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Quelle: themoviedb.org

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Ost-Berlin, November 1984. Fünf Jahre vor seinem Ende sichert der DDR-Staat seinen Machtanspruch mit einem erbarmungslosen System aus Kontrolle und Überwachung. Als Oberstleutnant Anton Grubitz den linientreuen Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler auf den erfolgreichen Dramatiker Georg Dreyman und seine Lebensgefährtin, den Theaterstar Christa-Maria Sieland, ansetzt, verspricht er sich davon einen Karriereschub. Immerhin stehen höchste politische Kreise hinter dem „operativen Vorgang“. Womit er nicht gerechnet hat: Das intime Eindringen in die Welt der Observierten verändert auch den Spitzel. Das Eintauchen in "das Leben der Anderen" – in Liebe, Literatur, freies Denken und Reden – macht Wiesler die Armseligkeit seines eigenen Daseins bewusst und eröffnet ihm eine nie gekannte Welt, der er sich immer weniger entziehen kann. Doch das System ist nicht mehr zu stoppen – ein gefährliches Spiel beginnt.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wie die zukünftige Karriere von Florian Henckel von Donnersmarck aussieht, wird wohl der Erfolg oder Misserfolg seines neusten Films Werk ohne Autor bestimmen. Denn nachdem der Regisseur mit Das Leben der Anderen einen weltweit immensen Erfolg feiern konnte (Publikumsmagnet, Kritikerliebling, Filmpreise zuhauf), nahm der Höhenflug des deutschen Adels in Hollywood eine spektakuläre Bruchlandung. The Tourist mit Johnny Depp und Angelina Jolie wurde viel Häme zuteil - und der Regisseur verschwand aus dem Blickfeld. Nach acht Jahren ist er nun wieder zurück, mit einem dreistündigen Werk, das in Venedig um den Hauptpreis angetreten ist. Erfolglos. Dass ihm ein ebenso spektakulärer Erfolg wie bei Das Leben der Anderen gelingen wird, bleibt unwahrscheinlich. Einer ähnlichen Thematik bedient er sich jedoch. Das Leben der Anderen war ein Film, der mit geringen Mitteln produziert wurde und vor allem durch seine Einfachheit die Sinne des Publikums erobert.

Der Film beginnt mit Texttafeln, die die Behörde für Staatssicherheit, die Stasi, in der ehemaligen DDR beschreiben. Ihr Ziel: Alles wissen. Die Stasi will alles wissen, sie muss alles wissen, weil sie ihrem Volk nicht vertraut, den „Naturzustand“ des Sozialismus wirklich zu befolgen. Das Fortbestehen der Republik muss gesichert werden, leider fungiert die Behörde dabei selbstzerstörerisch, weil sie die Gesellschaft zerrüttet. Ein Volk in Angst und Verfolgungswahn kann nicht glücklich sein. Ein unglückliches Volk kann nicht ewig bestehen. Das propagiert humanistische System des Staates wahrt mittels Folter das heile Gesicht der Nation. Im Stillen wird diskriminiert, gefoltert und spioniert. Nahezu jeder ist Mitwisser, unzählige gar Inoffizielle Mitarbeiter (Spitzel). Wie reibungslos dieses System funktionierte, zeigt der Filmemacher anhand einer Szene, in der Hauptmann Gerd Wiesler (zum Niederknien: Ulrich Mühe, Funny Games) den Fahrstuhl in seinem Haus betritt. Ein Junge ist dort ebenfalls. Dieser fragt ihn, ob er bei der Stasi sei und was sein Vater von Stasi-Mitarbeitern halte. „So? Und wie heißt der denn?“ Natürlich würde das Kind ahnungslos den Namen mitteilen und seinen eigenen Vater fürs Leben brandmarken.

Wie strategisch dieser Spionage-Apparat, ja, dieses bis in die Wurzeln korrupte System aufgebaut waren, wird bereits in der ersten Szene deutlich. Der Film beginnt mit einem eiskalten Verhör, inklusive Folter. Er wird solange verhört, bis der Zeuge zerbricht. Ohne, dass er etwas davon mitbekommt, wird sein Geruch für spätere Hetzjagden von Spürhunden konserviert. Ein Leben in Freiheit ist hier nicht möglich. Ein offiziell humanistisches (und perfektes) System darf nicht angezweifelt werden. Jeder leiseste und kleinste Zweifel wird dabei zum Verhängnis. Natürlich ist es ein durch und durch unehrliches System, geführt von durch und durch unehrlichen, gierigen und hinterlistigen Leuten. Eine künstlich legitimierte Regierungsform, die ihr Volk benutzt, statt ihm zu dienen. Natürlich sind die Parallelen zum Nationalsozialismus deutlich, doch darum geht es dem Regisseur gar nicht. Er verurteilt die Bevölkerung der DDR nicht, er stellt sich zu keiner Zeit über sie. Er bedauert die Tragik und das Unheil, das dem Volk wiederfahren ist. Hier ist keiner ein dummer Ossi, hier sind alle freiheitsliebende Menschen, die dem ausgeübten Druck unterschiedlich gut standhalten können.

Florian Henckel von Donnersmarck inszeniert wunderbar zurückhaltend und unauffällig. Seine Kamera zeigt, sie zeichnet nicht. Sie rutscht nie ins dokumentarisch, raue ab, sondern bleibt stets organisch - einem Billy Wilder (Boulevard der Dämmerung) nicht unähnlich. Der sorgte auch stets dafür, dass die Kamera als Grenze zwischen Realität und Fiktion nie auffällig wurde. Eine gleiche Wirkung hat Das Leben der Anderen. Die Realität, die hier nacherzählt wird, sie überzeugt vor allem durch das durchgängig herausragende Spiel der Darsteller. Allen voran der verstorbene Ulrich Mühe. Der ist hervorragend. Und noch besser ist er, wenn er einfach nur sitzt und guckt. Er hat Augen eines Adlers. Starr, hellwach, in ihrer Kälte bedrohlich. Erbarmungslos dezimiert er seine Zeugen in der Befragungszelle. Neugierig schaut er einem Dichter bei der Aufführung seines Stückes zu. Gerührt hört er einem Klavierstück zu. Zu Blinzeln scheint er so gut wie nie. Das superbe Schauspiel führt - in Verbindung mit der unauffälligen Kamera und dem ebenso geführten Schnitt - zu einer starken Immersion, die den Zuschauer auch nach dem Film nicht so schnell loslässt.

Fazit

Deutsches Geschichtskino, das nicht zum Augenrollen verleitet?! Ja, denn Florian Henckel von Donnersmarck ist mit "Das Leben der Anderen" ein herausragender Film gelungen, der in seiner Ruhe eine immense Kraft entwickelt. Die Machtlosigkeit der Figuren und des Zuschauers gegenüber der Tragik des Dargestellten potenziert sich durch die kluge Inszenierung des Regisseurs und führt zu höchst emotionalem Kino. Dass die Geschichte einer simplen Systematik folgt, fällt dabei nicht weiter ins Gewicht, ist sie doch von einer derart hochklassigen Ausführung, die es in dieser Ehrlichkeit nicht oft zu bestaunen gibt.

Kritik: Levin Günther

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