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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Nach einem One Night Stand, bei dem viel Alkohol im Spiel war, wird die junge Stand-Up-Comedian Donna Stern ungewollt schwanger. Sie möchte das Kind abtreiben lassen und versucht, nachdem ihr letzter Freund sie für ihre beste Freundin verlassen hat, ihre zukünftigen Liebespläne etwas geregelter und nüchterner angehen zu lassen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

In den Vereinigten Staaten von Amerika stehen im kommenden Jahr wieder einmal die Präsidentschaftswahlen an. Wieder heißt es Demokraten gegen Republikaner. Liberal gegen konservativ. Pro Choice gegen Pro Life. Mindestens zwei der scheinbar unzähligen republikanischen Präsidentschaftskandidaten haben sich im Vorfeld militant gegen das Recht zur Abtreibung ausgesprochen. Die Abtreibung des ungeborenen Kindes soll nach ihnen für keinen Menschen legal möglich sein - nicht einmal, wenn das Baby aufgrund einer Vergewaltigung oder Inzest entstand, oder das Leben der Mutter in Gefahr ist. Die Dummheit und Verachtung dieser Einstellung ist schlicht nicht in Worte zu fassen. Aber es ist exemplarisch für die religiöse Indoktrinierung, die in der konservativen Politik in den Staaten omnipräsent ist.

Wer sich etwas in den amerikanischen Talk-Show-Formaten auskennt („Tonight Show" mit Jimmy Fallon, Late Night-Shows von Jimmy Kimmel oder Conan O’Brien), dem wird auffallen, wie durchgetaktet und gewissermaßen „unehrlich“ die Sendungen sind. Eine ehrliche Positionierung der Moderatoren und Gäste sieht man sehr selten, ganz einfach, weil derartiges sofort negative Nachrichten zur Folge hätte, von der einen oder der anderen Seite. In der Nachrichten-Apparatur und der Gesellschaft in Amerika ist das leider so schwarz-weiß zu betrachten. Deshalb haben politische Filme einen sehr schwierigen Stand (man achte nur darauf, wie gnadenlos „Killing Them Softly“ abgestunken ist), deshalb sind Filme, die politisch brisante Themen tangieren, immer sehr vage und nehmen am Ende doch noch die Richtung zur erwarteten Position. „Dating Queen“ ist dabei das neuste Beispiel eines Filmes, der anfangs anarchistische Ziele anpeilt (was die Darstellung der Frau angeht) und später dann zu einer von den vielen Romcoms des profillosen Sumpfes verkommt.

Nun trat aber Gillian Robespierre auf den Plan, die im Jahr 2009 einen Kurzfilm inszenierte, der mit gleichem Titel das gleiche Thema behandelte - und letztendlich ein Budget von einer Million Dollar bekam, um einen abendfüllenden Film daraus zu machen. Zurecht war sie der Meinung, dass das Thema der Abtreibung nicht ordentlich in Filmen behandelt würde und sie wollte es besser machen. Mit dem Spielfilm „Obvious Child“ ist es ihr gelungen. Zusammen mit der Stand-Up-Comedian Jenny Slate, die man aus „Parks and Recreation“ kennen mag, erzählt sie hier die Geschichte über eine junge Frau in ihren Mittzwanzigern, die Comedy macht, um ihr Gehalt in einem kleinen aber feinen Bücherladen aufzuhübschen, die ungewollt wegen einer durchzechten Nacht schwanger wird und das Kind abtreiben lassen will. Kein „sollte ich wohl?“, kein „wenn ich doch nur den richtigen Mann finden könnte“, kein „das Baby hat schon Fingernägel“. Die Entscheidung, die Donna (Slate) trifft, ist keine emotionale, sondern eine rein ökonomische. Sie will (noch) kein Kind, also wäre sie keine gute Mutter, also wäre das Unterfangen die reinste Katastrophe.

Diese selbstverständliche Selbstständigkeit, die Robespierre ihrer Protagonistin zugesteht, sieht man nicht alle Tage in einem Film. Donna ist eine Frau und das bedeutet, dass sie ein Mensch ist. Mit Ecken und Kanten, mit Fehlern, aber auch mit dem Recht auf eine eigene Meinung. Eine Frau, die sich nicht hinter gesellschaftlichen Konventionen verstecken müssen möchte. Diese Selbstverständlichkeit ist es schließlich, die diesen Film so angenehm ruhig macht. Bis auf die einführenden Minuten nämlich, in der Donna in ihrem Stand-Up-Programm über das Pupsen und ihre dreckige Damenunterwäsche spricht, drängt der Film sich zu keiner Zeit damit auf, dass er hier das Frauenbild ziemlich anders und modern angeht. Der Film tut dies ohne blinkende Zeiger und Fanfaren, er unterläuft gezielt die Sehgewohnheiten und Erwartungen des Zuschauers und taucht am Ende an einem Ort auf, der für das gewöhnliche Publikum etwas verwirrend sein könnte. Und das eigentlich nur, weil das Werk derart konsequent und in sich geschlossen wirkt. Keine Wendung zum Friedefreudeeierkuchenfest, kein pathetisches Ende, keine deus ex machina. Einfach nur ein Mensch, der in gewisser Weise über sich hinauswächst und aus dem Verlust ein neues Selbst gewinnt.

Fazit

Obvious Child“ ist tatsächlich ein sehr angenehmer, ruhiger, mutiger und konsequenter kleiner Film geworden, der überzeugt, zum Lachen bringt und traurig macht. Dank der nüchternen Herangehensweise und dem Schneid der Regisseurin und Drehbuchautorin Gillian Robespierre, die sich hier traut aus dem engen Regel-Korsett des politisch gezwungen-mundtoten Hollywoods herauszubrechen, wird der kleine 90-Minüter selbst nach der Sichtung noch länger im Kopf bleiben. Man hat Sehnsucht, nach derartigen Filmen und freut sich, sie aus der Versenkung der Indie-Produktionen an das wohlverdiente Rampenlicht zu bringen. Bühne frei für „Obvious Child“ und Jenny Slate.

Kritik: Levin Günther

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