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Als Teenagerin wird die 15-jährige Celeste Opfer eines tragischen Ereignisses, das die Nation erschüttert, ihr aber unverhofft zu großem Erfolg verhilft. In einer Odyssee zwischen dem Jahr 1999 und 2017 entspinnt sich aus der Perspektive des Popstars eine Geschichte der Popkultur des 21. Jahrhunderts.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Popstars als Ausgeburt schwerwiegender Traumata sowie im Gegenzug popkulturelle Auslöser neuer Traumata sind das übergeordnete Motiv von Brady Corbets (Martha Marcy May Marlene) zweiter Regiearbeit Vox Lux. Bereits mit The Childhood of a Leader stellte der Schauspieler eindrucksvoll unter Beweis, was er von bisherigen Zusammenarbeiten mit Filmemachern wie Gregg Araki (Mysterious Skin - Unter die Haut), Michael Haneke (Funny Games U.S.), Lars von Trier (Melancholia) oder Ruben Östlund (Höhere Gewalt) lernen und mit eigener Handschrift umsetzen konnte. Corbets Regiedebüt ließ zwischen stilvollen Bildkompositionen, dem unvergleichlichen Score von Scott Walker und beängstigenden Untertönen sowie Vorahnungen das furchteinflößende Mosaik einer potenziellen Schreckensherrschaft von Kindesbeinen an entstehen. Dabei schien sich die Inszenierung des damals gerade erst 27-jährigen Talents zwischen Horror-Stilistik, eindringlicher Charakterstudie und beunruhigender Faschismus-Parabel nie eindeutig festlegen zu wollen.

Ähnlich vielschichtig und nicht minder gewaltig in seinen Ambitionen präsentiert sich nun auch Vox Lux, der mit einem Schul-Massaker aus heiterem Himmel beginnt und in einem puren Showbiz-Exzess endet. Gerahmt von Willem Dafoe (The Florida Project) als Erzähler. Als Prolog betitelt Corbet jenes Segment, in dem die junge Teenagerin Celeste eine der Schülerinnen ist, die den Amoklauf eines Mitschülers nur knapp sowie dauerhaft mit einer Kugel in ihrer Wirbelsäule überlebt. Um ihren Gefühlen gegenüber der eigentlich unaussprechlichen Tragödie Ausdruck zu verleihen, komponiert sie mit ihrer Schwester Eleanor einen Song, den beide während der Trauerzeremonie performen. Corbets Film befindet sich hierbei in seinem ersten Kapitel, das den Aufstieg eines schüchternen, zerbrechlichen Mädchens zur unerwarteten Pop-Ikone zementiert. Ein Aufstieg, den der Regisseur mit den großen Erschütterungen eines ganzen Landes in Relation setzt, dessen Nation mit tiefen Narben in der kollektiven Seele in Trauer und Ohnmacht verweilt. 

Das größte Versprechen der Popmusik, seinen Hörern zuallererst schillerndste Oberflächen zu bieten, beraubt Corbet in Vox Lux zunächst um genau diese Oberflächlichkeit. Der Regisseur blickt vielmehr auf die Wurzeln eines Pop-Mythos in der Entstehung. Den in der ersten Hälfte des Films fragmentarisch angelegten Werdegang von Celeste erzählt Corbet als sensible Coming-of-Age-Geschichte, die ebenso vom verschlossenen, offensichtlich geschädigten Gemütszustand seiner Protagonistin getragen wird wie von flüchtigen Eindrücken einer Industrie, die gefallene Existenzen in maskierte Vorbildfunktionen rückt. Mit Stilmitteln des europäischen Kunstfilms und amerikanischen Independent-Films, durch die der Regisseur mitunter verfremdete Montagen mit sehr lang gehaltenen, ruhigen Einstellungen kombiniert, schildert der Regisseur die Jugend von Celeste in Schnappschüssen, die von einer am Ende der Unschuld angelangten Jugend an der Schwelle zum reinen Image zeugt.

