Kommen wir nun zum dritten Vertreter der Stop-Motion Animation, der ein Stück weit die Stärken seiner beiden Kollegen in sich vereint, dabei aber in allen Belangen derjenige ist, der den bleibendsten Eindruck hinterlässt.
Müsste man Mémorable aufs Nötigste runterbrechen, könnte man behaupten, dass es quasi die handanimierte Variante von Michael Hanekes Liebe im Schnelldurchlauf ist. Nur eben mit vertauschten Rollen und mit Puppen, die nicht von ungefähr an die Bilderwelten von Loving Vincent oder eben an plastischgewordene Gemälde von Vincent van Gogh selbst erinnern. Visuell einzigartig, handwerklich formidabel, zeigt uns der Franzose Bruno Collet das schmarotzerische Wachstum des Vergessens und zieht uns mit seinen bizarren Gebilden mitten hinein in Louis' Wahrnehmung. Wenn sich schließlich alles auflöst und der Künstler Louis in den eigenen vier Wänden seine bloß noch als schwebende Farbtupfer erscheinende Frau wie eine Fremde zum Tanz auffordert, ist das ebenso berauschend wie bedrückend, so faszinierend wie deprimierend.
Mémorable ist eine kunstvolle Mahnung an die Vergänglichkeit und den Verlust von Gedächtnis, der aber gerade eben deshalb besonders lange dort haften bleibt und es wahrlich verdient hätte, mit dem Oscar für den Besten animierten Kurzfilm ausgezeichnet zu werden.