{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Sanft - kantig, blond - rasiert, cis - trans; erfahren oder neu: Im „Caseros“-Knast von Buenos Aires re-enacten Frauen ihre Leben, in Trance-Balance, beim Voguing und in der Band. Empowerment im Kollektiv. Ein Musical, hybrid und unendlich charmant.

  • Admmqz8zksvdzd9mudptx6ihlpv
  • Xksnjb3an5qnhtqtxmwwnv5lgxp
Quelle: themoviedb.org

Kritik

Kein zweiter Film im Forum der 74. Berlinale, wo Lola Arias sechs Jahre nach ihrer Debüt-Doku ihren zweiten Langfilm präsentiert, lebt mehr durch seine Figuren, in denen sich Realität und Fiktion auf vielfache Weise überschneiden. Auch wenn die Geschichten der jungen Yoseli (Yoseli Arias), ihres abgeklärten Partners „Nacho“ (Ignacio Amador Rodriguez) und selbstbewussten Noelia (Noelia Pérez) nicht genau so war, hätte sie so sein können: eine Chiffre der Schicksale der Unzähligen Bewohnenden des schäbigen Schauplatzes. 

Das argentinische Frauengefängnis, in dem die für Drogenschmuggel verurteilte Yoseli landet, wird zur unwahrscheinlichen Bühne eines mit minimalen Mittel und maximalem Verve aufgeführten Musicals. Dessen Handlung ist ein Mosaik biografischer Bruchstücke, in denen die ehemaligen Inhaftierten eigene Erlebnisse verarbeiten. Häusliche Gewalt, sexuelle Ausbeutung und ökonomische Ausweglosigkeit prägen die brutale Realität jenseits der Mauern. Jene erscheinen auf paradoxe, mitunter fragwürdige Weise fast als Schutzraum, der soziale Unterschiede nivelliert und zumindest die Verurteilten zu einer Gemeinschaft zusammenschweißt. 

Diese bei aller individuellen Authentizität wirklichkeitsfremden Verklärung des Alltags hinter Gittern, wo Yoseli scheinbar immer ausschlafen kann, den ganzen Tag über ihre Telenovelas guckt und in Nacho ihre große Liebe findet, untergräbt nicht nur die vage Gesellschaftskritik. Vor allem entwirft sie ein kontraproduktives Zerrbild von Internierung als rehabilitierend. Es ist zwar immer der Zusammenhalt der Frauen und trans Männer, der positiv wirkt anstelle offenbar komplett abwesender Eingliederungsmaßnahmen, aber dennoch verdrängt die Traumtanzerei alles Traumatische.

Fazit

Glaubt man der euphemistischen Synopsis und den von energetischen Songs gespickten Episoden Lola Arias‘ semi-dokumentarischen Musicals, gibt es in dieser korrupten und kriminellen Welt einen fröhlich bunten Ort, wo alle unabhängig von Herkunft, Aussehen, sexueller Orientierung und Identität gleichgestellt sind, einander unterstützen und wertschätzen. Und das ist - der Frauenknast??? Die Ausstrahlung des Laien-Cast, die greifbaren Gefühle in den holprigen Liedtexten, die Hingabe zu nicht ganz perfekten Choreografien sind applauswürdig. Der bittere Beigeschmack mehrfacher Manipulation bleibt. 

Kritik: Lida Bach

Wird geladen...

×