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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der berühmte Detective Will Dormer aus Los Angeles fliegt mit seinem Partner Hap Eckhart nach Nightmute/Alaska, weil dort ein alter Bekannter, Chief Nyback, in einem undurchsichtigen Mordfall Hilfe braucht. Ganz freiwillig sind Will und Hap allerdings nicht ans Ende der Welt geflogen: Nyback weiß bereits, dass die Polizeiaufsicht von L.A. eine interne Untersuchung gegen die beiden Cops eingeleitet hat…
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Seit dem Megaerfolg von The Dark Knight zählt der Brite Christopher Nolan zu den Blockbuster-Regisseuren seiner Generation, dem es aktuell sogar (immer noch) gelingt, mit einem Biopic wie Oppenheimer auch hierzulande Millionen Zuschauer*innen in die Lichtspielhäuser zu locken. Auf dem Papier schier utopisch, aber Nolan ist zu einer Marke im Mainstream geworden, die man niemals für möglich gehalten hätte. Mit Sicherheit hätte kaum jemand nach dem „rückwärts“ erzählten Puzzlespiel Memento geglaubt, dass dessen Regisseur einmal diesen Status innen haben sollte. Dessen Nachfolgewerk Insomnia – Schlaflos gilt allgemein als die einzige Auftragsarbeit von Christopher Nolan, da er nicht selbst am Drehbuch mitarbeitete und es sich hier um ein Remake des norwegischen Films Todesschlaf von 1997 handelte. Doch der Schein trügt. Eigentlich wollte Nolan das Projekt bereits vor Memento realisieren und hatte auch ein eigenes Script verfasst, welches jedoch von Warner Brothers abgelehnt wurde. Nach seinem Independent-Hit und der Partizipation der befürwortenden Produzenten Steven Soderbergh (Traffic – Macht des Kartells) und George Clooney (Syriana), vertraute man ihm zumindest die Regie an. Nolan akzeptierte wohl nicht nur aufgrund der Chance, erstmals einen (verhältnismäßig) großbudgetierten Film zu drehen (ca. 46 Millionen $), sondern da die Drehbuchadaption von Hillary Seitz (Eagle Eye – Außer Kontrolle) angeblich sehr nah an seinen eigenen Vorstellungen lag.

Ob dies so zutreffend ist oder nicht, Insomnia - Schlaflos besitzt definitiv ein Alleinstellungsmerkmal im Schaffen seines Regisseurs. Was aber keinesfalls negativ gemeint ist. Er markiert eine so selten erlebte Mitte zwischen seinem sonstigen Output. Deutlich massenkompatibler als Memento oder Prestige – Die Meister der Magie, allerdings wesentlich bodenständiger und bescheidener als alles, was nach seinem endgültigen Durchbruch mittels der Dark Knight-Trilogie (explizit dessen Mittelstück) folgen sollte. Erzählt wird anfangs ein typischer Krimiplot. Der Mord an einer 17jährigen Schülerin führt die diesbezüglich unerfahrene, lokale Polizei in dem Kaff Nightmute in Alaska an ihre Grenzen, weswegen die erfahrenen Ermittler Will Dormer (Al Pacino, The Irishman) und Hap Eckhart (Martin Donovan, Tenet) vom Raub- und Morddezernat aus L.A. hinzugezogen werden. Die haben allerdings mit hauseigenen Querelen zu kämpfen. Die Abteilung wird von der internen Ermittlung erschüttert, in deren Fokus auch die Vorgehensweisen von Dormer und Eckhart steht. Dies sorgt für Diskrepanzen zwischen den Partnern, die eigentlich Wichtigeres zu erledigen haben. Und dazu kommt diese erdrückende Helligkeit. Denn zu dieser Jahreszeit geht in Alaska die Sonne nicht unter. Dormer leidet (nicht nur) aufgrund dessen an akuter Schlaflosigkeit, die sich fatal auf sein Urteilsvermögen auswirken soll…

