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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Die glitzernde Fassade Hollywoods, die uns in den Boulevard Magazinen täglich vor die Nase gehalten wird, suggeriert eine epochale Gesellschaft der Reichen und Schönen, eine Welt, in der es augenscheinlich keine Probleme gibt. Blickt man jedoch hinter jene Fassade so wird einem schnell bewusst, dass jedes Licht nun mal auch einen Schatten wirft. Dies muss auch die junge Agatha Weiss erkennen, die als Tochter einer wahren Bilderbuch Hollywood Familie nun als Agentin für die alternde Schauspielerin Havana Segrand arbeitet.Diese möchte den Star im Remake eines Filmes übernehmen, der einst ihrer Mutter zu Weltruhm verhalf. Jene Mutter verfolgt sie jedoch auch Nachts in ihren Alpträumen, weswegen sich Havana seit geraumer Zeit in Therapie befindet. Dr. Stafford Weiss, Agathas Vater, ist Seelsorger für die Reichen und Schönen, unter anderem auch für die eben angesprochene Havana. Zeitgleich versucht seine Frau Christina die Karriere ihres jungen Sohnes Benjie ins Rollen zu bringen, um aus ihm den Teenie Star von morgen zu formen.

Kritik

Hinter den metallenen Toren, in den luxuriösen Palästen, die wie architektonische Spiegelungen ihrer Nachbarkonstrukte adäquat nebeneinander aufgereiht sind, residieren die Stars und Sternchen. Maps to the Stars aber zeigt nicht die medialen Illusionen, nicht das Perlweißgrinsen auf Knopfdruck, das schwelgerische Bad im Blitzlichtgewitter, die kreischenden Fanscharen, den Glanz und den Glamour. Jeder Blick in den Spiegel endet hier in einem gequälten Schnaufen. Die strahlenden, sich größtmöglicher Popularität ausgeliefert sehenden Gesichter der Stars und Sternchen, der Schönen und Reichen, sind kommerzialisierte und kapitalisierte Produkte ihres Umfelds: Hollywood, ein vergifteter und vergiftender Organismus. Menschen, die in ihrer schieren Naivität ein Leben in den Hollywood Hills erstrebten und schließlich einen Fuß in diese Branche setzen durften, werden in eine exzessiven Recyclingmaschinerie gesogen, die seine massenwirksamen Klischees zwanghaft reproduziert. Maskeraden und Marionetten, Selbsthass und Todessehnsucht.

David Cronenberg (Videodrome) und Bruce Wagner müssen den Zuschauer wie die involvierten Charaktere nicht mehr in die Entfremdung eskortieren, zugespitzte Extreme als Klimax herleiten, hier ist alles schon längst verstrahlt, verlogen und verdorben. Die verbrauchten Minen sind dem destruktiven Rauschgift Traumfabrik erlegen. Dass Maps to the Stars in seinem ganz und gar klinischen Habitus nicht gänzlich ausbalanciert erscheinen mag, ist sicher nicht widerlegbar. Allgemein ist es auch unbestreitbar, dass die wirklich großen Zeiten des David Cronenberg wohl mit A History of Violence ihr herausragendes Ende gefunden haben. Der kanadische Filmemacher aber ist immer noch ein exzellenter Regisseur und es generiert nicht nur ein hohes Maß an bitter-ätzender Unterhaltung, sondern offenbart ebenfalls eine immense filmischer Weitsicht, wie Cronenberg jeder gallig-zynischen Drehbuchspitze, jedem Abgrund und jeder Psychose einen passenden, nicht selten hinterhältigen inszenatorischen Kommentar zuweist.

Hat Cronenberg Mitleid mit den Charakteren, den vermeidlichen Abziehbildern? Mit den keifenden Furien, den verzogenen, drogenabhängigen Bälgern, den fragilen Pyromaninnen und therapiebedürftigen Psychoanalytikern, die alle in einem hysterisch-inzestuösen Korsett arretiert scheinen? Vielleicht. Eher aber scheint es ihm daran gelegen zu sein, nuanciert zu veranschaulichen, dass das Problem im System (ob Hollywood oder die Familie) und nicht in der charakterlichen Disposition gelagert ist. Emotional ist der metaphorisch geschwängerte Maps to the Stars gewiss nicht, er ist distanziert und nüchtern, nur selten dürfen sich zwei Schauspieler ein Bild teilen, jeder steht isoliert für sich, jeder kämpft für sich, jeder stirbt allein. Er agiert in seiner Sezierung der klaffenden Abgründe aber niemals vermessen, reibt wie schichtet jede Ebene fein auf und ist als Satire nicht im Ansatz in sein Sujet verliebt, weil es Aspekte in diesem Film gibt, denen er einfach auf Augenhöhe begegnen möchte, egal, wie oft er auch auf sie einhauen und sie verhöhnen mag.

Fazit

Das Hollywood Sign thront über Los Angeles wie ein teuflisches Prinzip: Wer hier leben möchte, muss sich den selbstzerstörerischen, tablettenabhängigen und gnadenlos zynischen Bedingungen der Traumfabrik fügen. "Maps to the Stars" mag nicht zu den Sternstunden im Schaffen von David Cronenberg gehören, allerdings beweist der kanadische Altmeister hier noch einmal, wie präzise er sich in Abgründe vorkämpfen kann. Seine Satire zielt dabei weniger darauf, sich über Charaktere an sich zu amüsieren, stattdessen beleuchtet "Maps to the Stars" ein ganzes System und gleich die Mechanismen Hollywoods mit derer familiärer Geflechte ab. Klinisch, ätzend, gnadenlos.

Kritik: Pascal Reis

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