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Quelle: themoviedb.org

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Harold Meyerowitz , der sein ganzes Leben der Kunst verschrieben hat, musste seine schillernden Tage als erfolgreicher Künstler schon lange hinter sich lassen und arbeitet nun als Kunstprofessor an einer Universität. Dass ihm diese notgedrungene Karriere missfällt, bekommen auch seine drei Kinder oft genug am eigenen Leib zu spüren. Während Jean allerdings etwas aus ihrem Leben gemacht und Distanz zum Vater gefunden hat, ist Matthew mittlerweile von New York nach Los Angeles geflüchtet. Einzig Danny sucht immer noch die Nähe seines Vaters, obwohl er von ihm ständig kritisiert wird. Für Danny stand früher eine erfolgreiche Karriere als Musiker in den Sternen, heute hat er eine gescheiterte Ehe hinter sich und ist arbeitslos. Obwohl er von dem eigenen Vater stets am Erfolg seiner Geschwister gemessen wird, kann er sich nicht von ihm lösen und verehrt sogar dessen Kunst. Ein medizinischer Notfall bringt alle drei Halbgeschwister schließlich am Krankenhausbett des Vaters zusammen...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

In einer Szene aus Noah Baumbachs (Mistress America) neuem Film The Meyerowitz Stories besuchen der mittlerweile in die Jahre gekommene Harold Meyerowitz und sein Sohn Danny die Kunstausstellung eines alten Bekannten. Nachdem die beiden zuvor penibel darauf achteten, dass sie im Anzug mit Fliege passend gekleidet zu der Veranstaltung erscheinen, wirken sie zwischen dem überwiegend leger bis locker angezogenem Rest der Besucher wie zwei Fremdkörper, die sich an einen falschen Ort verirrt haben. Baumbach nutzt diese unbequeme Angelegenheit, für die der Regisseur virtuos zwischen trockener Situationskomik und beschwingtem Dialogwitz schaltet, als ideale Gelegenheit. Einerseits greift der Regisseur den Status quo der New Yorker Künstler- und Intellektuellenszene auf, die sich gegenwärtig am liebsten in freizeitorientierter Abendgarderobe unter ihresgleichen gesellt, um andererseits einen treffenden Kommentar über die Mentalität des Oberhaupts der Meyerowitz-Familie abzugeben. Offensichtlich in alten Traditionen verhaftet scheint dieser vom schnelllebigen Zeitgeschehen längst abgehängt worden zu sein.

Harold, der vor Jahrzehnten einmal mit einer Skulptur künstlerische Anerkennung für sich verbuchte, an die er anschließend nie wieder anknüpfen konnte, ist die bestimmende Konstante in Baumbachs Film, aus der sich das vielschichtige Porträt einer dysfunktionalen Familie entspinnt. Die tief sitzende Frustration des Mannes, den man durchaus als gescheiterten Künstler bezeichnen könnte, scheint sich hierbei unmittelbar auf seine drei Kinder übertragen zu haben, die er im Laufe seines bisherigen Lebens mit drei verschiedenen Frauen gezeugt hat. Mithilfe mehrerer Kapitel, in denen sich der Regisseur den verschiedenen Familienmitgliedern widmet und sie immer wieder zusammenbringt, kreiert er zunächst den Eindruck von eher willkürlichen Einzelszenen, die mehr und mehr ein überaus schlüssiges Gesamtbild formen.

Baumbach, der seit einer Weile gerne als neuer Woody Allen (Der Stadtneurotiker) bezeichnet wird, inszeniert die Befindlichkeiten der Meyerowitz-Familie als Abfolge von ausschweifenden Dialogfeuerwerken, die der Regisseur in schwungvoll gefilmte sowie geschnittene Handlungsorte und Situationen einbettet. In großartigen Passagen wie zum Beispiel der Restaurantbesuch von Harold und seinem anderen Sohn Matthew, der von Verwechslungsmissverständnissen und Zahlungsuneinigkeiten begleitet wird, entfaltet sich Baumbachs gesamte komödiantische Bandbreite, die der Regisseur mittlerweile souverän zwischen dezenten Fremdschammomenten, schwungvoller Situationskomik und trockenhumorigen Wortgefechten beherrscht. 

