Bildnachweis: © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Der bessere "Der Pate 3"? - Unsere Kritik zu „Der Pate, Epilog: Der Tod von Michael Corleone“

von Sebastian Groß

Story

Das letzte KapitelIm letzten Teil der epischen Corleone-Trilogie verkörpert Al Pacino erneut die Rolle des mächtigen Clanführers Michael Corleone. In diesem langerwarteten, spannungsgeladenen Film plant der mittlerweile über sechzig jährige Michael, von seinen Schuldgefühlen über die Taten seiner Vergangenheit stark belastet, die Macht seiner Familie in einem völlig legalen Unternehmen neu zu manifestieren.Francis Ford Coppola inszeniert meisterhaft die Themen Gewalt, Tradition, Rache, Liebe und führt im letzten Kapitel der Trilogie Pacino, Andy Garcia, Diane Keaton, Talia Shire, Eli Wallach, Sofia Coppola, Joe Mantegna und andere zu Höchstleistungen. Sieben Oscar®-Nominierungen, darunter auch für den Besten Film 1990, waren das Resultat.Die neue Schnittfassung - Neu restauriert und geschnitten von Francis Ford Coppola (Pressetext)

Kritik

ist nicht der Einzige, der nicht wirklich zufrieden ist, mit Der Pate 3. 26 Jahre nach dem zweiten kam dieser in Kinos und dass auch eigentlich nur, weil Coppola bankrott war und dringend Geld brauchte. Ein Projekt aus Leidenschaft war die Produktion also nicht und das sah man ihr auch an. Neben wenig schmeichelhaften Optik eines Fernsehspielfilms, war es vor allem die Geschichte an sich, die nie so richtig fesseln wollte. Das große Ende der Reihe war nicht frei von Reizen und guten Momenten, aber diese mussten erst einmal gefunden werden, in einem Dickicht aus teils quälend grober Narration. Da verwunderte es niemanden, dass der Abschluss der Trilogie seit seines Erscheinens eigentlich immer ein eher stiefmütterliches Dasein fristete. Irgendwie war es aber schon unfair, denn die Erwartungen an Coppola, seinen Co-AutorMario Puzo sowie das restliche Filmteam müssen abnorm gigantisch gewesen sein. Nach dem Über-Meisterwerk Der Pate einfach mit Der Pate 2 ein weiteres Über-Meisterwerk abzuliefern war schon erstaunlich. Der Pate 3 musste gleichziehen. Tat er aber nicht, was ihm einen Ruf einbrachte, der ihn oftmals schlimmer aussehen ließ, als er es wirklich ist.

Der Pate 3 ist keine Katastrophe, aber eine Enttäuschung. Aus dieser Enttäuschung soll nun die neue Schnittfassung nicht nur einen besseren, sondern auch einen neuen Film machen. Darauf lässt sich zumindest schließen, denn mit Der Pate, Epilog: Der Tod von Michael Corleone erhielt diese Version gleich einen neuen Titel. Coppola ist kein Neuling, wenn es um neue Fassungen seiner Werke geht. Seinem Apocalypse Now spendierte er mit der Redux-Version eine Verbesserung, die selbst dieses Meisterwerk noch einmal aufwertete – über Sinn, Zweck und Qualität des Final Cuts lässt sich gewiss mehr streiten. Wer nun glaubt, dass Der Pate, Epilog: Der Tod von Michael Corleone so etwas wie Der Pate 3-Redux ist, sollte seine Erwartungen aber deutlich drosseln!

