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Inhalt

Sofia besucht ihre Cousine Naïma in Cannes. Aus dem geplanten Strandurlaub junger Mädchen entwickelt sich schon bald etwas anderes. Die äußerst selbstbewusste Sofia sorgt durch ihre attraktive Erscheinung für große Aufmerksamkeit. Angezogen von der mondänen Welt der oberen Zehntausend, in der Gefühle käuflich sind, denkt sich Sofia nichts dabei, auch Naïma in die schillernde Welt der Schönen und Reichen mitzunehmen. Schnell lernt die junge und unerfahrene Naïma dort, wie man Zuneigung gegen Aufmerksamkeiten, nackte Haut gegen Yachtausflüge und auch Sex gegen Geld eintauschen kann. Über die Folgen denken die beiden Mädchen anfangs noch nicht nach.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Auf die Liebe pfeift sie, stattdessen braucht die 22-jährige Sofia (Zahia Dehar, Joséphine, Pregnant & Fabulous) den Kick, das Abenteuer, den Adrenalinrausch. Gefühle würden sie hier nur unnötig ausbremsen. Das wahrlich Beeindruckende an dieser jungen Frau, die wir nach und nach durch die Augen ihrer 16-jährigen Cousine Naima (Mina Farid) kennenlernen, ist, dass ihre Worte keiner hohlen Phrasendrescherei unterliegen. Die mondäne Schönheit aus Paris weiß genau, was sie will. Vielmehr noch: Sie weiß genau, wie sie bekommt, was sie will. Mit Ein leichtes Mädchen, der Titel erweist sich dabei als gleichermaßen treffend wie ironisch, behandelt die französische Filmemacherin Rebecca Zlotowski (Das Geheimnis der zwei Schwestern) den vielgestaltigen Wert der feministischen Selbstbestimmung vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Spätkapitalismus und erschafft damit ein in mehrerlei Hinsicht erhellendes Seherlebnis.

Obgleich Ein leichtes Mädchen in erster Linie aus der Perspektive der pubertierenden Naima berichtet, ist es Sofias erschütternd souveräne Präsenz, die jede Szene für sich bestimmt. Das hat natürlich etwas mit ihrem überaus attraktiven Erscheinungsbild zu tun, welches sich aus satten Schmolllippen, einem sagenhaft prallen Vorbau und kurzen, oftmals durchsichtigen Kleidchen ergibt. Die Wirkung von Zahia Dehars Auftritt allerdings greift jedoch noch ein Stück weit tiefer in ihre persönliche Vergangenheit: Mit gerade einmal 17 Jahren erregte sie durch einen Prostitutionsskandal Aufsehen, in dem unter anderem auch der damalige FC Bayern München-Profi Franck Ribéry verwickelt war. Der Prozess wurde schlussendlich fallen gelassen, weil Dehar aussagte, über ihr wahres Alter gelogen zu haben. Die Tochter algerischer Immigranten machte sich das viele Aufhebens der Boulevardpresse schließlich zunutze.

So erarbeitete sich Zahia Dehar nicht nur als Designerin von Luxus-Unterwäsche einen schillernden Namen in der Welt der Haute-Couture (unterstützt von niemand geringeres als Karl Lagerfeld), sondern darf nun auch in Ein leichtes Mädchen von ihren Qualitäten als Schauspielerin Gebrauch machen, in dem ihre Besetzung natürlich überaus clevere Methode genießt. Vor allem wird das in den Momenten deutlich, in denen Rebecca Zlotkowski die Vorurteile der Menschen, die auf Sofia blicken, mit den Befangenheit des Zuschauers spiegelt – und diese gnadenlos unterläuft. Die junge Frau weiß genau, dass ihr Karamell-gebräunter Traumkörper ihr Kapital ist, was im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass sie abseits ihrer äußerlichen Attribute nichts zu bieten hat. In Wahrheit ist Sofia allen überlegen, was sie nicht nur mit allen Sinnen genießt, sondern auch zum Vorbild für Naima erklärt.

Als ein ebenso strategisch kluger Schachzug erweist sich auch die Wahl des Schauplatzes: Wir befinden uns im sonnendurchfluteten Cannes, die paradiesische Kulisse der Cote d'Azur forciert das Fernweh unaufhörlich. Aber auch diese prachtvolle Erhabenheit, die Luxushotels, Sternerestaurants und Edelboutiquen endlos aneinanderreiht und das verheißungsvoll glitzernde Mittelmeer durch unzählige Yachten verdeckt, ist ein dekadenter Trugschluss. Ebenso wie Sofia, die sich nicht ausbeuten lässt, sondern ausbeutet. Sie nutzt die Promenade de la Croisette als Catwalk, bietet sich den Oberen Zehntausend an, um in einem schwebend-sinnlichen Zustand aus Macht, Verlockung und Zuneigung die Menschen um sie herum immer wieder ins Staunen darüber zu versetzen, wie eindeutig und klar man sich kontinuierlich seinen eigenen Bedürfnissen und Vorstellungen hingeben kann. Keine Kompromisse. Das ist nicht nur prickelnd, sondern gewinnt in den Händen Rebecca Zlotkowskis auch eine angenehme Note Melancholie.

Fazit

Ein wunderbar sinnliches Seherlebnis, mit dem Regisseurin Rebecc Zlotkowski nicht nur ungemein aktuelle Fragen formuliert, sondern auch das Wechselspiel zwischen Schein und Sein gleichermaßen erotisch wie melancholisch durchleuchtet. Nicht nur erweist sich Cannes hier als dekadenter Trugschluss, sondern auch die exakt besetzte Zahia Dehar. Ihre Vergangenheit als minderjährige Sexarbeiterin verleiht ihrer Rolle einen doppelten Boden, der nicht nur die Befangenheit des Zuschauers herausfordert, sondern auch dem Leitmotiv der Geschichte, den vielgestaltigen Wert der feministischen Selbstbestimmung vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Spätkapitalismus, viele spannende Facetten abringt.

Kritik: Pascal Reis

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