Ähnlich wie Der Tintenfisch und der Wal, für den Baumbach autobiographische Bezüge seiner eigenen Familiengeschichte in das Drehbuch miteinarbeitete, ist auch The Meyerowitz Stories ein Film, in dem der Regisseur hinter den urkomischen Momenten sowie stellenweise ungeschönt zur Schau gestellten Neurosen und Macken der Charaktere zum verletzten, gebrochenen Innenleben der Meyerowitz-Familienmitglieder vordringt und vielschichtige Einzelporträts der bedeutendsten Figuren anfertigt. Als Harold aufgrund einer Kopfverletzung ins Krankenhaus eingeliefert werden muss und sein gesundheitlicher Zustand ungewiss in der Schwebe hängt, rückt Baumbach die beiden Söhne Danny und Matthew sowie Tochter Jean unweigerlich in einen gemeinsamen Fokus, nachdem sich die Halbgeschwister am Krankenbett des Vaters einfinden.

Hin- und hergerissen zwischen genereller Verwirrung und Unklarheit über die persönlichen Verhältnisse innerhalb des durchaus komplizierten Familiengeflechts, deutlicher Sehnsucht nach klärenden Gesprächen sowie zwischenmenschlichen Spannungen entwickelt sich die Geschichte des Films schließlich zu einem ebenso gefühlvollen wie empathischen Zugeständnis an die menschlichen Facetten der Figuren. Wegen seines humpelnden Gangs sowie stellenweise kindlicher Ausbrüche bietet Danny beispielsweise genügend Potential für offensive Gags. Adam Sandler (Klick), der mit der Figur seine beste Rolle seit langer Zeit landen konnte und mit ungewohnt ernsten sowie emotionalen Zwischentönen brilliert, spielt den Mittvierziger jedoch als ebenso verantwortungsbewussten Vater wie Sohn. Um seine 18-jährige Tochter Eliza, die zu Beginn des Films auszieht, um ein Filmstudium am College zu beginnen, kümmert er sich genauso rührend wie um seinen eigenen Vater. 

Dabei erhielt Danny von Harold nie die gleiche Anerkennung wie sein Bruder Matthew, der eine erfolgreiche Karriere im Finanzbereich einschlug. Trotz seines musikalischen Talents als Songschreiber am Klavier ist er arbeitslos geblieben und lebt hauptsächlich von Unterhalt, den ihm seine Ex-Frau zahlt. Matthew, der von New York nach Los Angeles gezogen ist und zumindest finanziell sorgenfrei lebt, fühlt sich hingegen ebenfalls vom eigenen Vater im Stich gelassen, da er den seit Jahren in Vergessenheit geratenen Harold womöglich in Sachen Anerkennung übertrumpft hat und daher mit Ignoranz bestraft wird. In einer späten Aussprache zwischen Danny und Matthew, die anschließend in einem amüsanten Handgemenge endet, befördert Baumbach die gesamte Tragik zwischen den vernachlässigten Halbbrüdern an die Oberfläche und findet zu bewegendem Optimismus.

So erweist sich The Meyerowitz Stories spätestens gegen Ende als einer der humanistischsten Filme im Schaffen des Regisseurs. Schlussendlich hebt Baumbach die menschliche Tragweite der Handlungen seiner Figuren über deren humorvolle Eigenarten empor und erzählt im Kern vom Triumph der Mitmenschlichkeit über familiär vorherbestimmte Bahnen, die doch nur in Einsamkeit und ins sichere Scheitern führen würden.

Fazit

Mit „The Meyerowitz Stories“ meldet sich Regisseur Noah Baumbach erneut in großartiger Form zurück. Der von Netflix vertriebene Film funktioniert nicht nur als hervorragend geschriebene, mit viel Witz und Esprit inszenierte sowie von sämtlichen Beteiligten wunderbar gespielte Tragikomödie über eine dysfunktionale Familie. Baumbach erzählt im Kern außerdem die Geschichte von Kindern, die sich besser spät als nie von den Fehlern ihrer eigenen Herkunft lösen können und schließlich im, mitunter durchaus schwierigen, Miteinander zu gestärkter Selbstbestimmung finden.

Kritik: Patrick Reinbott

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