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Redemption, ein ödes Kaff im Wilden Westen. Hier organisiert der skrupellose John Herod jedes Jahr einen Schießwettbewerb. Diesmal streiten u.a. Profikiller Cantrell, Pokerspieler Ace, Priester Cort und der smarte Kid um die Prämie. Aufsehen aber erregt eine wortkarge Blondine in staubiger Westmannskutte: Auch Ellen will am gnadenlosen Duell teilnehmen...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wenn er mal nicht die Teufel tanzen oder die amerikanische Metropole New York City von der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft beschützen ließ, war Sam Raimi nicht gerade der Filmemacher, den man als Kassenknüller oder Publikumsmagneten bezeichnen würde. Seine „Tanz der Teufel“-Trilogie genießt zu Recht Kultstatus, wie auch sein famoses „Spider-Man“-Franchise mit zum Besten gehört, was das kinematografische Sujet zu bieten hat: An „Spider-Man 2“ müssen sich auch in Zukunft noch viele, viele kommende Comic-Adaption messen lassen. Aber wie sieht es aus mit „Darkman“ (1989), „Ein einfacher Plan" (1999), „Aus Liebe zum Spiel“ (1999) oder „The Gift – Die dunkle Gabe“ (2000)? Klar, die filmaffinen Zeitgenossen unter uns wissen all diese Titel genaustens einzuordnen, an der breiten Masse aber gingen sie weitestgehend vorbei und hatten zum Teil wirklich Mühe und Not, überhaupt die Hälfte ihres Budgets wieder einzuspielen. Ähnlich übergangen wurde auch Sam Raimis Ausflug in die staubigen Sphären des Western-Genres mit „Schneller als der Tod“ von 1995.

Es ist schon zur Tradition geworden, dass der Western von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wiederholt von seiner persönlichen Todeserklärung eingeholt wird. Doch gleichwohl gibt es immer wieder einen Film, der sich als Renaissance für das hochinteressante und vielfältige Genre aufbäumen könnte. In den 1980er Jahren war es beispielsweise Lawrence Kasdans „Silverado“, der dem amerikanischen Nationalepos Tribut zollen wollte, letzten Endes aber als erschreckend methodische Nummernrevue dahinplätscherte. In den 1990er Jahren war er nochmal um einiges schwerer, dem Western neues Leben einzuflößen, hatte ihn die Genre-Ikone Clint Eastwood doch mit eigenen Händen in seiner düsteren Entmythologisierung „Erbarmungslos“ zu Grabe getragen. Und wenn Clint Eastwood etwas abschließt, auf dem doch eigentlich seine Weltkarriere fußt, dann könnte man als Außenstehender wahrscheinlich wirklich in den Glauben kommen, die Sache hätte sich damit nun ein für allemal erledigt: Western? Das war einmal. Und dann kommt ein Sam Raimi und konfrontiert die Kinolandschaft mit einem Film wie „Schneller als der Tod“.

Einem Film, der sich nicht so recht entscheiden kann, ob er nun als Hommage verstanden werden oder doch als augenzwinkernde Persiflage durchrutschen möchte. Man muss Raimis Inszenierung attestieren: „Schneller als der Tod“ funktioniert eigentlich aus beiden Perspektiven. Zwar nicht in formvollendeter Brillanz, aber er funktioniert. Das fängt dann erst mal damit an, dass wir mit dem Archetyp des Italo-Western begrüßt werden: Dem Fremden, der in einer nicht näher datierten Zeit in einem kleinen Städtchen namens Redemption Halt macht, der die hiesigen Spelunken mit dem Zigarillo im Mundwinkel frequentiert und sich erst mal einen ordentlichen Schluck Feuerwasser in den Hals kippt. Im Falle von „Schneller als der Tod“ ist dieser Fremde aber kein drahtiger Kerl, sondern eine Frau namens Ellen (gespielt von Sharon Stone), die alle Charakteristiken ihre virilen Vorbilder vereint und nicht nur standesgemäß grunzen, sondern auch verdammt fix den Revolver aus dem Halfter zücken kann. Wer nun aber auf einen emanzipatorische Ton hofft, wie man ihn beispielsweise in „Vierzig Gewehre“ oder – um nicht zu weit in Vergangenheit zu reisen – in „Sweetwater – Rache ist süß“ fand, der muss sich enttäuschen lassen.

Es ist ja schon eine Leistung für sich, einen Western zu drehen und den (Anti-)Helden der Geschichte mit einer Frau zu besetzen, dieser aber nicht zu vergönnen, sich von den Macho-Attitüden dieses Gefildes zu domestizieren, sondern derlei Manierismen vielmehr nachzuäffen. Irgendwie enttäuschend, wusste sich Raimi doch als Künstler auszudrücken, der beiden Geschlechtern ihre gebührende Aufmerksamkeit spendierte. So wirkt die Figur der Ellen vielmehr als ein verschleiertes Zugeständnis der üblicherweise ans Genre gebundenen Männlichkeit. „Schneller als der Tod“ formiert allerdings noch weitere Archetypen: Den dubiosen Sheriff (Gene Hackman), den abtrünnigen Revolverhelden, der den Pfad Gottes für sich gefunden hat (Russell Crowe) und natürlich der junge Heißsporn, der vor versammelter Mannschaft den großen Macker markiert, in Wahrheit aber doch nur ein hilfloses Kind ist, der viel zu schnell erwachsen werden musste (Leonardo DiCaprio). Und nach dieser Auflistung sei gesagt: Der Cast von „Schneller ist der Tod“ ist schon ziemlich gut zusammengesetzt, während sie sich alle natürlich dem Titanen Gene Hackman unterordnen müssen, der den Antagonisten mit karikaturesker Süffisanz hassenswert anlegt.

Aber eigentlich sind sie alle irgendwo nur klischeeisierte, aber doch in ihrem eingeschränkten Radius solide funktionierende Abziehbildchen, die der comichaften Tonalität des Films geradewegs in die gezinkten Karten spielen und wenn ein von einer Körper getroffener Körper im Überschlag nach hinten fliegt, dann sind die erzählerischen Weichen doch eigentlich reicht eindeutig formuliert, oder? „Schneller als der Tod“ ist nicht perfekt, um Gottes Willen, dafür ist der fokussierte Wettbewerb, an dem sich „Schneller als der Tod“ aufzieht, viel zu vorhersehbar respektive überkonstruiert und erlaubt kaum einen Ansatz von fesselnder Grundspannung. Raimi jedoch ist kompetenter Entertainer genug um zu wissen, wie er das narrative Tempo trotz dessen oben hält. Und handwerklich ist das Ganze eh weit über dem Durchschnitt, so wie man es inzwischen ja auch von Raimi gewohnt sein darf. Die Landschaftspanoramen, die schicke, ehrwürdige Kulisse des Kaffs, gepaart mit Alan Silvestris Trompeten, die nicht von ungefähr an die großen Kompositionen von Maestro Ennio Morricone gemahnen. Ein netter Zeitvertreib, da spricht überhaupt nichts dagegen.

Fazit

Keine große Kunst und mit Sicherheit stellt „Schneller als der Tod“ keine Referenz für das Western-Genre dar, doch Spaß generiert er allemal. Die tolle Besetzung (gerade Gene Hackman rockt mal wieder alles und jeden weg), die stimmungsvolle Kulisse wie auch die atmosphärischen Aufnahmen sorgen dafür, dass die comichafte Mischung aus Hommage und Persiflage gute Unterhaltung liefert.

Kritik: Pascal Reis

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