Bildnachweis: ©rapideyemovies| Werbemotiv zu "Drive my car"

Der große Jahresrückblick der MB-Redaktion 2021

von Sebastian Stumbek

DIE TOP 10 FILME 2021

1. Drive My Car
Nach Burning ist Drive My Car eine weitere meisterhafte Umsetzung eines Murakami -Stoffes.  arrangiert die gleichnamige Kurzgeschichte als entschleunigtes dreistündiges Drama mit großer Sensibilität für seine Figuren. Schleichendes, überaus menschliches Kino mit ausführlichen Dialogen, aber auch beeindruckenden Momenten vollkommener Stille und dabei packender und kurzweiliger als jede gewöhnliche Autofahrt.

2. The Green Knight
Wenn ich keine achtundvierzig Stunden später über der deutschen Ausgabe einer Mittelalterromanze sitze und in knapp hundert Seiten tiefer in der Geschichte blättere, dann hat die vorausgegangene filmische Inspirationsquelle wohl einiges richtig gemacht. s Verfilmung schafft eine beeindruckende Ausgewogenheit zwischen Eigeninterpretation und Einverleibung des jahrhundertealten Stoffes. Der atmosphärisch lange Atem, die wunderschönen Bilder und die unausgesprochenen Deutungsmöglichkeiten entzaubern und fesseln gleichermaßen.

3. Labyrinth of Cinema
 letztes Werk ist ein herausforderndes filmisches Chaos, welches direkt aus dem Bildbearbeitungsprogramm gefallen wirkt. Ein assoziativer Bildersturm, das Magnus Opum eines eigensinnigen Filmemachers. Überwältigend, wenn Farben und bizarre Einfälle auf dem Bildschirm explodieren und überwältigend, wegen seiner Unvorhersehbarkeit und Unkontrollierbarkeit der Handlung, die einmal quer durch die Kriegsgeschichte Japans reist und dabei sowohl starke Antikriegsbotschaften als auch eine spezielle aber handfeste Liebeserklärung an das Kino formuliert.

4. One Night in Miami
Die Handlung löst sich kaum von ihrem Ursprung im Theater, ist in Filmform aber nicht minder packend. Das fiktive Zusammentreffen von Malcolm X, Jim Brown, Sam Cook und Muhammad Ali ist dialogstarkes und schauspielerisch herausragendes Erzählkino ohne große Bildgewalt. s Regiedebüt ist einengend, aktuell und packend und ein Film, dessen Laufzeit so schnell verstrichen war wie kaum eine andere in diesem Jahr.

5. The Last Black Man in San Francisco
Eines der beeindruckendsten Openings der letzten Jahre eröffnet den Film rundum zwei Freunde (grandios:  und ), die sich mit der gentrifizierten Gegenwart ihrer Geburtsstadt San Francisco konfrontiert sehen. Ein Film, der wie so viele andere Vertreter in diesem Jahr klammheimlich im Angebot eines Streaminganbieters aufschlug und dort wohl im gewohnten Mittelmaß unterging.

6. Dune
Wuchtig, weitläufig und wummernd, übertraf Dune zwar keine meiner gesetzten Erwartungen, blieb mir aber auch bis zum Jahresende in guter Erinnerung. Unter ausuferndem Sound und in gigantische Bildern wirkt jede kleinste Gefühlsregung der Figuren spürbar nach, während die Sandwürmer mit enormer Leinwandpräsenz sowieso überzeugen. Der Science-Fiction-Fan in mir springt vor Freude über die angekündigte Fortsetzung einen Sandberg hoch in die Höhe.

7. Die Mitchells gegen die Maschinen
Welcher Animationsfilm referenziert schon Regiegrößen wie  und ? - Richtig, die bunteste Sause des Jahres. Stilsicher, unverwechselbar und obendrein voller Kreativität und Hommagen. Statt simplen Technologie-Bashing gibt es eine liebenswürdige und chaotische Familie zum Mittelpunkt und das Herz am richtigen Fleck. Aufgeregt, eigenartig und sehr unterhaltsam.

8. Nowhere Special
Auf dem Papier bietet der Film bestes Potential, um mit dramatischer Inszenierung und Musik die Tränendrüsen seiner Zuschauer*innen unerbittlich auszuquetschen. Dass s Film über einen sterbenskranken Vater, der für seinen vierjährigen Sohn ein neues, passendes Zuhause sucht, eben davon absieht, macht Nowhere Special zu einem ehrlich ergreifenden, sensiblen und großartig gespielten Drama.

