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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Dr. Yamamoto ist Psychiater, 82 Jahre alt und im Begriff, seine Praxis endgültig aufzugeben. Er kämpfte in den sechziger Jahren dafür, dass geschlossene psychiatrische Anstalten ihre Türen öffneten; der FilmSeishin, ebenfalls von Kazuhiro Soda (Berlinale Forum 2008), kreist um seine Lebensleistung.

Kritik

In seinem kontemplativen Nachfolger des preisgekrönten Mental, der vor 11 Jahren auf der Berlinale lief, wird Kazuhiro Soda (Inland Sea) erneut zum stillen Beobachter des Mannes, den er während der Dreharbeiten seiner Abbildung des tabuisierten Klinikkosmos psychisch Kranker entdeckte. Bis zum Ruhestand ist Dr. Masatomo Yamamoto psychologische Stütze zahlreicher Patient_innen, die ihn ebenso unwillig verabschieden wie er seine Arbeit. Die Verschiebung seines persönlichen Schwerpunkts antizipiert den des dokumentarischen Blicks auf die zweite Protagonistin der bewegenden Doku.

Yoshiko Yamamoto hat als lebenslange Partnerin und Unterstützerin eigene Bedürfnisse stets hinter der Arbeit des Gatten zurückgestellt. Das berichtete eine Jugendfreundin der alten Frau, deren Erinnerung unaufhaltsame Demenz ausgelöscht hat. Jene geistige Leere evoziert der mehrdeutige Originaltitel Seishin 0 parallel zu zen-gleicher Gelassenheit. Dazu rät der Doktor zu Beginn einem Patienten, dessen Zwänge wiederum Yamamotos Arbeitssucht spiegeln. Die willkürliche klinische Definition psychischer Krankheit manifestiert sich ebenso wie die unterschwellige Furcht vor der eigenen Nutzlosigkeit.

Subtile Metaphorik und ausdrucksstarke Momentaufnahmen begründen die stille Kraft der zwischen Schwarz-Weiß und Farbe pendelnden Filmstudie, die entsprechend Sodas Arbeitsduktus selbstfinanziert, ohne Skript oder Recherche realisiert wurde. Statt Antworten sucht er Raum für Kontemplation. Ruhige Langaufnahmen ziehen unmittelbar in die unscheinbare Welt der Protagonisten, deren gemeinsamer Weg in einer symbolreichen Szene in mehrfachem Sinne gen Ende führt. Dieser finale Nullpunkt weckt philosophische Fragen nach der Bedeutung beruflicher Vermächtnisse und privaten Glücks angesichts unentrinnbarer Auslöschung. 

Fazit

Mit intuitivem Feingefühl begleitet Kazuhiro Soda seinen alten Bekannten Dr. Yamamoto während des Wechsels in den Ruhestand, wo in der Umsorgen seiner dementen Ehefrau eine forderndere Aufgabe wartet. Die universellen Themen Verbundenheit und Loslassen verflechten sich zu einem berührenden Dokument zwischenmenschlicher Nähe und Akzeptanz. In einer Ära kommerzieller Psycho-Pathologisierung und sanktionierter medizinischer Gewalt ist das nuancierte Paarporträt zugleich ein Plädoyer für Respekt gegenüber mental beeinträchtigten Personen und die Entstigmatisierung jener Schwächen, die Menschlichkeit ausmachen.

Kritik: Lida Bach

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