Eines Tages wird alles Licht der Zeit vergangen sein und auch der stärkste Schlag verstummt: Wir haben gestern wahrlich eine Filmlegende und ein Familienmitglied verloren. Der Tod von Carlo Pedersoli war gewiss nicht unerwartet, doch ist daher das Leid geringer? Mitnichten. Und daher ist dieser Nachruf auch ein sehr persönlicher, ein schmerzvoller und ein tränenreicher Abschied. Denn ein Idol der Kindheit ist von uns gegangen. Pedersoli selbst, den wir alle viel besser unter seinem Künstlernamen Bud Spencer kennen – Bud wegen Budweiser, seinem Lieblingsgetränk, und Spencer als Verehrung gegenüber Spencer Tracy – ist im Alter von 86 Jahren in Rom von uns gegangen. Ein Schauspieler, Musiker, Erfinder, leidenschaftlicher Essliebhaber, Pilot, Politiker und Schwimmer. Ein Multitalent sondergleichen, doch viel mehr auch ein Mensch, der sich stets seiner treu blieb. Denn Bud liebte das Leben, sein Leben. Nicht umsonst war sein Motto stets, die schlichte Leichtigkeit des Seins. Bud nahm das Leben wie es kam und war jemand, der sich niemals mit Zielen festlegte. Alleine daher ist seine Biografie beeindruckend und wahrlich inspirierend. Ein Träumer, bis zu seinen letzten Tagen. Ein Grazie (Danke), sein letztes Wort; eines, welches wir gerne zurückgeben.
Carlo Pedersoli wurde 1929 in Neapel geboren und fühlte sich unterdessen nie als Italiener: Neapel war seine Heimat, sein Lebensgefühl. Vielleicht lag es daran, dass auch Essen (Neapel ist berühmt für seine kulinarischen Highlights) stets eine wichtige Rolle in seinem Leben spielte. Seiner Frau war das immer ein Rätsel: „Er tut nichts anderes“. Sein Lebensweg selbst war dabei nicht so beständig. Früh in seinem Leben war er ein erfolgreicher Schwimmer und war sogar für Italien zwei Mal bei den Olympischen Spielen. Von einem harten Training kann hierbei aber keine Rede sein. Er fehlte, rauchte viel und war ein regelrechter Müßiggänger. Trotzdem schaffte er 1950, mit 21 Jahren, als erster Italiener 100 Meter in unter einer Minute. Und nun? Eine Sportkarriere? Bud folgte lieber seinem Herzen. Ein Jurastudium, eine Reise in den Amazonas-Dschungel, wo er an der Panamericana mitbaute, sowie anschließend ein Job in einer Autowerkstatt. Nicht zu vergessen die Hochzeit mit seiner Seelenverwandten Maria Amato. Und der Film? Nun, dies war eher ein Zufall, eine Not. Denn aufgrund von Geldproblemen ging er in die Schauspielerei. Als dann eine Rolle in dem Film Dio perdona... io no! (Gott vergibt - Django nie) winkte, war Bud Spencer schließlich geboren. Viel mehr noch: Es war die Geburtsstunde eines der erfolgreichsten Filmduos der Kinogeschichte. Das Gespann Spencer/Hill sollte die Filmwelt ordentlich auf den Kopf stellen. Mario Girotti unterdessen, wie Terence Hill eigentlich heißt, wurde zu seinem besten Freund. Einer Freundschaft, die bis zuletzt hielt und scheinbar auch ohne Streit auskam. Über das Warum sagte Bud einmal: „Er ist Schauspieler, ich nicht“.
Insgesamt 16 gemeinsame Filme als Komiker-Duo brachten in den folgenden Jahren dem Duo den heutigen Kultstatus. Das Rezept war hierbei denkbar einfach: Eine Mischung aus hervorragender Musik, einer improvisierten Synchro (Die Stimme von Bud Spencer, Wolfgang Hess, ist ebenfalls dieses Jahr verstorben) und einer leicht naiven Geschichte, die mit ordentlich Prügeleinlagen untermalt wurde. Selbst heute wirkt das Konzept noch stimmig und offenbart eine Atmosphäre, die ein Gefühl der Geborgenheit ausstrahlt. Vielleicht liegt es daran, dass die Filme über Generationen hinweg regelrecht vererbt werden und so gar zur Verständigung beitragen. Die Eltern geben die Filme an die Kinder weiter, und diese schließlich an ihre Kinder. Kein Wunder also, dass auch heute noch die Filme regelmäßig im Fernsehen laufen und die Verkäufe der Filme hoch bleiben. Bud Spencer selbst war aber auch Solo erfolgreich: Von Banana Joe, Sie nannten ihn Mücke über Plattfuß hin zu kleinen Perlen wie Hector, der Ritter ohne Furcht und Tadel. Die Vita lässt sich rauf und runtersehen und für jeden Geschmack ist etwas dabei. Der Klamauk stand unterdessen an vorderster Front: Mimik und Gestik waren nicht von ungefähr (eines der großen Vorbilder war Charles Chaplin) und der Kampf gegen die Ungerechtigkeit mit Dampfhammer und Backpfeife wusste zu gefallen. Das Gefühl, welches die Filme transportieren, ist eben einmalig. Doch Zeiten ändern sich, und damit auch das Leben selbst.
So folgte ab den 1990ern ein Abschied aus der Filmbranche und Bud Spencer widmete sich anderen Dingen. Einer eigenen Fluggesellschaft, ein paar Erfindungen (wie die Zahnbürste mit integrierter Zahncreme), einer eigenen Kleidungslinie, seiner Musik – hier vor allem neapolitanische Volkslieder – und 2005 gar der Weg in die Politik. Letzteres war ein gescheitertes Projekt und brachte ihm Aufgrund Berlusconis Forza Italia auch herbe Kritik. Eine Zeit, die Bud, aufgrund vieler Interviews, in denen er eröffnete, niemals für die Partei kandidiert zu haben, gerne vergessen wollte. Doch Buds Motto „Scheiß drauf“ blieb bestehen. Und vielleicht ist dies auch das größte Erbe, welches uns Bud Spencer hinterlassen hat: Sei ein Träumer, lasse dich niemals aufhalten, gehe deinen eigenen Weg und nimm bei Gott das Leben nicht so ernst. Fröne dem Essen, der Musik, der Leidenschaft. Kurz um, genieße dein Leben solange du es hast. Wir danken dir Bud für dein Erbe und werden bestimmt noch unzählige Stunden mit deinen Filmen – gemeinsam mit der Familie – verbringen. Auch wenn ab jetzt stets eine gewisse Melancholie nicht zu vermeiden ist. Wir werden dich vermissen.