Unglaubliche 17 Jahre ist es schon her, dass George Clooney (Der fantastische Mr. Fox) unter der Regie von Steven Soderbergh (Logan Lucky) eine Reihe namenhafter Darsteller um sich versammelte und als Danny Ocean ein Casino ausraubte. Das Remake des Sinatra-Klassikers Frankie und seine Spießgesellen (Ocean's Eleven) avancierte damals, gerade aufgrund des illustren Castes um Brad Pitt (The Big Short), Matt Damon (Downsizing) und Andy Garcia (Book Club), zu einem vollen Erfolg und stellte anfang der 2000er Jahre ungefähr das dar, was heute ein Avengers: Infinity War für uns bedeutet. Nach zwei qualtativ zweifelhaften Sequels, wurde es lange ruhig um die Marke Ocean, bis ein schlauer Studiokopf die Idee hatte, man könnte die Story um eine Gruppe Räuber ja auch komplett mit Frauen besetzen und sich so in den aktuellen Zeitgeist mit feminsitischer Message einschalten. Wer sich aber nun von Ocean's Eight erhofft, hier könnte es um das Empowerment von Frauen oder um irgendeine Form von feministischer Botschaft gehen, der irrt. Denn Ocean's Eight stellt im Prinzip ein Eins zu Eins Remake des Clooney-"Originals" von 2001 dar und enttäuscht damit, trotz unterhaltsamen Niveau, vor allem auf inhaltlicher Ebene.
Dabei wird der Film nicht als Remake, sondern als Sequel vermarktet. Danny Oceans Schwester Debbie Ocean wird nach einem schiefgelaufenen Schwindel sowie 5 Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen und will nicht nur auf der weltberühmten Met Gala ein paar teure Juwelen klauen, sondern sich auch an ihrem zwielichtigen Exfreund (Richard Armitage - Der Hobbit: Eine unerwartete Reise) rächen. Dafür schart sie eine Reihe verrückter Charaktere um sich, die allesamt von namenhaften Darstellerinnen verkörpert werden. Wen das nun an den Aufbau und die Geschichte von Ocean's Eleven aus dem Jahr 2001 erinnert (naja, mit Ausnahme des Ex-Liebhabers), der liegt absolut richtig. Denn obwohl die Geschichte nach Dannys zweifelhaftem Tod spielt, kann man Ocean's Eight durch und durch als softes Reboot bezeichnet, das den Vibe sowie die Struktur von Soderberghs Erstling komplett übernimmt und eigentlich nur durch den weiblichen Cast Aufmerksamkeit erregt.
Und das ist auch schon einer der größten Kritikpunkte an Ocean's Eight. Zwar könnte man nachvollziehbarerweise behaupten, dass Heist-Filme sich in ihrer Struktur immer sehr ähnlich sind, ein bisschen mehr Eigenständigkeit hätte dem Film von Gary Ross (Free State of Jones) aber gut getan. Zu behaupten, dass man mit dem Geschlechtertausch eines Castes genügend getan hätte , um der Marke Ocean in eine neue Note zu verleihen, ist Augenwischerei. Denn Ocean's Eight kann sich in keinem Aspekt wirklich von der alten Trilogie lösen und geht daher zwangsweise Vergleiche mit den Vorgängern ein, die der Film (zumindest in Gegenüberstellung zu Ocean's Eleven) nur verlieren kann. Alles, was Ocean's Eight einem vor die Nase setzt, hat man im Genre bereits tausend mal gesehen. Die essentielle Frische, die die Trailer dieses Films dem Zuschauer eigentlich verkaufen, bleibt auf der Strecke.
Da sind es plötzlich Aspekte wie Kostümdesign und Make-Up die aus dem altbekannten Narrativstrudel dieses Films aufgrund ihres Abwechslungsreichtums hervorstechen. Der Rest, seien es Dialog, Struktur oder Inszenierung, fallen ins berühmte Schema-F, ohne dabei jemals anzuecken oder großartig zu langweilen, aber eben auch niemals wirklich vom metaphorischen Hocker zu reißen. Es ist schlichtweg schade, dass den Machern hier nicht mehr eingefallen ist als alles Bekannte noch einmal zu wiederholen. Denn der grandiose Cast um Sandra Bullock (Taffe Mädels), Cate Blanchett (Thor: Tag der Entscheidung), Helena Bonham Carter (Cinderella) uvm. hätte weit mehr verdient, avancieren die Damen nämlich problemlos zum positivsten Aspekt des Films, elevieren das durchschnittliche Material duch eine große Portion Charme nachhaltig und verliehen ihren dünnen Stereotypen, die keinerlei Facetten erfahren, genügend Sympathie, um den Zuschauer emotional an den Heist zu ketten. Immerhin kann man Ocean's Eight in diesem Zuge zusprechen, dass sie sich auf den Heist als solchen konzentriert und nur wenig narrativen Ballast zu tragen hat, der davon ablenken könnte.
Und dieser Heist ist es dann auch der am meisten Spaß an diesem Film macht. Trotz all der Enttäuschung über Oceans's Eight, die Kritik an der Formelhaftigkeit des Films, der nicht einmal inszenatorisch irgendwie versucht sich vom Rest des Heist-Film-Pools abzuheben, kann man diesem soften Reboot ihren Unterhaltungswert nicht absprechen. Dafür sind die Darstellerinnen viel zu charamnt, die Musik zu gut, der New Yorker Vibe zu einnehmend. Nur große Erinnerungen wird man an diesen Film nach der Sichtung nicht mehr verlieren. Ein Ocean's Nine, der aufgrund des tollen Casts (und des finanziellen Erfolgs in Amerika) durchaus Potenzial mit sich bringen würde , schafft es dann hoffentlich sich ein wenig mehr vom Rest der Heistfilm-Landschaft abzuheben.