Niveau des Films.

Denn sind die Fronten erst einmal klar abgesteckt, ist das Pulver auch schon verschossen, und alles, was sich bislang an stimmiger Figurenentwicklung immerhin zaghaft andeutete, sucht man ab irgendeinem Punkt vergeblich, und es wächst der Drang, den Drehbuchautoren einen Basisratgeber des Geschichtenerzählens zu schenken.

Konflikte entstehen aus dem Nichts, Reaktionen bleiben schwer nachvollziehbar, und ab einem gewissen Punkt scheint »Fifty Shades of Grey« nur noch die zufällig gemischte Abfolge einiger fester Sequenzen zu sein: Grey erklärt Ana, dass er kein Romantiker ist. Ana kaut auf ihrer Unterlippe. Grey sagt, dass ihn das total anmacht. Grey fragt, ob Ana schon den Vertrag unterschrieben hat. Ana sagt, dass sie noch überlegt. Grey guckt düster. Ana kichert. Grey küsst Ana. Ana windet sich vor Lust. Grey spielt Klavier. Ana wird bockig. Ana sagt: »Warum können wir denn keine ganz normale Beziehung haben?« Grey tut etwas Romantisches. Und danach geht es wieder von vorne los. In austauschbarer Reihenfolge. Der zu Beginn des Films noch stark und passend eingesetzte Soundtrack kommt nach einer Weile in heilloser Überdosierung.

Und während schwache Drehbücher (oder schwache Romanvorlagen) bei so manchem Film immerhin noch durch das Schauspielerensemble gerettet werden, sind die Darsteller in »Fifty Shades of Grey« leider auch damit hoffnungslos überfordert. Dakota Johnson zeigt wenigstens stellenweise noch schauspielerische Ansätze, und Jamie Dornan macht immerhin am Anfang des Films noch eine gute Figur in der Rolle des jungen und knallharten Milliardärs (das mit dem sexy üben wir noch mal), doch nach einer Weile dämmert es einem im Zuschauerraum doch, dass der gute Mann zumindest in dieser Rolle nicht viel anderes zustande bringt, als düster zu gucken.

Auch ein hilfesuchender Blick zu den Nebenfiguren ernüchtert, obwohl wenigstens Anas Familienhintergrund leidlich ausgearbeitet und einigermaßen plastisch ist. Insgesamt aber bleiben die Figuren, einschließlich der Hauptcharaktere, blass und austauschbar. Anas Kumpel José (Victor Rasuk) hat im Film genau drei Funktionen: 1. Er ist Fotograf, sodass er Fotos von Grey machen kann. 2. Er ist in Ana verschossen, sodass er es einmal mit Küssen versuchen kann, wovor Grey sie dann heldenhaft retten darf. 3. Er erinnert uns daran, dass die ganze Story ursprünglich mal eine Twilight-Fanfiction und er unter Garantie Jacob war.

Schauspielerisch und erzählerisch schwach umgesetzt lässt »Fifty Shades of Grey« den Zuschauer mit einem Schulterzucken zurück, und das liegt nicht nur daran, dass das Ende des Films — als Auftakt einer Trilogie — so offen ist wie ein riesiger Kaninchenbau. Es liegt auch an der Geschichte selbst, die viele ihrer Schwächen zweifellos aus der Romanvorlage übernimmt.

Skandalös oder bedenklich ist an diesem Film  ganz bestimmt nicht das, was Christian Grey gern in seinem Spielzimmer tut. Es ist der Rest. Denn während die BDSM-Thematik an sich durchaus Potenzial für Konflikt und auch Geheimniskrämerei bietet: »Fifty Shades of Grey« suggeriert, dass es einer klischeehaft grausamen Kindheit (und Jugend) bedarf, um solche Vorlieben zu entwickeln, und dass die also etwas sind, was beschämend und unnormal ist.

Im Gegenzug vermittelt der Film auch, dass es nicht nur in Ordnung sei, seine Selbstbestimmung auch außerhalb der sexuellen Rollenverteilung völlig aufzugeben, sondern dass es darüber hinaus in höchstem Maß erotisch und romantisch ist, sie sich ungefragt nehmen zu lassen. Und das bezieht sich nicht explizit auf die Sex-Szenen, sondern eben auf die Handlung, die gerade in diesen Punkten wohl auch immer wieder Twilight-Strukturen aufblitzen lässt. Ana nimmt es hin, dass Grey sie stalkt, ihr in den Urlaub folgt, ungefragt ihr Auto verkauft und weit über das Bett hinausgehende Besitzansprüche entwickelt. Sie hinterfragt nicht. Der Film hinterfragt nicht. Er setzt es auch als gegeben voraus, dass die Möglichkeit, Grey könnte schwul sein, eine böse Unterstellung ist, gegen die man ihn »verteidigen« muss. Aha.

Obwohl in der altbekannten Formel der nicht kompatiblen Lebensentwürfe und Beziehungserwartungen (selbst ohne BDSM) ordentlich Potenzial schlummert, verpufft das alles angesichts von Story, Drehbuch und Schauspielerleistung: Irgendwann ist es nur noch ermüdend, wenn Ana schulmädchenhaft kichert und ihre überbordende Naivität zur Schau stellt. Nähe zur Figur schafft das jedenfalls nicht, und wirklich mitleiden kann man mit Ana ohnehin nur in zwei Szenen (und in beiden auch nur deshalb, weil ihr dort jeweils ihr Sandwich geklaut wird). Dass sie sich in einem Moment in alles fügt, im nächsten kleinkindhaft trotzig alles hinterfragt, ist ebenso wenig nachvollziehbar wie Greys Schwanken zwischen dem klassischen Beziehungsphobiker und dem doch intuitiven Romantiker. Ana möchte Grey missionieren, ihn heilen, ihn retten — dabei schafft sie es nicht einmal, den Zuschauer von ihrer Mission zu überzeugen.

Fazit

Wiewohl ein filmisches Meisterwerk hier nicht zu erwarten war, bestand doch zumindest die Chance auf gute Unterhaltung — die dann rettungslos vertan wurde. Schauspielerisch eher schwach und dramaturgisch unbeholfen helfen »Fifty Shades of Grey« auch Leder, Peitschen und Buttplugs nicht, ein auch nur annähernd sehenswerter Film zu sein. Einziger Trost: Grey glitzert nicht. Versprochen.

Kritik: Sabrina Železný

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