9. Annette
Ausgerechnet ein Musical bietet die wohl ungemütlichste Seherfahrung des Jahres. Ein vor sich hin wütender  spielt sich in einem aufbrausenden Film, welcher mit der Musik der Spark-Brothers und seiner wüsten Symbolik nur so um sich schlägt, um Kopf und Kragen. Annette ist pompös und zugleich schrecklich bedrückend, provozierend und spezielles Kino, welches auf der Leinwand so richtig Fahrt aufnimmt.

10. Bergman Island
Zugegebenermaßen kein makelloser Film, aber Balsam für die cinephile Seele und ein persönliches Highlight des Kinojahres 2021. Die Hommage an den schwedischen Meisterregisseur Ingmar Bergman trifft auf eine facettenreiche Selbstreflexion und wunderbar eingefangenes, filmisches Fernweh.

Weitere kleine aber feine Highlights in unsortierter Reihenfolge: Hit the RoadDrivewaysBeyond The Infinite Two MinutesMoving OnMicrohabitatJudas and the Black MessiahMalmkrogPigFirst Cow ... 


DIE 5 ENTTÄUSCHENDSTEN FILME 2021

1. Wonder Woman 1984
Überlanges, überdröhntes und nicht einmal gut aussehendes Debakel, dessen Ausmaß die Zerstörungswut anderer Superheld*innen beinah wie kleine Vergehen erscheinen lässt.

2. Cinderella
Hier ist nichts märchenhaft nur platt und inkonsequent zusammen kalkuliert und obendrein in seiner Musikvideo-Ästhetik unerträglich aufpoliert.

3. Cherry - Das Ende aller Unschuld
Unausgegorener, viel zu langer und größtenteils kraftloser Dramenausflug der -Brüder.

4. Army of Thieves
Überflüssiges und noch dazu unterwältigendes Prequel.

5. Finch
Überzuckertes Endzeitdrama mit anstrengendem Robotergefährten.


10 MOST WANTED FILME 2022:

Licorice Pizza
Red Rocket

Vortex

C'mon C'mon

The Northman

The Worst Person in the World

Parallele Mütter
Compartment No. 6
Memoria
Spider-Man: Across the Spider-Verse (Part One)


MEIN SERIENJAHR 2021:

Überschaubar. 

Abgesehen von einzelnen jährlich anstehenden Rewatches meiner Lieblingsserien und dem ein oder anderen Binge-Wochenende auf Netflix und co, gehört mein andauerndes Serieninteresse wohl dem Star Trek Universum. Star Trek: Lower Decksmeldete sich mit einer fantastischen 2. Staffel zurück und auch die 4. Staffel Star Trek: Discovery ist mittlerweile angelaufen. Live. Bei PlutoTV. Immerhin habe ich bisher nur zwei Folgen aufgrund schlechter Internetverbindung und den Weihnachtsfeiertagen verpasst und kann dem Ganzen noch mehr oder weniger gut folgen. Das lässt sich auch über eine Handvoll anderer Serien sagen (FoundationHome Before Dark, …), die es mir dieses Jahr angetan haben: Ich bin dran, irgendwie.


BESONDERE ERWÄHNUNGEN:

Schönster WimmelbildbucheintragThe French Dispatch

Beste*r tierische*r Hauptdarsteller*in: Schweindame Gunda aus Gunda

Größte sehenswerte ReizüberflutungPromare: Puromea


FAZIT:

Unvollständiges Kinojahr meets abermals lückenloses Streamingangebot. Also in etwa wie letztes Jahr nur mit hervorragenderen Kinoerlebnissen und noch mehr dröger Durchschnittsware in den Streamingportalen. Dort darf nach den Lichtblicken fleißig gesucht werden, persönlich wurde ich am meisten auf Mubi fündig. Zum Glück überragen an anderer Stelle die großen und kleinen Highlights im Kino viele der selbstauferlegten Pflichtbesuche zu (meist) belanglosen Fortsetzungen und Wiedererweckungen. Letztere dürfen gern weiter und weiter nach hinten verschoben werden.

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