Als Brücke von Celestes Übergang vom Teenager hin zum Popstar seit vielen Jahren nutzt Corbet die Terroranschläge auf das World Trade Center vom 11. September 2001, die wiederum zu einem weiteren Terrorattentat im Jahr 2017 überleiten. Bei diesem eröffnen die Täter an einem Strand das Feuer auf mehrere unschuldige Zivilisten und tragen dabei die Masken aus dem berühmtesten Video von Celeste. Innerhalb eines einzelnen Tages entfaltet sich die Handlung in der zweiten Hälfte von Vox Lux, die den Popstar dabei begleitet, wie sie von dem Attentat erfährt, damit umgehen sowie öffentlich darauf reagieren und am Abend noch ein strahlendes Comeback-Konzert aufführen soll. Mittlerweile ist Celeste 31 Jahre alt und hat selbst eine jugendliche Tochter, die wiederum auf surreale Weise ebenfalls von der bemerkenswerten Raffey Cassidy (The Killing of a Sacred Deer) verkörpert wird, die Celeste zuvor in der ersten Hälfte des Films spielte.

Die eigentliche Sensation im späteren Teil von Vox Lux ist nichtsdestotrotz Natalie Portman (Jackie). Als ältere Version von Celeste irritiert die Schauspielerin mit großartig schrecklichem Staten Island-Slang und blasiertem Gehabe, das nur noch selten einen Blick hinter die von Alkohol, Drogen und anderen Skandalen wie einem wenige Jahre zurückliegenden Autounfall zerfressene Fassade gewährt. Ebenso bissig wie abstoßend inszeniert Corbet Vox Lux fortwährend als Schnittmenge aus dem vergifteten Zwilling von A Star is Born, Black Swan und Spring Breakers, in der sich Celeste als gottgleiches Wesen über den Dingen sieht, bis sie im Hinterzimmer panisch kollabiert. Die Popkultur des 21. Jahrhunderts wird unter Corbets kreativem Antrieb zum grotesken Zerrspiegel der Realität, in dem Opfer zu Ikonen werden und Stars als Amokläufer der Musikindustrie ganz neue Dämonen gebären.

Wie eng verbunden mit der Wirklichkeit Corbets Film längst schon geworden ist, zeigt Vox Lux im Zusammenhang mit einem ganz realen Popstar unserer Zeit. Im Mai 2017 sprengte sich ein Selbstmordattentäter auf einem Konzert von Ariana Grande in der Manchester Arena in die Luft und riss 23 Menschen mit sich in den Tod. Ein einschneidendes Ereignis, das die Sängerin zusammen mit anderen Rückschlägen in ihrem Privatleben zum Überdenken ihres Popstar-Images zwang. Im August 2018 veröffentlichte sie schließlich ihr viertes Studioalbum Sweetener. Darauf enthalten ist auch ein letzter Song, der mit 40 Sekunden völliger Stille endet. Eine Stille als reifes Statement, von dem Celeste in Vox Lux schlussendlich kaum weiter entfernt sein könnte. In dem fast 15 Minuten langen Finale des Films muss der Popstar ein weiteres Mal als makelloses Symbol erstrahlen, das mithilfe der Bühnenchoreografien und (von Sia geschriebenen) Songs eine nach Oberflächlichkeit und blendendem Spektakel lechzende Masse hypnotisieren soll.

Fazit

Als grotesker Zerrspiegel der Realität entfaltet "Vox Lux" eine ebenso betörende Wucht wie als Meditation über das Verhältnis zwischen Popstars, der Popkultur und dem Terror der Gegenwart. Nach "The Childhood of a Leader" hat Brady Corbet seinen nächsten fantastischen Volltreffer gelandet, der dem Pop als sensible Coming-of-Age-Erzählung zunächst sein größtes Versprechen über die schillerndsten Oberflächen raubt und sich spätestens in der radikal anders gelagerten, zweiten Hälfte zu einer tragisch-überspitzten Beobachtung von der Vollendung der Traumatisierten hin zur von sich selbst entfremdeten Ikone beschreibt.

Kritik: Patrick Reinbott

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