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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Ein jüdischer Hochzeitskameramann, der mit der Religion seiner Familie wenig anfangen kann, verliebt sich (bei einem Hochzeitsdreh) in eine Klezmer-Klarinettistin und erfindet spontan ein Dokumentarfilmprojekt über diese Musik, um Zeit mit ihr zu verbringen. Das führt sie zusammen auf eine Reise durch Osteuropa auf der Suche nach den verlorenen Klezmer-Melodien, die von den Roma und Sinti bewahrt werden, die vor dem Genozid mit den Juden zusammenlebten.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Die Klezmer und ihre Tradition ist musikalisch und menschlich reich genug für eine ganze Reihe Dokumentarfilme. Der Leonadro Kochs (Pero algún día) und Paloma Schachmanns delegiert die ursprünglich in jüdischen Gemeinschaften gespielte Instrumentalmusik zum Hintergrund-Soundtrack ihrer persönlichen Geschichte. Jene interessiert das argentinische Regie-Duo weit mehr als die im Verschwinden begriffenen Stilrichtung, auf deren Spuren sie sich in ihrem semi-fiktionalen Kinodebüt begeben. Am Anfang der Recherche-Reise zu Europas letzten Klezmer-Gruppen steht nicht künstlerisches oder kulturelles Interesse, sondern eine Lüge.  

Oder „Liebe“ laut der humoresken Hintergrunderzählung einer älteren Frauenstimme, selbstidentifiziert als die des Teufels. Der spricht Jiddisch, dessen Status als bedrohte Sprache es zum linguistischen Pendant der titelgebenden Musikform macht. „Kultur und Sprache sterben nicht. Sie werden ermordet“, zitiert Koch im Bezug auf den Holocaust, der den dramatischen Rückgang beider direkt und indirekt beeinflusste. Die Betrachtung Klezmers in ihrem komplexen kulturgeschichtlichen Kontext ist ebenso spannend wie ihre Fortführung und Wiederbelebung durch andere kulturelle Gruppen.

Deren Passion erscheint in der Fiktion und Fakten verwirrend verstrickenden Inszenierung im Kontrast zum exemplarischen Desinteresse Kochs fiktiven Alter Egos. Das startet das Doku-Projekt nur wegen Schachmanns Plot-Persona. Des Teufels Hintergrundstimme verklärt die Manipulation mittels eines romantischen Märchens, das die Laufzeit unnötig strapaziert und das eigentliche Thema verwässert. Doch dergleichen selbstverliebte Schwächen überstrahlen die zwischenmenschlichen Begegnungen und wunderbare Musik, die beide auf ihrer Reise durch Rumänien, Moldawien und der Ukraine aufspüren. Auch das kann Klezmer.

Fazit

Der Reiz Paloma Schachmanns und Leandro Kochs autofiktionalen Recherche-Road-Movies sind nicht dokumentarische Erkenntnisse, sondern gleichsam persönliche und universelle Fragen nach der individuellen und kulturellen Rolle von Sprache, musikalischer und verbaler. Vor allem jedoch der heimliche Soundtrack von Klezmer-Künstlern wie Lerner und Moguilevsky, den Geigern Dimitru, Victor und Nicolae Covaci und Ioan Petre sowie Ivan Popovich, letztes lebendes Mitglied von Técsői Banda. Eine bitter-süße Begleitmelodie der Motive kreativen und kulturellen Verlusts, Assimilation und Identität, Überlieferung und Überleben.

Kritik: Lida Bach

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