Walt Disney hat neben Star Wars und dem Marvel Cinematic Universe eine weitere, vielversprechende Quelle für hohe Einspielergebnisse gefunden: die Neuverfilmung ihrer Klassiker. Nachdem Maleficent - Die dunkle Fee die klassische Dornröschen-Geschichte aus einer neuen Perspektive erzählte, folgte danach mit Cinderella mehr ein Remake als eine frische Interpretation des bekannten Märchens, bzw. Disney-Films aus dem Jahre 1950. Aber auch das war ein großer Erfolg und auch die neue Variation des Dschungelbuchs sorgte neben einer Weiterentwicklung der CGI-Technik ebenfalls für volle Kassen. Nächstes Jahr erwartet uns dann Die Schöne und das Biest mit Emma Watson, der sich wahrscheinlich wieder eng an die cineastische Trickfilmvorlage hält. Zuvor erwartet uns aber noch Elliot, der Drache, die Neuverfilmung von Elliot, das Schmunzelmonster.
Für viele gilt der Originalfilm von 1977, der vor allem durch seine Machart auffiel (der titelgebende Drache war eine Trickfilmfigur, die mit realen Schauspielern und Settings interagierte), ebenfalls als Klassiker des Mickey-Mouse-Imperiums. Doch die gleiche Reputation wie etwa Der König der Löwen, Fantasia oder Dumbo besaß der Film nie. Zwar verfügte die Geschichte von Pete und seinem Drache über alle Ingredenzien eines typischen Disney-Vehikels, konnte sich aber nie wirklich abseits nostalgischer Verklärung gegen seine hausinterne Konkurrenz behaupten. Deswegen war es schon verwunderlich, warum gerade das Schmunzelmonster neu fürs Kino aufgelegt wurde.
Schaut man sich die Neuverfilmung aber an, stellt sich diese Frage eigentlich nicht mehr, denn den Machern rund um Co-Autor und Regisseur David Lowery (The Saints - Sie kannten kein Gesetz) ist ein Film gelungen, der seine Vorlage hinter sich lässt. Elliot, der Drache ist besser als das Original, weil er es wesentlich besser versteht, seine Geschichte zu erzählen. War das Schmunzelmonster noch vollgestopft mit Musicaleinlagen, einer fiesen Redneck-Familie, zwei hinterlistigen Betrügern, diversen comic relief-Momenten und einer nebensächlichen Liebesgeschichte - die immer wieder in den Vordergrund gepresst wurde -, verzichtet Regisseur Lowery auf all diesen Ballast und konzentriert sich stattdessen auf den Waisenjungen Pete und seinen Drachen Elliot.
Deren freundschaftliche Beziehung entspringt hier einer großen Gemeinsamkeit: beide sind alleine, haben die verloren die sich lieben, was Pete und Elliot zu einem perfekt harmonierenden Duo macht und dem gesamten Film einen wunderbar funktionierenden Anstrich aus Melancholie verpasst. Ja, Elliot, der Drache ist ein rührender, ein trauriger Film, aber Lowerey versteht ist auf unaufdringliche Weise immer wieder sonnige Momente zu erschaffen. Besonders nützlich ist dabei Petes Freund, der sich nicht äußerlich von original Drachen unterscheidet, sondern auch durch sein Verhalten. Der neue Elliot erinnert stark an einen Hund: er apportiert, schnüffelt herum und wälzt sich im Dreck. Dahinter steckt aber nicht nur ein komödiantisches Stilmittel, sondern auch eine Sinnbildlichkeit, denn nichts transportiert das Gefühl unschuldiger Freundschaft visuell so simple und eindringlich wie die Szenerie zwischen Kind und Hund.
Unterstützt wird das Ganze dann noch vom gut aufspielenden Cast zu dem neben Bryce Dallas Howard (Jurassic World) und Karl Urban (Star Trek Beyond) auch Hollywood-Legende Robert Redford (Die drei Tage des Condor) zählt. Ihnen und der nicht abgehobenen, sondern fokussierten und bodenständigen Regie von David Lowery ist es zu verdanken, dass Elliot, der Drache nicht nur das Original weit hinter sich lässt, sondern uns auch daran erinnert, dass es ihn noch gibt, den wohligen Kitsch, der das Herz umschmeichelt, ohne es dabei mit voller Wucht zu erdrücken. Nicht zu vergessen, dass der Film auf bodenständige Weise Freundschaft zelebriert und gleichsam versucht die Furcht vor der Einsamkeit auf eine universell verständliche Art zu ergründen. Dass er dabei hin und wieder ins Stolpern gerät sei ihm verziehen.