Bildnachweis: © Arthaus/ Studiocanal | Werbemotiv zu "Die drei Musketiere"

Einer für alle - Alle für einen: Kritik zur „Die drei Musketiere“ und „Die vier Musketiere“-Box in der restaurierten 4K-Fassung

von Yuliya Mieland

Die weltbekannte Geschichte der drei Musketiere entsprang der Feder von Alexandre Dumas . Der französische Schriftsteller verfasste seinen Roman 1844. Seit 1921 gab es zahlreiche Verfilmungen dieser Geschichte und es scheint so, als ob die Begeisterung für drei Musketiere immer noch nicht erloschen ist, denn die letzte Adaption des Romans Die drei Musketiere- D' Artagnan ist noch gar nicht so lange her. 

Arthaus/ Studiocanal veröffentlichte am 27. April 2023 eine ganz besondere 4K-Fassung mit der die Musketierverfilmungen aus dem Jahre 1973 und 1974 gewürdigt werden sollen. Beide Filme haben ihre Stärken und verdienen es in der restaurierten Fassung zu glänzen.

Die drei Musketiere

Inhalt

Paris im 17. Jahrhundert: Am französischen Königshof hat der unachtsame Regent Ludwig XIII. (Jean-Pierre Cassel) einen Großteil seiner Macht an den intriganten Kardinal Richelieu (Charlton Heston) verloren. Der junge Draufgänger D’Artagnan (Michael York) reist in die Hauptstadt mit dem Ziel, sich der königlichen Garde anzuschließen. Schon bei seiner Ankunft trifft er auf die drei Musketiere Athos, Porthos und Aramis (Oliver Reed, Frank Finlay und Richard Chamberlain), die er überraschenderweise von seinem Talent überzeugen kann. Die vier sind bald ein eingespieltes Team. Gemeinsam versuchen sie den König und die Königin von Frankreich vor den hinterhältigen Plänen des Kardinals zu beschützen.

Kritik

„Einer für alle und alle für einen“ , so lautet das Musketier-Credo und dieser Spruch hat sich dank zahlreicher Verfilmungen des Stoffs von Alexandre Dumas (Monte Cristo) in das Gedächtnis aller nahezu eingebrannt. Was unterscheidet nun die Die drei Musketiere-Verfilmung von Richard Lester (Royal Flash) von allen üblichen Verfilmungen? Vermutlich die Tatsache, dass es eine der besten und gleichzeitig lustigsten Verfilmungen ist. Mit vielen Slapstickeinlagen und besonderem Humor spielt sich der Film in die Herzen seiner Zuschauer. Ein tollpatschiger, unerfahrener, aber sehr ambitionierter und von sich überzeugter D'Artagnan (Michael York, Austin Powers) kommt nach Paris, um ein Musketier zu werden. Michael York ist fantastisch in seiner Rolle des naiven Helden, weil er ein natürliches komödiantisches Talent besitzt. Genauso wie Raquel Welch (Ein irrer Typ), die die Rolle seiner Angebeteten Constance spielt. Großartig, wie sie mit wenigen Mitteln ihrer Rolle den nötigen Glanz und eine Prise Humor verleiht. Diese Leistung wurde damals völlig zu Recht mit einem Golden Globe honoriert.

Im Grunde macht der ganze Cast aus dieser Verfilmung etwas Besonders und Einzigartiges, während so viele andere Interpreten aus diesem Stoff eine viel zu ernste Angelegenheit machten, ist Die drei Musketiere von Lester eine leichte und lockere Unterhaltung, die trotz einiger hervorragender Fechtduelle nie die Leichtigkeit verliert. Das Bemerkenswerte an diesen Duellen ist, dass die Schauspieler die meisten Stunts selbst gemacht haben und mit echten Degen fechten mussten, was ihnen einige Blessuren und kleinere Verletzungen bescherte, aber sie nie davon abhielt stets hundert Prozent zu geben. Mit maximalem Körpereinsatz und Enthusiasmus trugen sie ihre Kämpfe aus, ohne dass man als Zuschauer befürchten musste, dass eine der Figuren ernsthaft verletzt wird.

Die drei Musketiere ist mehr oder weniger eine Parodie des zeitlosen Klassikers mit einigen gesellschaftskritischen Aspekten. Während der Unterton überwiegend komisch bleibt, entdeckt man zwischen den Zeilen ernste Kritik an der gehobenen Klasse, die sich nicht um die Unterklasse schert, beispielsweise, als das Karussell von den Dienern per Hand betrieben wird, während die Königin (Geraldine Chaplin, Die letzten Tage in Kenya) drin sitzt, sich köstlich amüsiert und „Schneller" ruft. Gleichzeitig braucht die gehobene Klasse, die Unterklasse, weil ohne Diener das Leben im Palast still stehen würde. Die Tatsache, dass man in echten Palästen in Madrid gedreht hatte, steigerte enorm die Authentizität und die royale Ausstrahlung des Films. Auch die wunderschönen historischen Kostüme trugen dazu bei, dass der Film optisch viel hermacht. Man könnte denken, dass ein derart aufwendiger Filmdreh sehr viel Zeit in Anspruch genommen hatte, doch Lester war mit dem Drehen so schnell, dass er sogar dem eigentlichen Zeitplan weit voraus war. Das lag wohl an dem besonderen Kamerasystem, denn er ließ mit fünf Kameras gleichzeitig alles aus verschiedenen Perspektiven aufnehmen. Das spornte die Schauspieler natürlich noch mehr an, immer richtig zu spielen und das Gesamtergebnis kann sich wirklich sehen lassen.

