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Wunderlich

Kritik von Wunderlich

Gesehen: September, 2015

Diese Kritik enthält Spoiler.

Fack ju Göthe war 2013 ein beeindruckender Erfolg. Zwar war damit erneut bewiesen, dass das deutsche Kino außer Nazifilmen und Schulfilmen wenig zu bieten hat, aber der Film hatte zweifelsohne Charme. Dies lag natürlich an dem grandiosen Elyas M´Barek, der sich sofort zum angesagtesten Schauspieler Deutschland katapultiert hat. Natürlich hat auch das deutsche Kino viel vom Hollywood übernommen. So auch der krampfhafte Fortsetzungswahn von erfolgreichen Filmen, weshalb Fuck ju Göthe 2015 nun seine folgerichtige Fortsetzung bekommen, freilich ohne inhaltliche Notwendigkeit, da die Geschichte bereits hinreichend erzählt ist. Aber Erfolg verpflichtet und so packte man ein größeres Budget ein und drehte den zweiten Teil in Thailand und mit allerlei technischen Bombast. Hätte man jedoch ein bisschen Geld in ein vernünftiges Drehbuch investiert, so hätte man sich vieles erspart. Denn Fack ju Göthe 2 ist, positiv ausgedrückt, eine große Enttäuschung. Fack Ju Göthe 2 hat schon bei der Exposition eine Menge Probleme. Natürlich ist es vollkommen legitim, ein Sequel opulenter und bombastischer zu gestalten als den ersten Teil. So auch in Fuck ju Göthe 2, das hauptsächlich im wunderschönen Thailand spielt. Der Grund warum Herr Müller und ein Teil seiner Schüler und Schülerinnen gerade nach Thailand müssen ist jedoch enorm hanebüsch und strotzt nur so vor konstruierten Elementen. Statt eine halbwegs plausible Geschichte zu erzählen muss nämlich wieder die kriminelle Vergangenheit (und sogar der identische Raubzug) herhalten um Handlung und Hauptfigur zu motivieren. Das wirkt so nicht nur abgedroschen sondern offenbart bereits in der ersten Viertelstunde mehrere Plot Holes, sodass eine vernünftige Handlung niemals stattfindet. Dies wird auch in restlichen Teil des Filmes nicht besser. Immer wieder werden wichtige Handlungselemente mit bemerkenswerter Dummheit eingeführt. Beispielweise werden Handlungspunkt auf reinen Zufällen aufgebaut oder schlicht auf dummen Einfällen, die man eigentlich kaum einem normal denkendem Menschen so zutraut (schon gar nicht einem Schlitzohr wie Zeki Müller). So werden natürlich die vier grenzdebilsten Jugendlichen der gesamten Schule mit wichtigen Aufgaben betraut und die sehr clever agierenden Waisenkinder lassen sich mit einem Seil überwältigen und mit McDonals Gutscheinen (!) bestechen. Die erbärmliche Dramaturgie wird dann zum Ende hin sogar grotesk. Statt eine seichte aber eventuell noch unterhaltsame Konkurrenzgeschichte mit dem Schiller Gymnasium zu erzählen, baut man noch eine sehr plumpe Drogengeschichte ein, die auch noch als Kulminationspunkt für alle Konflikte dient und deren Lösung alle inhaltlichen Spannungen des Films postwenden verschwinden lässt. So wird der neue Superlehrer Hauke schnell zu einer Farce. Immerhin muss der Zuschauer inhaltlich eigentlich auf Haukes Seite sein, fiebert jedoch emotional mit Zeki und seinen marodierenden Schülern und Schülerinnen mit. Das Problem löst man, indem man Hauke neben seiner Funktion als Exfreund auch noch zum Wisser über Zekis kriminelle Aktivitäten und zum Drogenbaron macht. Selbstredend mit einem typischen Bösewichtmoment, indem er vom Helden selbstlos gerettet wird. Dadurch wird die Figur nicht nur komplett überladen sondern man findet sogar noch eine Legitimation, um weiter mit dem eigentlich unsympathischen Müller