Was als klassischer Whodunnit-Krimi beginnt, mündet schnell in einem wesentlich komplexeren wie spannenderen Konstrukt. Die eigentliche Mördersuche wird aufgrund eines Vorfalls zur Nebensache degradiert, stattdessen wird der schlaf(un)trunkende Protagonist mit einer kaum zu stemmenden Dreifachbelastung konfrontiert. Seine Schlaflosigkeit trügt massiv die Wahrnehmung, der vermeidliche Täter entlarvt sich früh selbst, aber nur aufgrund der Tatsache, dass die eigene Schuld ein weitaus größeres Maß angenommen hat. Unfreiwillig gerät Dormer in eine Co-Abhängigkeit zu dem glasklar schuldigen Mörder Walter Finch (beeindruckend: Robin Williams, Good Will Hunting), was zur dominierenden Facette dieses einerseits unaufgeregtem wie unspektakulär erzähltem, dafür inszenatorisch, atmosphärisch wie emotional durchaus mitreißend präsentiertem Kriminalstücks wird. Anfangs noch recht konventionell konstruiert, gewinnt Insomnia – Schlaflos spätestens ab dem Auftreten von Robin Williams eine narrative wie empathische Tiefe hinzu, die sich Stellenweise auf exzellentem Niveau bewegt. Allein die Sequenz, in der sich Al Pacino und Robin Williams erstmals Face to Face begegnen, hat beinah einen Impact wie einst bei Pacino und De Niro in Heat. Alles etwas kleiner, den Gegebenheiten angepasst, aber wenn Al Pacino  - von der tagelangen Schlaflosigkeit komplett ausgelaugt – sich nur noch mühselig an einer Säule stützt, während ein erschreckend eiskalter Antagonist ihn mit Engelsgeduld zu einem Pakt mit dem Teufel beschwatzt, ist das nicht weniger als Weltklasse.

Insomnia – Schlaflos profitiert massiv von seinem einzigartigen Setting (von Norwegen clever nach Alaska transportiert) und der Qualität seiner Darsteller*innen, wobei Hilary Swank (Million Dollar Baby) deutlich die zweite Geige spielt, was allerdings nicht an ihrer persönlichen Leistung festzumachen ist. Aufgrund der Wichtigkeit ihrer Rolle wäre es erfreulicher gewesen, dass ihr Part noch mehr Gewicht und individuelle Bedeutung bekommen hätte. So erscheint sie meistens wie ein leicht schablonenhaftiges Mittel zum Zweck, was vermutlich auch nicht die Intention gewesen ist. Hinter diesem erstklassigen Herrengedeck etwas zu verblassen ist auch irgendwie verständlich, aber auch nicht zwingend nötig. Am Ende eines schier endlosen Tages findet der Ermittler schlussendlich in den wohlverdienten Schlaf und der Mörder seine gerechte Strafe, aber so ambivalent wie clever sich Insomnia – Schlaflos insgesamt verkauft, lässt er die spannendste Frage unbeantwortet. Und adelt damit das Gesamt-Konstrukt, welches die eigentliche Faszination eines handwerklich (natürlich) exzellent inszenierten Thriller-Dramas ausmacht.

Fazit

Der vielleicht untypischste Nolan-Film wirkt inzwischen fast wohltuend. Er erdet den (beinah schlagartig) vom einstigen Independent-Wunderkind zum Blockbuster-Magier mutierten Filmemacher ein Stückweit. Schlicht aufgrund der Tatsache, dass er auch mit großen Stars bodenständige, charakterfokussierte, trotzdem ausgefeilte Geschichten erzählen kann, ohne großes Tamtam. Für ihn der perfekte Übergangsfilm und für den Endverbraucher ein mitreißender Genre-Hybrid, mit teils überragenden Einzelsequenzen.

Kritik: Jacko Kunze

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