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Quelle: themoviedb.org

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Der kauzige Indianer Tonto erzählt seine ganz eigene Version der sagenhaften Geschichte des maskierten Lone Rangers: Die berühmten Texas-Ranger sorgen für Recht und Ordnung. Meistens jedenfalls. Als die gefürchtete Cavendish-Gang in einem spektakulären Gewaltakt einen Zug überfällt, um ihren Anführer Butch aus den Händen der Ranger zu befreien, nimmt die Sache ein böses Ende und John Reid bleibt dem Tode geweiht in der Wüste zurück, bis Tonto ihn findet und ihm das Leben rettet. Beide sinnen, wenn auch aus unterschiedlichen Beweggründen, auf Rache - leider so ziemlich ihre einzige Gemeinsamkeit. Allen Gegensätzen zum Trotz tun sie sich aber zusammen und der totgeglaubte John gibt sich mit Hilfe einer dunklen Maske nun als Lone Ranger die Ehre. Ab jetzt wird nur noch nach den eigenen Regeln gespielt und im wildesten aller Western mal so richtig aufgeräumt...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wenn es um den Western geht, dann wird den meisten Menschen wohl direkt der wortkarge Clint Eastwood mit Zigarillo im Mundwinkel im staubigen Poncho in den Kopf kommen, genau wie die legendäre Mundharmonikamelodie aus Sergio Leones Opus Magnum Spiel mir das Lied vom Tod ein unverzichtbares Fragment im famosen Mosaik des weitreichenden Genres ist. Dabei ist der Western per se ein uramerikanische Thema, eine Projektionsfläche für das Verbundenheitsgefühl einer aufkeimenden Nation, für die (bundes-)staatlichen Konflikte und die daraus resultierende Weiterentwicklung manifestiert. Aber der Western ist auch ein Mythos, der Helden stilisiert und die Luft des eigenen Usus atmen. Während es also in den amerikanischen Vertretern um Moral und Gerechtigkeit ging, waren die Spaghetti-Western das Gegenteil der Heimatfilme aus den Vereinigten Staaten. Nimmt man beispielsweise Sergio Corbucci als Fixpunkt, wird man feststellen, dass in einem Italo-Western längst die Unmoral gesiegt hat und leichtfertige Schwarz/Weiß-Zeichnungen zwischen Gut und Böse einfach nicht mehr vorhanden sind.

Dazu wird von Cineasten und Filmliebhabern aus aller Welt nur zu gerne behauptet, dass sich der Western längst selbst zum Opfer gefallen ist und nur noch auf die standesgemäße Beisetzung wartet – Die bestenfalls in Form einer zünftigen Hommage vollbracht werden kann. Natürlich ist der Western keinesfalls tot, doch den frequentierten Stand wie in der Mitte des 20. Jahrhundert hat er heute tatsächlich nicht mehr, was äußerst schade ist, aber den modernen Sehgewohnheiten des Massenpublikums anzukreiden ist, die sich – salopp gesagt - nicht länger mit den Cowboys und Indianer beschäftigten möchten. Wenn man sich dann also einer Huldigung und keinem waschechten Genre-Film annehmen möchte, ist die Auswahl inzwischen ebenfalls äußerst vielfältig. Mit dem an seinen eigenen Ambitionen gescheiterten Django Unchained respektive dem überaus gelungenen The Hateful Eight von Quentin Tarantino, dem hinterlisten Bastard Bone Tomahawk und dem im nächsten Monat startenden The Sisters Brothers wird der interessiert Suchende schnell fündig, ohne sich in den kinematographischen Untiefen zu verirren. Ebenfalls eine Empfehlung: Gore Verbinskis Lone Ranger.