mitzufiebern. Generell ist die Figurenentwicklung beinah identisch mit dem ersten Teil. Es wirkt, als habe der Film aus dem Vorgänger nur die Wohn- und Berufssituation der Hauptdarsteller übernommen, die charakterliche Entwicklung hingegen wurde nicht aus dem ersten Teil übernommen. Jeder Charakter ist da, wo sie/er zu Beginn des ersten Teils war und ist am Ende von Fack ju Göthe 2 da, wo sie/er am Ende von Fuck ju Göthe war. Fack ju Göthe 2 wirkt damit wie ein Film, denn man bereits gesehen hat. Jedoch nicht weil man aus ähnlichen Filmen adaptierte und eine bekannte Geschichte erzählt, sondern weil man die gleiche Geschichte des ersten Teil erzählt. Bis auf die Kulisse ist der Film somit weitestgehend eine Kopie des ersten Teils. Natürlich hat man den Film noch entsprechend aktualisiert und mit der aktuellen (und komplett austauschbaren) Chartliste versehen. Interessanterweise sind dies vermutlich keine schlagenden Gegenargumente für den Film. Immerhin interessieren die Dramaturgie und die Charakterentwicklung bei einem Film wie Fack ju Göthe 2 kaum, solange dieser lustig ist. Aber das ist er nicht. Zwar bemüht sich der Film redlich, den ersten Teil zu toppen und ein paar Vaginalwitze und derbe Zotten dürfen nicht fehlen, aber die wirklich schlagenden Gags fehlen sichtlich. Dies liegt auch an der Regie. Meist basiert der Witz darauf, dass Chantal in die Kamera blickt und einen Satz sagt, der ihre Dummheit offenbart und dann ist die Einstellung vorbei. Dies passiert mit einer atemberaubenden Frequenz, weshalb Chantal die wirkliche Hauptfigur ist. Selbstredend gibt es da auch mal dem einen oder anderen Treffer. Zum Schmunzeln bringen ein paar der Sprüche den Zuschauer schon. Allerdings werden die Schüler und Schülerinnen noch gehirnamputierter gezeichnet als noch im ersten Teil. Ob dies nun realistisch ist oder nicht, sei dahingestellt. Die Reduktion der Witze auf die dummen Sprüche der Jugendlichen tut dem Film jedoch selten gut. Wirklich lustig wird es ohnehin nur wenn Katja Riemann im Bild ist. Als zynische und erfolgsbesessene Schulleiterin dominiert sie ihre Szenen nach Belieben und hat locker die besten Witze des Films. Selbst Elyas M´Barek hat da wenig entgegenzuhalten. Zwar ist er mit seinem grundnatürlichen Charme der Fixpunkt des Films, aber die großen Momente hat er nicht. Er reißt die Rolle stattdessen routiniert runter, aber hat im Vergleich zu fast allen seinen Co-Stars mehr Talent im kleinen Finger weshalb er immer noch überzeugend wirkt. In negative Hinsicht zu bemerken ist außerdem der kurze Auftritt von Uschi Glas. Zwar war Glas niemals der große Stern am deutschen Schauspielhimmel, aber eine solche Demontage mit dem albernen Drogentrip hat Glas nun wirklich nicht verdient. Die restlichen Rollen sind hingegen kaum erwähnenswert und meist nach dem Abspann wieder vergessen. Fack ju Göthe 2 ist ein fast schon beeindruckend schlechtes Stück deutsches Kino. Zuletzt ist wohl nur Til Schweiger mit Zweiohrkücken derart abgestürtzt. Der Film wird dennoch ein Erfolg. Dies liegt zum einen an dem bombastischen Marketing und zum anderen an der Strahlkraft eines Elyas M´Barek. Es bleibt zu hoffen, dass man bei einem dritten Teil (der Film ist jetzt schon zu erfolgreich als das man keinen dritten Teil macht), endlich etwas Neues wagt. Nicht nur in Bezug auf Dramaturgie oder Humor sondern eine Grunderneuerung auf jeder filmischen Ebene. Denn Fack ju Göthe 2 hat auf jeder filmischen Ebene versagt.

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