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Die Sechs Frauen von Heirich VIII - Kritik

von Sebastian Pierchalla

Inhalt


Die Geschichte Englands zählt etliche bedeutenden Herrscher und Regenten, doch kaum einer ist so populär wie Heinrich der 8., der von 1509 bis 1547 das Land regierte. Als er mit gerade einmal 17 Jahren recht unerwartet den Thron bestieg, wurde er zu einem Symbol der Hoffnung und des Friedens, denn das vom Krieg gebeutelte England litt immer noch unter den Spätfolgen der sogenannten „Rosenkriege“, zwischen den beiden englischen Adelsfamilien „York“ und „Lancaster“. Der junge und charismatische Heinrich 8. wurde nicht nur von seinem Volk geliebt, auch politisch gesehen war er recht erfolgreich, vor allem dank seiner Gemahlin, Katharina von Aragon.
Doch wäre das Leben von Heinrich einzig und allein durch Wohlstand und Frieden geprägt gewesen, so hätte man sich seiner zwar mit großer Wonne erinnert, doch er selbst wäre nie zu der Ikone geworden, die er heute ist.
Heinrich der 8. steht nämlich in erster Linie für die Gründung der anglikanischen Kirche und der daraus resultierenden Abspaltung von Rom und dem Papst, welche in England bis zum heutigen Tage besteht. Diese Abspaltung kam nicht von ungefähr, denn wie viele Männer, die viel zu jung heiraten, war auch der junge Heinrich ein Gefangener seiner Triebe, welche ihn unter anderem in dass Bett der jungen Mätressen Mary und Anne Boleyn führten. Zeitgleich gelang es seiner Gemahlin nicht ihm einen gesunden Sohn zu gebären, was seine Missgunst nur noch anwachsen ließ.
Um den „Bund fürs Leben“ möglichst Zeitnah zu beenden beschloss er daher, dass das Konzept der Scheidung unter Umständen gar keine so schlechte Idee sei und so wart Heinrich nicht nur der erste Englische König der Zeitgleich das Oberhaupt über die englische Kirche inne hatte, er war auch der bis heute einzige, der in seinem Leben stolze 6 Mal verheiratet war. 

„Die 6 Frauen von Heinrich dem 8.“ erzählen die einzelnen Lebensabschnitte Heinrichs aus dem Blickwinkel jener Gemahlinnen und zeichnet sich dabei durch den, von der BBC gewohnten, hohen Grad an Detail Verliebtheit und historistischer Genauigkeit aus.


Kritik 


Das Heinrich der 8. popularisiert,darin besteht wohl keine Frage. Sei es nun in den ernsten Drameneines William Shakespeares, der Komödie der Simpsons, oder in einemaufgetakelten Kostümdrama Marke „Die Tudors“. Gerade letztereSerie, die unter anderem der bezaubernden Natalie Dormer eineKarriere eingebracht hat, dürfte wohl in jüngster Vergangenheitdafür gesorgt haben, dass der Name Heinrich des 8. auch abseits vonUniversität Hörsälen ein gern gesehenes Gesprächsthema darstellt.

Jedoch sind solche Serien ein Kind derModerne, in der opulente Schauplätze und laszive Sex Szenenwichtiger sind, als historische Genauigkeit, nicht jedoch bei derBBC, die mit ihrer

6-teiligen Reihe „Die 6 Frauen vonHeinrich dem 8.“ im Jahre 1969 die Geschichte aus einem oft übersehenen Blickwinkel erzählte, nämlich den der Frauen Heinrichs.

Jede Episode widmet sich daher einer seiner Frauen, was sich auf den ersten Blick erst mal recht logisch anhört, im praktischen Sinne jedoch schnell an die Grenzen derUmsetzung stößt, denn so werden etwa mehr als 20 Jahre Ehe mitKatharina von Aragon (Annette Crosbie ) in der gleichen Zeit abgewickelt, wie etwa seine 3. Ehe mit Jane Seymour (Anne Stallybrass), welche nicht länger als 15 Monate hielt.

Sieht man jedoch von dieserUnstimmigkeit ab, so erwartet einen ein rundum gelungenes Infotainment Paket.

Die Schauplätze und Kostüme sind derZeit Heinrichs getreu Nachempfunden worden und die Maske orientierte sich an alte Portraits der einzelnen Figuren, sodass die Schauspieler auch optisch ganz ihren historischen Vorbildern entsprechen, nicht wie etwa ein Jonathan Rhys Meyers, der als Heinrich der 8. ungefähr so glaubwürdig wirkt, wie Eddie Murphy als Martin Luther King.

Auch auf Seiten der Darsteller gibt es nichts zu beanstanden, so tritt etwa der Oskar nominierte Anthony Quayle als Erzähler auf und Hauptdarsteller Keith Michell wurde für seine Rolle sogar mit einem Prime Time Emmy ausgezeichnet, was auch mehr als verdient ist, denn für den australischen Schauspieler wares sicher kein leichtes, seinen Akzent dem aus England des 16.Jahrhunderts anzupassen.

Michell bewies dadurch ebenfalls eine weitere große Stärke des Films, denn auch das restliche Ensemblekann sprachlich voll und Ganz überzeugen. Für den Laien mag es anfangs zwar schwierig sein die einzelnen Dialekte richtig einzuordnen, doch gerade Fans der englischen Sprache dürften an diesem Film ihre helle Freude haben.

Die BBC setzt mit ihrem Werk in ersterLinie auf ihr bewehrtes Infotainment Rezept und so bleibt dasGeschehen auf der Leinwand, sei es nun die Enthauptung der Anne Boleyn, oder die etlichen Eskapaden in den Betten diverser Frauen, stets oberhalb der Gürtellinie.

Dieser Umstand kann aus heutiger Sicht jedoch durchaus als etwas ermüdend betrachtet werden, denn obwohldie wahren Geschehnisse am Hofe spannend sind, so kann man doch nie verdrängen, dass die Serie mehr zur Belehrung des Zuschauers dient und weniger zu seiner Unterhaltung. Um das ganze mal etwas bildlicher zu untermalen, stelle man sich HBO's „Game of Thrones“ vor, nur ohne Sex, Gewalt, Drachen, Zombies, PeterDinklage und mit einer bereits bekannten Handlung.


DVD Kritik


Bei der Serie handelt es sich nun einmal um eine TV Produktion aus den späten 60er Jahren und das sieht man ihr auch zu jeder Sekunde an. Mal knistert der Ton, mal wirkt das Bild ein wenig unscharf und von einer Bildqualität modernsten Maßstäben brauchen wir erst gar-nicht träumen.

Dazu fehlen jegliche Extras, was beidem Budget zwar verständlich ist, dennoch hätte man gut und gerne noch eine BBC Doku zu dem Thema, oder ähnliche Sachen auf die Scheibe packen können.


Fazit


Die BBC servierte 1969 ein grandiosesund bestens ausgestattetes Historiendrama, das alle hohen Ansprüchedes Infotainment Genres erfüllt. Heute, mehr als 45 Jahre später,muss man sich jedoch vor Augen halten, dass sich die Sehgewohnheiten des geneigten Fernsehzuschauers mittlerweile geändert haben und so dürfte es einer jüngeren Generation schwer fallen, mit diesem alten Schinken noch etwas anzufangen.

Wer sich für ein realistisches Abbild Heinrichs des 8. und dessen Leben interessiert,  der ist hier nach wievor bestes aufgehoben, wer jedoch keinen besonderen Wert aufhistorische Genauigkeit legt, dem dürfte ein opulent gestaltetesKostümdrama der Marke „Die Tudors“ vermutlich mehr Spaß bereiten.


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