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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Zwei Verzweifelte treffen in einem Hamburger Krankenhaus aufeinander. Die junge Türkin Sibel hat sich die Pulsadern aufgeschnitten, Cahit sein Auto total betrunken gegen die Wand gefahren. Um ihrem restriktiven Elternhaus zu entfliehen, überredet Sibel Cahit, sie zum Schein zu heiraten, im Gegenzug will sie ihm den Haushalt führen. Immer mehr fühlt sich der Alkoholiker jedoch zu Sibel hingezogen, während sie sich ungehemmt dem Vergnügen hingibt. Da tötet Cahit im Rausch einen ihrer Liebhaber.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

In kürzester Zeit sind die Figuren in Gegen die Wand ganz unten angelangt, wenn sie es nicht vorher schon waren. Cahit ertränkt sein Dasein in Alkohol und rast im Auto mit Vollgas an die Wand, Sibel greift zur Klinge und schneidet sich die Pulsadern auf. Dem Leben entkommen sind beide nicht und so begegnen sie sich das erste Mal im selben Krankenhaus, wo das Schicksal eine turbulente Zukunft für das ungewöhnliche Paar bereithält. Eine zum Schein vollzogene Ehe zwischen ihnen soll der jungen, attraktiven Sibel endlich die Möglichkeit bieten, aus den unterdrückten Fesseln ihres streng konservativen, türkischen Elternhauses auszubrechen und ein Leben in selbstbestimmter Freiheit zu führen.

Fatih Akin (Im Juli) enthüllt seine Figuren zunächst eher widerwillig und hält vor allem Cahit lange im dunklen Käfig seiner eigenen Existenz gefangen, aus dem sich dieser nur noch durch regelmäßige Wutausbrüche und körperliche Extremsituationen kurzzeitig befreien kann. Generell wird die behutsam aufkeimende Liebe zwischen den Hauptfiguren in Akins Film von einer geradezu zwanghaften Körperlichkeit getragen, die sich über andere Eigenschaften wie das zwischen Deutsch und Türkisch wechselnde Sprachverhältnis in exzessiver Manier hinwegsetzt.

Die Besetzung von Sibel Kekilli (Game of Thrones) wirkt in diesem Zusammenhang wie ein glücklicher Schachzug. Der ungünstige Umstand, dass der große Erfolg ihrer schauspielerischen Leistung nach der Veröffentlichung des Streifens gleichzeitig ihr Mitwirken in Pornofilmen in eine breite Diskussion rückte, unterstreicht Kekillis besondere Präsenz nur noch umso stärker. Die Schauspielerin erschließt sich ihre Rolle, die vermutlich nicht rein zufällig den gleichen Namen wie sie selbst trägt, durch einen Taumel an Gefühlen, die ganz eng mit ihren Bewegungen verknüpft sind. Sibel will leben, tanzen, ficken und Kekilli ist es, die dieser Mischung aus unverblümten Äußerungen, energiegeladener Offenheit und unterdrücktem Tatendrang ein empfindsames Wesen verleiht, unter dem tiefe Sehnsüchte und Unsicherheiten verborgen liegen.

Im Zusammenspiel mit Birol Ünel (Soul Kitchen), der wie ein Rockstar ohne jeglichen musikalischen Bezug von Alkohol und Kokain betäubt durch seinen sinnentleerten Alltag wankt, um auf Kommando wie ein Vulkan zu explodieren, führt der Regisseur das ungleich wirkende Duo auf einen Pfad zueinander, der die Gefühlswelten von beiden gehörig durchschüttelt. Cahits frisch erlangte Euphorie erschöpft sich jedoch nicht im aufgekratzten Zerschlagens eines Glases, in dessen Scherben er seine Hand reibt. Auf konsequent unvermeidliche Weise führt Akin die frisch erblühende Liebe zwischen der Schönen und dem Harten schließlich zu einem schmerzhaft-tragischen Höhepunkt.

Nach einem radikalen Wechsel der Figurenbeziehungen und des Schauplatzes treibt die Handlung unaufhörlich weiter in Richtung Abgrund. Dabei ist es fast schon zu viel des Guten, mit was für einer Gnadenlosigkeit der Regisseur den Zwischenraum in Cahits und Sibels Verhältnis beleuchtet. Der bringt für beide schließlich die niederschmetternde Gewissheit, dass sie wohl füreinander bestimmt sind und trotzdem niemals zusammen sein können, ohne dass sie dort enden, wo sie sich am Anfang des Films befanden. Doch zuvor findet sie Gegen die Wand immer wieder, die kurzen Momente des Glücks, den Hoffnungsschimmer, der die Dunkelheit erhellt und die Bestätigung, dass die wenigen Augenblicke kurzer Zweisamkeit Kraft für ein ganzes Leben hervorbringen können.

Fazit

Mit „Gegen die Wand“ hat Regisseur Fatih Akin ein wuchtiges Drama geschaffen, das sich ebenso sensibel wie erschütternd auf die Reise durch ein destruktives Liebesverhältnis begibt. Mit der Unterstützung von zwei hervorragenden Hauptdarstellern ist Akins Film vor allem ein Werk der auffälligen Körperlichkeit, dessen Bewegungen ganze Geschichten erzählen und schlussendlich auch inmitten niederschmetternder Erkenntnisse Hoffnung und Kraft schöpfen.

Kritik: Patrick Reinbott

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