Eine unbehagliche Stille hat sich von der ersten Sekunde wie ein tiefgrauer Schleier über den Film gezogen. Es brodelt unter der Oberfläche des Alltäglichen, unsichtbar, aber jederzeit präsent. Doch bevor diese Fassade der (Schein-)Normalität in sich zerfällt, sammelt PLAYGROUND Eindrücke aus dem Leben der Kinder, die den letzten Schultag in einer Katastrophe enden lassen werden. Ein behinderter Vater, den es zu pflegen gilt. Lippen, die geschminkt werden wollen. Fleisch, das vom Metzger abgeholt werden muss. Vielleicht sind es Lösungsansätze für das entsetzlichen Schlussakkord, auf welchen der Film (gefühlt unbewusst) hinarbeitet. Regisseur Bartosz M. Kowalski aber möchte die unvorstellbare Grausamkeit dieses gesellschaftlichen Horrorszenarios nicht durchleuchten, rationalisieren, nachvollziehbar machen. Weil sie nicht nachvollziehbar ist. Die unbehagliche Stille, die sich in jedes Bild eingebrannt hat, steigert sich zusehends, veräußert sich in diversen Formen der Gewalt und eskaliert schließlich in einer der verstörendsten Sequenzen dieses Jahres. Inspiriert vom bestialischen Mord am zweijährigen James Bulgar, der 1993 von zwei Zehnjährigen entführt, gefoltert und schließlich getötet wurde, funktioniert PLAYGROUND als bedrückende Gewalt-Studie, die sich gezielt jedem metaphorischen Mehrwert verschließt. Die Gewalt existiert, weil sie schlichtweg möglich ist. Reine Willkür. Mehr braucht es nicht, um einen Blick in Abgründe zu erhalten, die nie verständlich gemacht werden können. Offenkundig hat der polnische Filmemacher Kowalski viel von Gus van Sants ELEPHANT gelernt, der es ebenfalls verstand, die Motive der Gewalt nicht explizit auszuhandeln und damit zu versprachlichen, sondern sie als Bestandteil eines großen, sozialen Gefüges aufzuzeigen. Ohne Antwort, nur mit der Gewissheit ihrer Gegenwart.