Die Entschlossenheit und Kraft, die ihre Filmfigur im Gerichtsstreit beweist, legt Vicky Krieps in ihre Darstellung. Gewohnt eindrucksvoll verkörpert sie eine Mutter, die sich von unsichtbaren Rollenzwängen nicht brechen lässt. Dagegen wirkt die Off-Erzählung wie narratives Füllmaterial der Überlängen Anna Cazenave Cambets zweiten Spielfilms. Dessen Aufmerksamkeit gilt allein der Hauptfigur, der das Publikum nie voraus ist. Die zermürbenden juristischen Strategie deutet subtil auf die ethische Heuchelei rechtlicher Institutionen. Doch um die beunruhigende neo-konservative Radikalisierung offenzulegen, ist das ambitionierte Charakterdrama zu fest in bürgerlicher Konformität verankert.