Wenn es um politische Serien geht, dann ist wohl ohne Frage zurzeit House of Cards (als Remake der britischen BBC-Serie) ganz oben auf der Liste. Mittlerweile gar von der Realität überholt, steht hier ein machtgieriger wie korrupter Politiker im Mittelpunkt, der sogar über Leichen geht um seine eigenen niederen Ziele zu erreichen. Absolute Kontrolle durch Angst schwingt gar in der vorletzten Staffel immer wieder mit. Die neue Serie von David Guggenheim wirkt da indes wie ein regelrechtes Gegenstück: Denn in Designated Survivor geht es nicht um absoluten Machterhalt und ein America First, sondern eher darum ein Stück Gerechtigkeit zurück in die Welt zu holen. Dies klingt pathetisch und naiv? Nun, dass ist es auch, allerdings macht die Serie mit Kiefer Sutherland genau aus dem Grund auch so viel Spaß. Alleine die Vorstellung Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Integrität in das mächtigste Amt der Welt zu bringen, birgt eine unglaubliche Zugkraft. Zusammen mit Kiefer Sutherland wird daraus – leider auch mit gewissen oberflächlichen Thriller-Anleihen – eine starke wie erfrischende Serie, die immer wieder zu überraschen weiß. Viele würden wohl Tom Kirkman wählen wollen, zumindest dank Twentieth Century Fox (seit dem 15.02.2018 im Handel erhältlich) können wir ihn nach Hause holen. Wir haben einen Blick riskiert.
Story
Am Abend des jährlichen State of the Union tötet eine Explosion den US Präsidenten und sein komplettes Kabinett. Tom Kirkman ist ein eher unbedeutender Minister für Wohnungsbau und Städtebau. Beim State of the Union war er nicht anwesend, deswegen hat er das Attentat überlebt. Alle Politiker mit einem höheren Rang als Tom Kirkman sind tot. Deswegen wird er sofort zum Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt. Er braucht Zeit, um sich an seinen neuen Job zu gewöhnen, und er will auch untersuchen, wer das Attentat verübt hat. Nur weiß er nicht, dass das Attentat nur der Anfang einer schrecklichen Geschichte ist …
Kritik
Die Prämisse in Designated Survivor ist unterdessen schnell erzählt: Während Tom Kirkman (gewohnt aufrichtig, energievoll und standhaft von Kiefer Sutherland gespielt) durch seine rechtschaffene Haltung dem politischen Tod entgegensieht, kommt es bei der Rede zur Nation zu einem fürchterlichen Anschlag, der den kompletten politischen US-Apparat zum erliegen bringt. Der Präsident, der Stab, der Senat und viele andere wichtige zentrale Figuren werden kurzerhand Opfer von Terror und Schrecken. Insofern ist der Start der Serie gar nicht so sehr weg von der aktuellen Angst der amerikanischen Gesellschaft: Terror wird zum Symbol des Unbekannten und einer Furcht, die allgegenwärtig ist. Jedoch bleibt Designated Survivor in dieser Schockstarre nicht stehen – wo Klischees winken, birgt die Serie eher Verschwörungen und eine Umkehr der derzeitigen US-Politik an sich. Amerika über alles wird zum Schreckensgespenst, welches sich hier selbst zerfleischt. Alleine dafür ist der Serie von David Guggenheim ein kleiner Respekt zu zollen. Und dennoch: Patriotisch ist der danach folgende Kampf von Tom Kirkman zu jederzeit und auch die folgende Ermittlung mit FBI-Agentin Hannah Wells (Maggie Q) gibt sich im Kern wie eine seichte Version von 24. In der ersten Staffel fühlt sich diese Naivität aber noch ganz gut an. Immerhin gibt es danach ein politisches Spiel zu bestaunen, welches wirklich erfrischend ist.
