Eine Comicverfilmung, die bei Fans und Kritikern durchfällt, weil der titelgebende Superheld keinen ebenbürtigen Gegner hat und deswegen noch nicht einmal 'ne richtige Faust macht? Ein Reboot, das jetzt alles anders machen möchte als der Vorgängerfilm, und mit einem inhaltslosen Action-Overkill doch wieder alles in den Sand setzt? Klingt nach der unglücklichen Geschichte von Bryan Singers "Superman Returns" und Zack Snyders "Man of Steel", ist aber auch schon einmal im Marvel-Universum passiert. Nachdem Regie-Virtuose Ang Lee mit seiner "Hulk"-Adaption mehr auf Charaktere denn auf krachende Action setzte und damit Comic-Fans enttäuschte, wurde nun der französische Regisseur Louis Leterrier angeheuert, um mit seinem "The Incredible Hulk" alles anders zu machen und den grünen Berserker kontinuierlich in das MCU einzugliedern. Und das Ergebnis darf sich bereits jetzt zu Anfang dieser Retrospektive zum schlechtesten MCU-Film überhaupt krönen.
Nichts in "The Incredible Hulk" funktioniert. Und mit nichts meine ich gar nichts. 113 Minuten schimpft sich dieser inszenatorische wie inhaltliche Albtraum von einem Film und von zu Sekunde zu Sekunde, die der Film auf sein dumpfes, hohles Finale hinsteuert, wird es immer eine Spur unerträglicher. Bei Leterriers bisheriger Filmographie, die keinen einzigen halbwegs vernünftigen Film vorzuweisen hat, ist es schon verwunderlich, dass Marvel für die erneute Auflage eines so schwierigen Superhelden ausgerechnet ihn engagiert hat. Der Inszenierung fehlt es nicht nur an Rhythmus und Tempo, sondern vor allem an visuellen Einfällen. Die Actionszenen in "The Incredible Hulk" sind konventionell und matschig dahingeklatscht. Kein Bild hat Wow-Charakter, keine Einstellung bleibt im Kopf. Das überaus hässliche Hulk-Design und allgemein sehr unvorteilhaft eingesetzte CGI (wie etwa bei sämtlichen Hubschraubern) leisten den Restbeitrag zur grässlichen Optik des Films.
Beim Inhalt sieht es da nicht besser aus. Die Ereignisse des ersten "Hulk"-Films werden in einer mit den neuen Schauspielern gedrehten Vorspann-Montage zusammengefasst, darüber hinaus weiß Leterrier dem inneren Konflikt seines Helden nichts Neues abzugewinnen. Alle Figuren, samt Bruce Banner, bleiben blasse, seelenlose Charaktere ohne Profil oder Identifikationspotential. Hungerhaken Edward Norton bringt nicht die nötige physische Verfassung mit sich, um einen überzeugenden Bruce Banner zu spielen, und ist mit seinen Dialogen sichtbar unterfordert (um nicht zu sagen: unzufrieden). Liv Tyler heult und kreischt sich von einer Szene zur Nächsten, William Hurt brüllt Befehle in Walkie-Talkies und Tim Roth guckt angestrengt böse drein, wirkt in seinem Bemühen ein diabolischer villain zu sein aber nur lächerlich.
"Lächerlich" ist auch ein gutes Wort, um ein Fazit zu "The Incredible Hulk" zu ziehen - einem dummen, schlechten, hassenswerten Film, der den bisherigen (und hoffentlich immer währenden) Tiefpunkt des MCU markiert.