Nachdem die ersten drei Folgen beinahe schon ruhig waren, schöpft "The Sons of the Harpy" aus den Vollen. Wir lernen endlich die Sand Snakes kennen und auch sonst passiert so einiges. Interessanterweise lagen die starken Momente erneut in den ruhigen Szenen, und nicht in den schick gemachten Actionsequenzen. In dieser Folge wurde Exposition vom feinsten geboten.
Letzte Woche standen wieder einmal die Kinder im Vordergrund, diese Woche wird sich eingehend mit der Beziehung der Eltern zu ihren Kinder beschäftigt. Dabei dreht es sich vor allem um die verschiedenen Väter und Vaterfiguren, die einzige Ausnahme bietet Ellaria. Doch auch im Gespräch mit ihrer Tochter und den anderen beiden Sand Snakes geht es um den gemeinsamen Vater der Damen, Oberyn. Die Rache für seinen Tod ist das übergeordnete Ziel der Frauen, und da ist es praktisch, das Myrcella sich ebenfalls in Dorne aufhält. Hier kommt schon der nächste Vater ins Spiel, denn Jaime ist unterwegs, seine Tochter zu retten. Der halbherzige Versuch, Bronn zu erklären dass es sich um seine Nichte handelt, bleibt erfolglos. Auch Stannis bekommt Gelegenheit, seine sympathische Seite zu zeigen. Shireen erfährt von ihrer Mutter ja nicht unbedingt viel Zuneigung, da tut es ganz gut, dass wenigstens ihr Vater seine Tochter zu lieben scheint.
Aber auch die Ziehväter haben in dieser Folge ihre Momente. Ser Barristan übernahm diese Rolle bereits für Rhaegar Targaryen, und nun eben auch für dessen kleine Schwester Daenerys. Dass er am Ende sein Leben dafür lässt ist tragisch, für den Charakter und sein Leben aber nur konsequent. Und mal ehrlich, Ser Barristan hat sich mit einem richtigen Knall verabschiedet. Bronn wäre wohl weniger begeistert gewesen, aber jedem das Seine. Und auch Littlefinger, der ja für Sansa irgendwo zwischen Ziehvater und gruseligem Onkel angesiedelt ist, gibt ihr noch ein paar letzte Ratschläge mit auf den Weg und versichert ihr, dass sie im neuen/alten Zuhause gut zurechtkommen wird.
Großes, übergeordnetes Thema scheint in dieser Woche allerdings der Glaube zu sein. Cersei bietet dem High Sparrow an, die so genannte "Faith Militant" wieder ins Leben zu rufen. Mit schwerwiegenden Konsequenzen. Im Handumdrehen werden aus ein paar frommen Gläubigen ruchlose Killer, die in Bordelle einbrechen um Sünder über die Klinge springen zu lassen. Als dann auch noch Loras festgenommen wird, ist bei Margaery der Ofen aus. Sie sieht sich in die Ecke gedrängt und muss erkennen, dass sie eben doch nur mit einem kleinen Jungen verheiratet ist, der nicht einmal seiner eigenen Mutter die Stirn bieten kann. Zeit, Lady Olenna um Hilfe zu bitten, wenn man mich fragt.
Für Cersei selbst scheint derweil absolut logisch, diese Fanatiker auch noch mit Waffen auszustatten. Ihr ist daran gelegen, alte Werte zu erhalten, denn sonst ist sie schon morgen weg vom Fenster. Doch ihre Version alter Werte dürfte mit denen der Gläubigen in Konflikt geraten, denn Inzest ist seit den Targaryens nicht so gerne gesehen. Um das Erhalten, oder vielmehr das Wiedereinsetzen, alter Traditionen geht es auch den titelgebenden Söhnen der Harpie in Meereen. Hier ist auch nachvollziehbarer, wieso diese Gruppierung direkt so brutal agiert. In Kings Landing findet der Wechsel zum radikalen hin ein wenig zu schnell statt. Die Art, wie die Szene geschnitten ist erinnert stark an den Auftakt der zweiten Staffel, dort zeigte sich Cersei allerdings noch entsetzt von der Brutalität, die Joffrey auf sein eigenes Volk niedergehen ließ. Drei Staffeln später bleibt der schale Beigeschmack dass sie den Tod einiger Bürger willentlich in Kauf nimmt, um Margaery eins auszuwischen. Ich tippe stark darauf, dass dieses Verhalten für Cersei nicht lange gut gehen wird.