Neues Material wird eher dezent eingesetzt. Was Coppola aber getan hat ist, die Szenenabfolge teils drastisch zu ändern. Beginnt der normale Cut fast wie der erste Teil auf einer Mafia-Hochzeit - wie wir sie seit dem ersten Paten schon zig mal von anderen Regisseuren kredenzt bekommen haben – eröffnet Der Pate, Epilog: Der Tod von Michael Corleone seine Handlung mit einem Gespräch zwischen Michael Corleone () und dem Vatikan-Bankier Erzbischof Gilday (). Dieser Einstieg erweist sich wirklich als besser. Zum einen wirkt das Opening nicht mehr wie eine Kopie, zum anderen verdichtet das Gespräch zu Beginn bereits die restliche Handlung. Wie Coppola selbst feststellte, war vielen Zuschauern gar nicht bewusst, welche Position die Kirche, bzw. der Vatikan innerhalb des dritten Teils hat. Durch den Dialog zwischen Corleone und Gilday wird aber sehr deutlich ein roter Unterstrich eingefügt, der dafür sorgt, dann man der Geschichte wesentlich besser folgen kann, als bei der Kinofassung.

Der Anfang ist wahrscheinlich die größte und mit auch beste Veränderung, die Coppola seinem Publikum präsentiert. Ansonsten verschiebt er einzelne Szenen mal hier hin, mal dort hin. Insgesamt führt das wirklich zu einem besseren erzählerischen Rhythmus und Hardcore-Fans der Reihe dürfen sich darüber hinaus freuen, dass der Mord mit der Brille endlich ungekürzt zu sehen ist. Damals musste Coppola diesen kurzen Moment herauskürzen, weil ihm die MPAA mit einer NC17-Freigabe drohte, was für den Film der finanzielle Tod, noch vorm Release, bedeutet hätte. Sein wir ehrlich: Es ist schön, dass Coppola jetzt für zwei, drei Sekunden Blut aus einer Halswunde spritzen lässt und sich stilistisch damit vor Akira Kurosawa verbeugt. War das notwendig? Nein. Macht es den Film weitaus besser als die alte Fassung? Nein. Ist es schön, dass es existiert? Ja.

Genau das lässt sich wertend auf Der Pate, Epilog: Der Tod von Michael Corleone übertragen. Das Upgrade macht den Film runder und narrativ etwas besser. In die Sphären seiner beiden Vorgänger kommt aber natürlich immer noch nicht. Wer das erwartet hat - was schon ziemlich naiv wäre - wird enttäuscht. Das Stigma der Enttäuschung wird dieser Trilogie-Abschluss einfach nicht los. Es ist beinah so, als wäre es in seiner DNA verankert. Fast so wie die Mafia bei Michael Corleone.

Die Blu-ray

Unser Rezensionsexemplar bestand aus einer BD-Disc. Auf dieser enthalten war der Film in einer technisch guten Ausführung. Vor allem beim Bild gelingt es der Blu-ray den Look des Films, der mehr an TV statt Kino erinnerte, aufzuwerten. Das Bonusmaterial bekam von Paramount Pictures (Universal Pictures) aber einen Pferdekopf ins Bett gelegt, denn von ihm fehlt jede Spur. Einzig ein optional vorm Filmstart abspielbares, kurzes Intro des Regisseurs gibt es. Das ist zwar ganz interessant, aber da wäre deutlich mehr drin gewesen. Die BD gibt es seit dem 10. Dezember 2020 im deutschen Handel. Eine DVD erscheint nicht. Den Film, bzw. die neue Fassung, gibt es natürlich auch digital und als VoD.

Fazit

Zweifellos ist „Der Pate, Epilog: Der Tod von Michael Corleone“ der alten Kinofassung vorzuziehen. Das neue Arrangement der Szene sorgt für eine rundere und vor allem fixierter Erzählung. Der Abschluss der Trilogie wird also durchaus aufgewertet: Aus einem annehmbaren Film, wurde ein ganz guter. Nicht mehr, nicht weniger. Ob die neue Version dafür sorgt, dass nach „Der Pate“ und „Der Pate 2“ gleich „Der Pate, Epilog: Der Tod von Michael Corleone“ in den Player gelegt wird? Eher unwahrscheinlich. Aber nicht mehr so unwahrscheinlich wie früher.

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