Totgeglaubte leben ja bekanntlich länger und so begrüße ich euch recht herzlich zur 5. Ausgabe des Buchclubs, dieses mal mit einem kleinen Special zu Literatur rund um das Thema Horror, passend zur Jahreszeit.
Auf unserer Reise springen wir dabei quer durch die Zeitepochen, blicken auf die Genre Anfänge im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert, prominente Autoren der Moderne und vieles mehr. Ausgangspunkt wird dabei mein persönlicher Werdegang als Leser dienen, da ich denke, dass der ein oder andere einen ganz ähnliche Entwicklung durchgemacht hat.
Kindheit und Jugend – Von bösen Geistern und buckligen Katzen
Den ersten Kontakt mit dem Horror Genre hatte ich in der 3. Klasse, denn die kleine Bücherei meiner Grundschule hatte, neben den fantastischen Kwiatkowski Büchern des Autors Jürgen Banscherus, auch eine große Auswahl an Büchern aus der Reihe Gänsehaut. Bekannt als die beliebteste Gruselroman Serie für Kinder, entführt Autor R. L. Stine die jungen Leser in 70 Bänden immer wieder in die Welt des Übernatürlichen und des Schaurigen.
Egal ob Vampire, Zombies, Werwölfe, böse Hexen, verrückte Professoren, alte Herrenhäuser, Aliens, oder gar die schrecklichen Wesen genannt Mädchen, sie alle fanden einen Platz in den Geschichten des Autors.
Für mein zartes alter Ego war dies die perfekte Gelegenheit, um viele der ikonischen Horror Figuren zum ersten Mal in Aktion zu erleben, denn Stine schafft es in seinen Geschichten die Quintessenz jener Monster auf ihren Kern zu reduzieren, schließlich umfasst jedes Buch nur magere 128 Seiten, also quasi ein Viertel der Länge eines üblichen Intros von Stephen King. Durch den Umfang, der natürlich der Zielgruppe geschuldet ist, folgt die Handlung der Bücher so oftmals einem bekannten Muster, welches erwachsene Leser sicherlich unterfordern dürfte.
Während man als kleiner Knirps noch mit naiver Neugier und einer gehörigen Portion Furcht über die potentiell vorhandenen Monster im Schrank philosophiert, sind die Protagonisten der Fear Street Reihe in einem Alter, in denen sie ganz andere Sorgen plagen. Identifikation mit den Hauptfiguren ist für mich einer von zwei essentiellen Punkte, damit Horror im Medium Literatur überhaupt funktioniert.
Dies ist vermutlich eine gute Stelle, um einmal zu definieren, wie sich Horror als Genre in Büchern umsetzen lässt, denn anders als im Film ist es wesentlich schwerer einen Leser zu erschrecken. Reicht auf der Leinwand oft ein simpler Jumpscare, kann man als Autor nicht einfach hingehen und den Leser mit einem lauten BUH aus der Fassung bringen. Die Gattung der Horror Literatur, welche ein Subgenre der fantastischen Literatur darstellt, setzt daher weniger auf billige Schockeffekte, sondern auf eine unheimliche Atmosphäre, welche den Rahmen für die Handlung darstellt.
Thematisch setzen sich die Autoren dabei vor allem mit den Urängsten der Menschen auseinander, sei es Tod und Verfall, die Angst vor der Dunkelheit, oder der Glaube an eine bösartige, übernatürliche Macht, gegen die man mit weltlichen Mitteln nicht bestehen kann. Die Konfrontation der Protagonisten mit jenen Ängsten bildet für gewöhnlich den Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, welche in der Regel unter ihrer Oberfläche noch eine weiter Handlungsebene bereit halten, welche einen höchst gesellschaftskritischen Ton anschlägt. Natürlich ist dies besonders auffällig bei früheren Werken des Genres, die, anders als die nach Schema F produzierten Bücher von Autoren wie Stine, nicht ohne Grund zu den großen Werken der Weltliteratur zählen.