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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Werner und Mike haben nur ein Hobby: Frauen! Immer auf der Jagd nach einer Gelegenheit, ihre Triebe zu befriedigen. Bei einem Kartrennen lernen sie Alice kennen und fahren mit ihr zu einem nächtlichen Bad an einer Kiesgrube. Als das Mädchen bemerkt, dass sie wohl in das falsche Auto eingestiegen ist, ist es längst zu spät…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

-„Schließlich hast du mich gerade vergewaltigt!“

-„…Ich meine, du musst doch nicht so nachtragend sein.“

Immer noch ein ganz schöner Bolzen, den der ehemalige Visconti-Regieassistent Roger Fritz („Häschen in der Grube“) bei seinem dritten Spielfilm da in die bis heute oft beschauliche, wenig risikobereite deutsche Filmlandschaft gedrückt hat. Selbst nach über 45 Jahren und inzwischen abgehärteten Sehgewohnheiten geht „Mädchen: Mit Gewalt“ heftig an die Nieren und hinterlässt einen mit einem kurzen Moment der Verstörung.

Die Arbeitskollegen Werner (Klaus Löwitsch, „Welt am Draht“) und Mike (Arthur Brauss, „Steiner – Das eiserne Kreuz“) streifen nach Feierabend wie brünstige Tiere durch ihre Heimatstadt, auf der Suche nach willigen, paarungsbereiten Weibchen. Während der recht attraktive Mike dabei seinen leicht schüchternen Charme spielen lässt, poltert der aufbrausende Werner im ekelhaft-ungeduldigen Dauerständermodus direkt drauf los. Ein auf den ersten Blick vielleicht ungleiches Duo, aus dem in einer merkwürdigen Art von Symbiose ein doppelköpfiges, misogynes und höchst soziopathisches Monstrum gewachsen ist. Von beiden in dieser krassen Form noch nicht erkanntes Abhängigkeitsverhältnis zueinander wurde gezüchtet, das durch die folgenschwere Nacht an der Kiesgrube auf Nachdrücklichste zum Vorschein kommt, zur endgültigen Entgleisung des Geschehens entscheidend beiträgt. An besagtes Baggerloch lässt sich Alice (Helga Anders, „Mädchen, Mädchen“) mitschleppen, die trotz relativ eindeutiger Vorzeichen mit hilflos gutgläubiger End-60er-wird-schon-werden-Attitüde ins Verderben läuft und viel zu spät schnallt, dass die beiden ihr von Anfang an gar nicht mal so sympathischen Herrschaften hier nicht nur zum Feuermachen und Planschen hingefahren sind.

Man möchte dieses weltfremde Gänseblümchen aufgrund ihrer grenzenlosen Naivität als Zuschauer anschreien, sieht sie ins offene Messer laufen, was nicht nur den Schweinepriestern Werner und Mike in die Karten spielt, sondern eindeutig auch die Intention von Roger Fritz ist. Ungewollt baut sich für den distanzierten Beobachter fast eine Die-ist-doch-selbst-schuld-Einstellung auf, was ideal zu der Sie-will-es-doch-auch-Rechtfertigung ihrer späteren Peiniger passt. Natürlich sollte man nicht so unbedarft sich von wildfremden Kerlen mitten in der Nacht an einen gottverlassenen Ort kutschieren lassen und dann noch überrascht sein, wenn die sich plötzlich von einer ganz unangenehmen Seite zeigen. Aber rechtfertigt das die Folgen? Selbstverständlich nie, nie, nie und nimmer! Das sieht das doppelköpfige Schwanz-Monster ganz anders und schon ist man mitten drin in einem sehr zerstörerischen Drei-Personen-Szenario, das in Ansätzen als eine Frühwerk des 70er-Jahre Rape & Revenge-Kinos angesehen werden könnte, wenn er denn einen entscheidenden Teil davon bewusst nicht praktizieren würde. Zur Umkehrung der Täter-Opfer-Situation kommt es nicht, die Schändung wird nicht durch einen radikalen Rachefeldzug „gesühnt“, wie z.B. in den späteren (zum Teil umstrittenen) Sub-Genre-Klassikern „The Last House on the Left“, „Thriller – Ein unbarmherziger Film“ oder „Ich spuck auf dein Grab“.

Viel drastischer, spannender und tatsächlich grausamer als der reine Akt der physischen Gewalt ist das, was auf psychologischer Ebene sich mit den Figuren abspielt und gespielt wird, schon vor der absoluten Eskalation. Von vorherein wird das Publikum durch die Charakterisierung der Täter in die Irre geführt. Nicht etwa der unbeherrschte Werner ist die antreibende Kraft, er zeigt sogar gelegentlich einen Hauch von Menschlichkeit und den letzten Spuren einen Gewissens, während sich der kontrollierte Mike als durchtrieben-sadistischer Teufel offenbart, der in der Abgeschiedenheit aller Zeugen sein wahres Gesicht zeigt. Klaus Löwitsch erbringt schon eine bemerkenswerte Leistung, Arthur Brauss übertrifft das noch deutlich, auch wegen dieser „dankbar“ unmenschlichen Figur. In der wohl besten, perfidesten und (aus erschreckender Sicht) immer noch relevantesten Szene rät er Alice dringend, die Polizei aufzusuchen. Sein minutenlanger (fast-)Monolog legt exakt dar, warum viele Sexualverbrechen bis heute nicht zur Anzeige kommen, was es für einen erniedrigenden Rattenschwanz es für ein Opfer nach sich ziehen kann. Wohlwissend, welchen Effekt er damit auslöst.

Das ist der Moment, in dem „Mädchen: Mit Gewalt“ seine konsequente, zermürbende Kraft entfaltet und vollends in ein krasses Psychogramm verläuft, in dem das Wechselspiel aus gegenseitig zugeführter Gewalt und gleichzeitiger Abhängigkeit auf verschiedenen Ebenen den Ton angibt. Rache wird vergeblich gesucht (oder insgeheim erhofft), stattdessen dreht sich unaufhörlich eine fatale Spirale, die erschreckend nachvollziehbar ist, wenn man in der Lage ist, das dargestellte Szenario auf hoffentlich nie selbst erlebter Art zu begreifen. Ein logisches Handeln im eigentlichen Sinne hat schon mit der Morgendämmerung ausgesetzt, jetzt geht es um Selbsterhaltung und eine befremdliche Form von Zugehörigkeitsgefühl, das sich empirisch nur schwer erklären lässt. Aber zu spüren ist. Die Krone setzt dem das Finale auf, in dem die Rettung so nah ist und plötzlich alle wirken, als wären sie gerade aus einem bösen Traum erwacht. Überfordert damit, suchen sie den Rückzug. Einfach so. Und weil es so unkompliziert bleibt. Erschreckend, wahrscheinlich gar nicht mal so unrealistisch. Allein dieser Eindruck sorgt für Unbehagen, von dem viele Filme nicht mit dem LKW voll Gore-Pampe nur (alb)träumen können.

Fazit

Ein kleiner, schwer verdaulicher Film-Berserker mit nachdringlich wirkender Grausamkeit, den Roger Prinz hier auftischt. Das einiges improvisiert und natürlich im kleinen Rahmen auf die Beine gestellt werden musste schadet dem Film nicht mal, es macht ihn in seiner Wirkung fast beeindruckender. Deutsches Genrekino, was ist mit dir passiert?

Kritik: Jacko Kunze

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