Es ist natürlich offensichtlich, dass sich Gore Verbinski sich an seinem Megaerfolg der Fluch der Karibik-Trilogie orientiert und das vierköpfige Autorenteam den Piratenspaß in gewisser Weise in den Wilden Westen verlagern. Genau wie es inzwischen ein offenes Geheimnis ist, dass Johnny Depp sich in der Rolle des kauzig-tuckigen Jack Sparrow verfangen hat und diese in jedem neuen Film immer und immer wieder aufkochen lässt, ob es nun das handzahme Hunter S. Thompsen-Urlaubsfilmchen Rum Diary ist oder die Gothic-Opera-Adaption Dark Shadows. Man darf sich über die Eindimensionalität ohne Frage eschauffieren, gerade wenn man die hervorragenden 1990er Jahre im Schaffen von Johnny Depp zurückerinnert, doch eines sei an dieser Stelle mit Nachdruck gesagt: In Lone Ranger ist er als Indianer Tonto einfach die absolute Idealbesetzung, trotz seiner unübersehbaren Sparrow-Manierismen. Gerade im Zusammenspiel mit dem ebenfalls tollen Armie Hammer (J.Edgar) beweist Depp, wie erstaunlich harmonierend er in dieser Rolle weiterhin fungieren kann.

Wer nun denkt, dass Lone Ranger ein handelsüblicher Blockbuster ist, der sich seinem Publikum durchgehend anbiedert und eigentlich nur deswegen produziert wurde, um die Kinowelt mit einem weiteren überteuren Kracher zu sättigen, der liegt herbe daneben. Das 250 Millionen Dollar Budget ist dem Film natürlich anzusehen und sorgt gleichzeitig dafür, dass ein Hauch von Abneigung unterschwellig evoziert wird, schließlich gab es in der Vergangenheit genug verschwenderische Machwerke, die sich mit guten Vorsätzen rühmten, letztlich aber in jedem ernsthaften Kritikpunkt versagten. Mit Lone Ranger kommt jedoch ein Film, der die Seele seines vorgeknöpften Sujets verinnerlicht hat; der weiß, wie man mit Klischees umzugehen hat und wie man ein Thema mit historischer Verwurzelung mit der nötigen Selbstironie torpediert. Und da liegt ein weiterer Vorteil: Lone Ranger nimmt sich nicht ernst, kann seiner düsteren, zivilisationskritischen Grundnote, rundum die gnadenlose Industrialisierung und den zerstörerischen Kapitalismus, aber ebenfalls gerecht bleiben – wenn er es denn muss. Allgemein schlägt Lone Ranger einen Ton in Sachen Gewalt an, der nicht unbedingt in dieser Form zu erwarten war: Da werden massenweise Körper durchsiebt, Menschen skalpiert und auch ein Herz aus dem Torso entfernt und verspeist.

Das Wunderbare an Lone Ranger ist, dass er sich dem sagenhaften Charme seines Vorbilds vollkommen bewusst ist und sich ihm zu keiner Zeit in den Weg stellen möchte, nur um den in den 1930er Jahren entstandenen Mythos um den gesetzestreuen Outlaw in irgendeiner Weise zu beschmutzen, ganz im Gegenteil. Lone Ranger funktioniert sowohl als eskapistische Huldigung der populären Vorlage, weiß sich aber auch durch eigene Mittel einen Weg zu durch die romantisierte Prärie zu bahnen, während sich Gore Verbinski an den richtigen Stellen mit enormer Inszenierungsfreude und Fabulierlust zitiert, um gleich danach seine Liebe zum Western ohne jeden Kompromiss festzuhalten. Natürlich hat Lone Ranger seine Schwächen, doch die Charaktere, die sich aus Jahrzehnten Genreaffinität zusammensetzen und die beeindruckenden Landschaftspanoramen, gerade in Kombination mit dem wohl stimmigsten Zimmer-Score seit einer halben Ewigkeit, lassen das Herz eines echten Westernliebhabers einfach Freudensprünge machen. So muss selbstironische und mehr als unterhaltsame Gigantomanie mit Seele aussehen.

Fazit

Mit "Lone Ranger" bleibt sich Gore Verbinski dem eskapistischen Überschwang der "Fluch der Karibik"-Trilogie zwar treu, schafft es aber, seine Huldigung an das Western-Genre nicht nur spektakuläre Schauwerte zurückzuführen. Stattdessen ist "Lone Ranger" ein sowohl unheimlich spaßige, gleichzeitig aber verübt der Film auch düstere Zivilisations- und Amerikakritik und versteht sich über allem noch als ein Abenteuer, welches den Indianern das Wort erteilt. Umso passender ist da auch die Aussage, die der von Johnny Depp gespielte Tonto gegen Ende trifft: "Du bist kein böser Geist, du bist nur ein weißer Mann". Überaus gelungen!

Kritik: Pascal Reis

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