So wird gerade Tom Kirkmans Charakter zum absoluten Mittelpunkt der Serie: Ein Mann, der weder Ambitionen auf das Amt des Präsidenten hatte, noch es eigentlich ausführen möchte. Zudem ist Kirkman ein Politiker der „alten Schule“. Da gibt es keine Hinterzimmer-Gespräche oder korrupte Schachzüge für den Machterhalt, sondern Ideale, die immer wieder andere Menschen überzeugen müssen – auch das amerikanische Volk. Zwar sind letztlich die Ergebnisse immer recht vorhersehbar und einfach unrealistisch, die Befriedung hinter einen ungezwungen und sich den Menschen zugewandten Politik ist aber unvergleichlich. Der Rest ergibt sich dann aus dem Zusammenspiel von Kirkmans Familie (Natascha McElhone, Tanner Buchanan) sowie dem politischen Stab, der sich nicht nur einer neuen Herausforderung stellen muss, sondern auch erstmalig eine große Verantwortung übernimmt. Gerade Kal Penn, Italia Ricci sowie Adan Canto sind hier perfekt besetzt und ergeben ein Team, welches gute Unterhaltung verspricht. Während so zu Beginn die Formierung eines funktionierenden weißen Hauses im Vordergrund steht, folgen danach viele Krisenfälle, die zwar insgesamt ganz gut erzählt sind, sich aber immer mehr zum politischen Fall der Woche entwickeln (was sich leider in der zweiten Staffel fortsetzt). Ablenkung gibt es da zumindest durch das FBI.
Denn neben der Politischen-Thriller Erzählung, entwickelt Designated Survivor auch eine Form von kleiner Action-Serie, die ihren Fokus auf die Ermittlungen des Anschlags legen. Mit dem FBI, einer großangelegten Verschwörung, kleineren Schießereien sowie der Frage wer hinter alldem steckt, gibt es hier durchaus ein wenig Spannung. Allerdings wirkt diese Mischung auch etwas unausgegoren, ohne klaren Fokus und lenkt immer wieder von der eigentlichen Serienprämisse ab. Den Autoren war wohl ein aufrechter Politiker nicht genug für durchgehende Serienunterhaltung. Allerdings kann Maggie Q ihren Part als FBI-Agentin Hannah Wells sehr gut ausfüllen und als starrsinnige wie aufrechte Ermittlerin überzeugen. Der Rest ist dann gewohnte Thriller-Kost, die so schon unzählige Mal besser erzählt wurde und hier nur als Stichwortgeber dient. Alles in allem, aber dennoch eine gute Ergänzung zur Hauptgeschichte. Etwas mehr Mut, Struktur oder ein klarer Auftrag hätten aber nicht geschadet.
Blu-Ray
Die Blu-Ray von Twentieth Century Fox (seit dem 15.02.2018 im Handel erhältlich) ist technisch gesehen ohne große Makel. Das Bild ist kräftig, scharf, kontrastreich und bietet ein tolles TV-Erlebnis. Der Ton – vorliegend in Deutsch DTS-HD MA 5.1 und Englisch DTS-HD MA 5.1 – ist kräftig und gut abgemischt und auch die deutsche Synchronfassung überzeugt. An Extras gibt es zudem Präsident Kirkmans erste Rede in voller Länge, eine Designated Survivor Nachbesprechung und eine Secret Service Set Tour.
Fazit
Designated Survivor ist wahrlich weit davon entfernt intelligente Politikunterhaltung zu bieten oder sich durch eine gewisse Raffinesse in den Serienolymp zu heben. Was das Konzept von David Guggenheim aber dennoch sehenswert macht ist zum einen ein toller Kiefer Sutherland als aufrechter Präsident und eben die gezeigte charmante Naivität, die aus dem Politikum ein Schachspiel für Anfänger macht – stets mit dem Hang zur Gerechtigkeit. Zusammen mit kleinen Action-Einlagen wird daraus eine kurzweilige Serie, die man angesichts der bitteren Realität doch irgendwie lieben muss. Die Frage bleibt aber, ob sich dieses Konzept auch über eine Staffel hinaus halten kann.