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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Der Jungunternehmer Barry Egan wird in der Arbeit durch die häufigen Anrufe seiner sieben Schwestern gestört. Als er zum Familientreffen bei einer der Schwestern eingeladen wird, rastet er aus und zertrümmert einige Terrassenscheiben. Am Abend will er sich durch Telefonsex entspannen. Er gibt einer entsprechenden Agentur seine Telefonnummer und seine Kreditkartennummer, bald wird er von einer Frau zurückgerufen. Am nächsten Morgen ruft die Frau erneut an und verlangt zusätzliches Geld von Egan. Als er ablehnt, droht sie, seine Freundin anzurufen. Ihr Chef schickt ihm vier Brüder hinterher, um aus ihm das Geld herauszuprügeln.

Kritik

„Was rennst du denn so schnell, du Idiot? Wir wissen wo du wohnst!“

Paul Thomas Anderson (Magnolia) muss jetzt nur noch jeweils einen Horror-, Sciencefiction- oder Actionfilm drehen (oder direkt zusammen, haben schon andere geschafft) und dann ist endgültig belegt: Der Mann kann einfach alles. Dazu wird es wahrscheinlich nie kommen, aber wer will bei ihm jemals nie sagen? Sein (bisher) einziger Liebesfilm schleicht sich leichtfüßig bis ins obere Drittel dieser Kitsch- und Klischee-vergifteten Gattung, entwaffnet sie mit den eigenen Mitteln und als wenn das nicht alles schon bemerkenswert genug wäre, etablierte er erstmals den als hoffnungslosen Fall abgestempelten Adam Sandler (Jack und Jill) in einer Charakterrolle abseits seiner vorpubertären Hauruck-Wohlfühlzone, was noch um einiges gewagter war als damals mit Grimassenschneider Jim Carrey in Die Truman Show. Beider funktioniert nicht nur irgendwie, es bildet eine perfekte Harmonie.

Als einziger, früh und unbemerkt entmannter Hahn im Korb zwischen sieben Geschwisterhennen aufgewachsen wurde aus Barry Egan (Sandler) ein sonderbarer Trauerkloß, dem man beinah autistische Züge diagnostizieren könnte, wenn man ihn nur losgelöst von seiner Biografie betrachten würde. Unter einer nicht angeborenen, dafür sozialisierten, quasi antrainierten Verhaltensstörung leidet er ohne Zweifel. Komplett unfähig, sich auf andere Menschen (besonders weiblichen Geschlechts) unbefangen einlassen zu können und gewohnt daran, lieber in seiner eigenen, konfrontations- und konfliktfreien Welt mehr zu existieren als zu leben hat er sich im Laufe der Jahre halbwegs damit arrangiert. Er hat sich eine kleine, aber tendenziell wachstumsfähige Firma aufgebaut, sein Umfeld akzeptiert ihn in der Rolle des verschrobenen Eigenbrötlers. Mehr, als er sich selbst. Denn in Barry brodelt es ganz gewaltig. Unfähig sich selbst am Schopf aus seiner Einsamkeit, Unzufriedenheit und immer weiter fortschreitenden Tristes zu ziehen, scheint es nur eine Frage der Zeit, wann wieder eine Balkontür zu Bruch geht…oder Schlimmeres.

Plötzlich passiert mehr in seinem schrecklich unspektakulären Dasein auf einmal als jemals zuvor, nur nicht unbedingt in einer vorteilhaften Kombination. Er findet unverhofft die Frau seines Lebens, wird durch impulsive Möchtegern-Gangster bedroht und buddelt bzw. sammelt sich heimlich, still und leise einen Fluchtweg, weil niemand außer ihm einen Systemfehler bemerkt. „Normale“ Menschen haben eben meist Wichtigeres zu tun. Keineswegs chaotisch wie jetzt vielleicht vermutet, sondern clever aufgebaut und sehr sensibel beobachtet liefert Paul Thomas Anderson einen Liebesfilm ab, wie sie leider viel zu selten sind. Weit entfernt von üblichen Mechanismen und trotzdem an gewissen Stellen die gewohnte Hebel bedienend, die einfach dazu gehören. Den Rasierklingentanz von Moderne und Klassik findet sich bereit in seiner Inszenierung wieder. Wie kümmerlich, einsam und isoliert Barry anfangs allein durch Anderson’s Einstellungen vor sich hin vegetiert, während er später durch das Erhaschen von Lebensmut langsam, dafür dann eruptiv nicht nur charakterlich aus seinem (an sich sogar gefährlichen) Schneckenhaus ausbricht, sondern der Regisseur die gesamte Szenerie, seinen Stil daran orientiert.

Miit ihm, aber auch um ihn herum geschieht auf einmal richtig viel. Er ist nicht mehr der einzige Mensch an einem (sollte man doch annehmen) normalerweise sehr belebten Ort, er ist nun mittendrin. Pessimistische Blickwinkel wechseln zu romantischen Lochabblenden, bis Barry endlich gezwungen wird, seine angestaute Wut „sinnvoll“ zu kanalisieren. Einfach mal den Mann raushängen lassen, der immer hinter dem schüchternen Würstchen nur heimlich und unkontrolliert das Mobiliar zerlegt hat. Der Liebe wegen. Und nicht zuletzt, weil man ja selbst noch einiges auf der hohen Frust-Kante gelagert hat. Dass Paul Thomas Anderson das als schrullige, warmherzige, nicht plakative oder unpassend-belustigende, formell perfekt inszenierte Außenseiter-Romanze umsetzen kann, das mag man ihm generell zutrauen. Wie, das ist schon eine Hausnummer. Der Schlüssel zum Besonderen ist auch Adam Sandler. Denn selbst jetzt lässt sich ihm unmöglich unterstellen, er wäre ein guter Schauspieler. Aber Anderson gelingt das Kunststück, ihn ideal zu platzieren, sich die beschränkten Mittel so zunutze zu machen, als hätte man sich nur ihn für diese Rolle vorstellen können. Und das bei Sandler! Bei Boogie Nights schaffte er dies schon mit Mark Wahlberg, aber das ist verglichen hiermit ja gar nichts.

Fazit

Fast zu schön um wahr zu sein. Adam Sandler ruft sein faktisch minimales Repertoire ab und ist damit so authentisch und liebenswert. Wie für ihn maßgeschneidert, obwohl es ihm gar nicht passen dürfte. Mit manchmal Coen-artiger Mischung aus Melancholie, Off-Beat-Humor, urplötzlicher Mini-Slapstick und herrlichem Dialogwitz komplett gegen den Strich von Sandler- und US-RomCom-Standard gebürstet, traumhaft vorgetragen und mit dem Herz da, wo es verdammt noch mal zu schlagen hat. Ein Film zum Verlieben. In erster Linie in ihn selbst.

Kritik: Jacko Kunze

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