Aber auch andernorts wird fleißig geglaubt. Melisandre versucht mittels Glaube, Jon Snow rumzukriegen. Recht erfolglos, denn der Gute hat den Tod von Ygritte noch nicht verarbeitet. Sansa zündet derweil Kerzen für ihre verstorbenen Vorfahren an. Aber auch der Glaube an einzelne Personen wird thematisiert. Jaime glaubt dem Kapitän des Schiffes, dass ein Sack Gold ausreicht um sein Schweigen zu kaufen. Sansa glaubt Littlefinger wenn er sagt, dass sich alles zum Guten wenden wird. Und Stannis glaubt trotz der harschen Worte seiner Frau an seine kleine Tochter, die er (anders als Selyse) als legitimen Nachkommen ansieht. Der kleine Dialog mit ihr tut diese Woche sein Übriges, um Stannis endlich mal als Mensch mit Gefühlen rüberkommen zu lassen. Der Aufenthalt an der Wall tut ihm wirklich gut, auch weil er hier endlich mit anderen, spannenen Figuren interagieren darf.
Auch die stetige Erwähnung von Rhaegar Targaryen ist auffällig. Die Geschichten über ihn verweben geschickt die aktuellen Handlungen mit bereits Geschehenem. So wird Sansa erneut verheiratet, gegen ihren Willen. Ihre Bemerkung, dass Rhaegar ihre Tante Lyanna entführte und vergewaltigte wird von Littlefinger allerdings mit einem sehr seltsamen Seitenblick kommentiert. Auch Ser Barristan erzählt Daenerys von Rhaegar und dessen ruhiger Seite. So wie er auf ihn aufpasste, zieht er dann auch für die junge Königin in den Kampf. Und Jon und Tommen finden zueinander, wenn der eine als Bastard abgetan wird und allein deswegen über keine großen Qualitäten verfügen kann, und der andere als König wegen seiner Abstammung auf offener Straße beschimpft wird. Es sind wahrlich keine leichten Zeiten in Westeros.
Nächsten Montag werde ich beinahe vollständig in einem Zug verbringen, das Recap sollte dann Abends erscheinen, wenn auf die Bahn Verlass ist.
Wahllose Gedanken zum Schluss:
Der Tyrion der Woche: “What a waste of a good kidnapping,”
Dorne, nun endlich auch in den Opening Credits. Yes! Zwar werden eigentlich nur die Water Gardens gezeigt, aber egal. Man nimmt ja, was man kriegen kann. Falls euch interessiert, wie die Karte im Intro genau funktioniert: Hitfix ist eure Adresse.
Dorne in a nutshell: “The Dornish are crazy. All they want to do is fight and fuck, fuck and fight.”. Danke, Bronn.
Überhaupt, Jaime ist nicht besonders nett zu Bronn. Die ganze Drecksarbeit darf er alleine machen: rudern, kämpfen, beerdigen.
Ja, schickt Meryn Trant ruhig nach Braavos. Arya wird sich sicher drüber freuen, sollte sie das mitkriegen. Der Typ steht auch noch auf ihrer Liste.
Ok, Leute, Hände hoch: Wer hatte Angst, dass Jon Snow nicht "nein" zu einer schönen, rothaarigen Frau sagen kann und wir nach dem Stannis-Schattenbaby ein Jon-Schattenbaby serviert bekommen?
Tja, diese Woche war Stannis ja richtig sympathisch. Die logische Folge daraus: ich habe nun Angst, dass er sterben könnte. Manchmal ist "Game of Thrones" pure Folter.
Wieso hab ich das Gefühl, dass Ser Jorah sich da wieder selber in eine missliche Lage manövriert? Dany wird jede Hilfe brauchen, die sie kriegen kann, vermutlich sollte er Tyrion ein bisschen besser behandeln.
Und wie so oft gilt auch hier: nimm deinen Helm ab, und die Zuschauer fiebern sofort mit, weil sie dich kennen. Gut gemacht, Grey Worm.
Littlefinger wird sich bestimmt freuen, wenn er die Überreste seines Bordells in Kings Landing auffindet.
Wie hat euch die Folge gefallen?
Wie immer findet ihr das komplette Recap, erweitert um eine kleine Inhaltsangabe und ein paar Buchspoiler, in meinem Blog.