Hinweis: Die deutsche Version von Revenge – Sympathy for the Devil ist um grob 14 Minuten geschnitten, was ein gucken des Films fast unmöglich macht.
Rache ist ein tiefer Abgrund voller Schmerz, Gewalt sowie Hass, auf dessen beschwerlichen Weg es keine Sieger gibt. Nur allzu gut konnten dies die letzten Jahre die Südkoreaner, und hier vor allem Chan-wook Park (Oldboy, Lady Vengeance), mit ihren bildgewaltigen wie höchst kreativen Werken beweisen und zeigten so den Zuschauer eine Hölle, die zumeist aus voller Verbitterung, Entbehrung und blutiger Vergeltung bestand. Das allerdings auch das Hongkong-Kino zu solch einer außergewöhnlichen Erzählung fähig ist, beweist nun eindringlich Regisseur Ching-Po Wong, der mit seinem höchst brutalen wie unangenehmen Film Revenge: A Love Story (OT: Fuk sau che chi sei) eine Geschichte erzählt, die kaum intensiver wie poetischer sein könnte (der deutsche Titel Revenge – Sympathy for the Devil ist indes zwar passend aber konfus). Denn das visuelle Meisterwerk, passend in einem kühlen Blau- bzw. Grauton gehalten, offenbart eine tiefe Spirale des Hasses, bei der oftmals die Fronten von Gut und Böse verschoben werden. Denn warum Kit zu einem Serienkiller wird, erfährt der Zuschauer erst nach den anfänglichen sehr einprägsamen zehn Minuten, die erst den Auftakt zu einer Story darstellen, die einen so nicht mehr loslässt.
Regisseur Ching-Po Wong versteht es indes hervorragend, regelrecht mit seinen Zuschauern zu spielen. In viele Kapitel unterteilt, erzählt er so eine Geschichte die erst in der Gegenwart beginnt, dann in die Vergangenheit zurückgeht und schließlich auch die Zukunft offenbart. Was anfangs etwas konfus wirkt, macht hierbei durchaus Sinn und präsentiert so erst nach und nach die eigentlichen Motive sowie Hintergründe, aus denen schließlich die tatsächliche Erzählung entsteht. Und gerade die, könnte kaum unangenehmer, intelligenter und härter sein. Denn wer hier wirklich auf Rache sinnt und warum, ist verstörend, barbarisch, traurig und sadistisch zugleich. Besonders optisch ist daher Revenge: A Love Story eine wahre Tortur, die eine Gewaltorgie ohne gleichen darstellt, hierbei aber niemals auf einen übertriebenen Blutfaktor setzen muss. Viel eher zerrt der Film von seinen ruhigen Momenten, seinen poetischen gar schon hypnotischen Szenen (einige davon Stilsicher in Zeitlupe), die eine wahre visuelle Wucht erzeugen.
Zwar bleibt ein unbefriedigendes Gefühl angesichts der kurzen Laufzeit zurück und auch das Finale selbst (welches zwar Erlösung auf eine schmerzhafte Weise bringt), hätte durchaus konsequenter ausfallen können, doch die harte Geschichte aus Liebe und Vergeltung überzeugt und fesselt vor allem im Hinblick darauf, dass hier niemals Gut und Böse eindeutig sind. Auch sind es die vielen Wendungen wie plötzlichen Überraschungen, die das komplexe Werk antreiben und so wahre Schock-Momente offenbaren. Optisch wie Akustisch, muss sich unterdessen Regisseur Ching-Po Wong ebenfalls keineswegs vor seiner Südkoreanischen Konkurrenz verstecken. Im Gegenteil, die kühle, düstere wie melancholische Art fesselt und auch die darstellerischen Leistungen, die sichtlich bemüht sind, ergeben ein Gesamtbild, welches einer tiefen Rache-Story mehr als würdig ist. Wer so auf die, manchmal sehr unangenehme, Wahrheit wartet und eine Vendetta sondergleichen genießen möchte, findet mit Revenge: A Love Story erneut eine Genre-Perle, welche in Sachen Filmkunst wie -genuss mal wieder exzellent, trotz kleinerer Schwächen im Timing sowie der Länge, daher kommt.