Kurze Anekdote: Ich war mit meiner Mutter unterwegs, als uns ein Polizist entgegen kam, der eine beachtliches Plauze vor sich her trug. Als der Ordnungshüter um eine Ecke verschwunden war, sagte meine Mutter, er würde sie an den dicken Polizisten aus den Simpsons erinnern. Wow! Selbst meine Mutter, die für Popkultur eher wenig übrig hat, kennt Chief Wiggum und dabei ist der beleibte wie dumme Cop noch nicht einmal eine der Hauptfiguren. Es lässt sich nicht leugnen, die Trickfilmserie „Die Simpsons“ haben längst ihren medialen Rahmen durchbrochen und gehören zu unserem Alltag. Das liegt natürlich daran, dass die Serie seit ihrem Beginn in den später 1980er Jahren ein Garant für gut verkauftes Merchandise ist, aber auch das Pro7 die Serie mittlerweile täglich ausstrahlt (an manchen Tagen bis zu vier Episoden), so dass jeder mit einem Fernseher irgendwann aus die gelbe Sippschaft rund um Familienvater Homer Simpson gestoßen ist.
Früher galt die Trickserie aber nicht nur als TV-Dauerbrenner, sondern auch als verdammt gute Serie, die der amerikanischen Mittelstandsgesellschaft den Spiegel vorzeigte und eine komödiantische Fratze reflektierte. „Die Simpsons“ das war einst eine grandios geschriebene Satire, die zwar nie die rigorose Bissigkeit von „South Park“ erreichte, dafür aber in einer fast schon liebenswürdigen Weise sich gallig über den american way (meist verkörpert durch Homer) lustig machte. Mittlerweile läuft in den Staaten gerade die 25. Staffel. Die 26. wird im kommenden Herbst erscheinen. „Die Simpsons“ sind die am längsten laufende US-Trickfilmserie aller Zeiten, was durchaus eine beachtliche Leistung ist. Doch die noch beachtlichere Leistung hat die Serie verfehlt. Nämlich die, auch in Staffel 26 immer noch so gut zu sein, wie zu ihrer Glanzzeit.
Ja, die neuen Folgen der gelben Chaosfamilie lassen den Witz und Esprit von früher vermissen, auch wenn es unfair wäre zu verschweigen, dass trotz großer Schwächen sich immer noch gelungene Gags und Folgen in den neuen Staffel verstecken. In der 17. Staffel, die man sich nun auf DVD und Blu-ray nach Hause holen kann, halten sich die eher verzichtbaren Folgen und die, die wirklich kurzweilig und amüsant sind, die Waage. Der intellektuelle Subtext von einst, ist zwar spürbar reduzierter, dennoch fühlt sich Staffel 17 nicht so dumpf an wie die allerneusten Seasons. Dafür sind Episoden wie „Der italienische Bob“, „Frauentausch“ (von und mit Ricky Gervais), „Gott gegen Lisa Simpsons“ oder „Corrida de Toro“ dann doch zu eingängig und mit treffsicheren Pointen ausgestattet. Schade, dass es aber auch Folgen gibt, die wie Füllmaterial wirken, um die Staffel vollzumachen. Und auch dass das traditionelle Halloween-Special, „Treehouse of Horror XVI“, eher fad ausgefallen ist, reißt die Gesamtwertung der 17. Staffel nach unten.
Die DVD: Die vier Discs sind in Sachen Bild und Ton sehr gut umgesetzt. Zwar sind die Extras was den Informationsgehalt angeht eher mau, aber selbst kleine Einblicke in die Produktion sind interessant und müssten Fans der Simpsons gefallen. Klares Highlight der Specials sind zum einen die teils wirklich amüsanten wie informativen Audiokommentare sowie die Audioaufzeichnung einer Lesung der Episode „Der italienische Bob“. Alle Extras haben übrigens Untertiel. Sehr löblich.
Fazit: Ja, die Kultserie von Matt Groening hat ihren Zenit überschritten, was nicht bloß an schlechten Drehbüchern liegt, sondern wohl auch an der stetig anhaltenden, medialen Übersättigung. Staffel 17 wirkt wie ein Bindeglied, zwischen den letzten, wirklich sehr enttäuschenden Seasons und den good old days, denn zwischen verzichtbaren Folgen gibt es immer wieder Episoden, die Beweisen, welches Potenzial noch in Homer, Marge, Bart, Lisa und Maggie stecken. Ob dies genug Anreiz für einen Kauf bietet, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Wertung: 5 von 10