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US-Western aus dem Jahr 1958. Zwei Rancher befinden sich mitten in einem erbitterten Streit um eine Wasserquelle. Die Familien der Rancher drohen an der Auseinanderseztung zu zerbrechen, bis sich ein Gentleman von der Ostküste, James McKay (Gregory Peck), schlichtend zwischen sie stellt. Burl Ives wurde mit dem Oscar als bester Nebendarsteller ausgezeichnet.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„It’s a big country“

Das bekommt Protagonist James McKay (Gregory Peck, Ein Köder für die Bestie) praktisch in jedem zweiten Satz zu hören, wobei diese Floskel das daliegende Problem praktisch ad absurdum führt. Denn wenn das naheliegendste Attribut einer Gegend unendliche Weite sein soll, warum konzentriert sich ein komplett aus dem Ruder gelaufener Familienkonflikt auf so ein verschwindend geringes Stück Land, das auch noch auf den schmucklosen Namen „Big Muddy“ hört? Nun, ausgerechnet dieses Bindeglied zwischen den Territorien von „Major“ Henry Terrill (Charles Bickford, Ein neuer Stern am Himmel) und Rufus Hannassey (Oscar-prämiert: Burl Ives, Am schwarzen Fluss) stellt die einzige Wasserquelle dar, die die Besitzerin Julie (Jean Simmons, Elmer Gantry) beiden Parteien gerne zur Verfügung stellt. Diesmal hackt die eine Krähe der anderen nur zu gerne ein Auge aus, dementsprechend genießt die alleinige Vorherrschaft um diese schlammige Oase höchste Priorität. McKay, der scheinbar sehr unpassend gekleidete Gentleman aus dem Osten, ist eigentlich nur in den Wilden Westen gekommen, um Major’s Tochter Patricia (Carroll Baker, Paranoia) zu ehelichen, sieht sich aber prompt zwischen den Fronten. Versucht, mit seiner kultivierten und solidarischen Art zu schlichten, stößt dabei aber unmittelbar auf Widerstand und Missgunst. Allen voran von Ranch-Vorarbeiter Leech (Charlton Heston, Im Zeichen des Bösen), der selbst ein Auge auf die Thronfolgerin geworfen hat.

Ein Western-Melodram in XXL, bei dem sich jede Einstellung anfühlt, als ginge es hier um Leib um Leben. William Wyler (Ein Herz und eine Krone) strebte immer nach Höherem, mit Weites Land war er aber bereits im vollem Ben Hur-Modus, wofür er ein Jahr später ja mit Oscars überhäuft wurde. Inszenatorisch ist das oftmals das pure Maximum, selbst in augenscheinlich weniger relevanten Momenten. Und dabei sind es genau diese, die Weites Land zu mehr machen als nur einem Old-School-Hollywood-Epos, bei dem die Grenzen zwischen Western und Heimatfilm nicht nur versehentlich verschwimmen. Letztendlich waren klassische Hollywood-Western das Gegenstück zum deutschen Heimatfilm, nur mit raueren Sitten und mehr Gewalt. Beide spiegelten aber ein Stückweit eine Epoche wider, gerne romantisch wie historisch verklärt. Da macht Weistes Land auf den ersten Blick keine Ausnahme, wenn auch natürlich gigantisch in Szene gesetzt. Im Mittelpunkt steht ein unerschütterlicher Ehrenmann, von dem dafür maßgeschneiderten Gregory Peck ohne Fehl und Tadel verkörpert. Viel wichtiger sind hier doch die zahlreichen Ambivalenzen, die in einem US-„Heimatfilm“ dieser Tage und Größenordnung nicht zwingend zum Repertoire gehörten.

Anhand des progressiven und diplomatischen Protagonisten wird die grundliegende, aber als selbstverständliche hingenommene Barbarei des Wilden Westens noch deutlicher an den Pranger gestellt. Und damit auch ein Welt- wie Rollenbild, das in den späten 50ern in Hollywood eigentlich noch zum guten Ton gehörte. Bei dem sich um die Gunst einer Frau noch anständig geprügelt wird, anstatt sie selbst wählen zu lassen. Oder das Gesetz des Stärkeren – bzw. des weniger Skrupellosen – am Ende des Tages mehr wert ist als Humanität und Vernunft. Das trägt der Film durchaus mit einem gewissen Pathos vor, der in Anbetracht von Entstehungszeitraum und Größe aber nicht nur angemessen, sondern für seine schlussendliche Qualität sogar schier unvermeidlich ist. Mündend in einem aufgeheizten Showdown von destruktivem Patriarchat, toxischer Männlichkeit und primitivem Weltbild, was – um es so klar in Frage zu stellen - für einen Hollywood-Blockbuster anno 1958 schon eine Ansage darstellt. Besonders, da bis auf die von Gregory Peck und Jean Simmons verkörperten Charaktere keine glasklaren Schwarz-Weiß-Figuren existieren, was einige interessanten Facetten zu Tage fördert. Allen voran von Burl Ives, dessen wenige, dafür umso imposanteren Szenen mühelos für den Oscar ausreichten. Eine Naturgewalt, so brutal wie verletzlich.

Fazit

Eine gewagte These: „Weites Land“ ist der bessere „Ben Hur“. Ein monumentales Epos, grandios inszeniert, wenn auch nicht ganz so spektakulär im Detail. Narrativ jedoch deutlich besser und dem Thema angemessener, kritischer gegenüberstehend. Statt der großen Erlösung steht am Ende (halbwegs) realistische Ernüchterung – ohne dem Zeitgeist der 50er zu krass vor den Kopf zu stoßen. Aber selbst das war damals schon eine Mutprobe.

Kritik: Jacko Kunze

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