Fazit

„Die drei Musketiere“ ist eine der besten Verfilmungen von Dumas Klassiker „Die drei Musketiere“. Es ist eine Gesellschaftsparodie mit vielen Slapstickeinlagen, tollpatschigen Figuren und ausgezeichnet choreografierten echten Fechtkämpfen. Diese Verfilmung macht einfach nur Spaß!

Die vier Musketiere

Inhalt

Mit Unterstützung des englischen Lord Buckingham plant eine Gruppe von Protestanten den Aufstand gegen König Ludwig XIII. Die Gegenwehr des Königs wird durch die Intrigen von Kardinal Richelieu und dessen Gehilfen Rochefort und Lady de Winter erheblich geschwächt. Insbesondere D'Artagnan, der dem König treu zur Seite steht, wird von der durchtriebenen Lady de Winter umgarnt.

Kritik

Was viele nicht wissen, ist, dass Die vier Musketiere eigentlich gar nicht die Fortsetzung von Die drei Musketiere werden sollte, sondern beide Teile wurden ursprünglich als ein einzelner Film gedreht, was zur Folge hatte, dass die Schauspieler nur für einen Film bezahlt wurden, aber in zwei Filmen mitspielten, so erhielt man zwei Filme zum Preis von einem. Natürlich waren die Darsteller nicht begeistert davon und nach ein paar Rechtsstreitigkeiten einigte man sich schließlich mit den Schauspielern auf eine Abfindung. So konnte Die vier Musketiere als eigenständiger Film existieren und wenn man beide Filme gesehen hat, dann weiß man genau, dass die Entscheidung das Filmmaterial auf zwei Filme aufzuspalten goldrichtig war.

Die vier Musketiere beginnt mit einem Prolog, in dem berichtet wird, was im ersten Teil alles passiert ist. Dieser Prolog stand ursprünglich nicht im Drehbuch und musste später hinzugefügt werden, weil es ja ursprünglich nur ein Film sein sollte. Es ist tatsächlich erstaunlich, wie verschieden der Unterton der beiden Filme ist und es verwundert doch sehr, dass diese beiden Filme zusammen als ein Film funktionieren sollten. Das hätte niemals geklappt, weil Die drei Musketiere witzig, charmant und locker ist, während Die vier Musketiere viel düsterer und ernster ist. Nur am Anfang knüpft man noch an die Slapstickeinlagen aus Die drei Musketiere an, doch später wird man von der Dunkelheit und der melancholischen Stimmung nahezu erschlagen. Gerade der Kontrast zwischen den beiden Filmen ist so groß, dass man dazu geneigt ist anzuzweifeln, dass die beiden Filmen zusammen gehören. Warum entschied man sich nur dazu, die Leichtigkeit zu verlieren und aus einer Feel- Good-Geschichte ein Drama über den Glaubenskrieg und einen Revenge-Film zu machen? Im ersten Teil ging es nur um die Rettung der königlichen Ehre und im zweiten Teil geht es um Rache. Während man bei Die drei Musketiere noch bei den Kämpfen schmunzelte, geht es hier plötzlich um Leben und Tod.

Alle, die Lesters (The Ritz) Verfilmung von Die drei Musketiere lieben, könnten womöglich von Die vier Musketiere enttäuscht sein, weil es sich hierbei eher um eine typische ernsthafte Verfilmung von Dumas Roman handelt.  Allerdings erscheint es auch schwer, den ernsten Inhalt im weiteren Verlauf lustig darzustellen. Es ist schlicht unmöglich, wenn man sich haargenau an die Buchvorlage hält. Hätte man sich nicht einfach  über die vorgegebene Geschichte hinwegsetzen können und den komödiantischen Unterton behalten können? Den einen oder den anderen Zuschauer hätte es sicherlich gefreut. Doch ein anderer würde wiederum behaupten, dass Die vier Musketiere viel tiefgründiger ist als Die drei Musketiere, doch es lässt sich in jedem Fall nicht leugnen, dass D’Artagnan (Michael York, The Ring) im zweiten Teil viel unsympathischer erscheint als im ersten und plötzlich hinter jedem Rock her ist, obwohl er im ersten Teil nur Augen für seine Constance (Raquel Welch, Spin City) hatte. Doch trotz allem knüpft der zweite Teil an die schöne und opulente Optik des ersten Teils an und steht dem in Sachen herausragende Kostüme im Nichts nach, was die Oscarnominierung für das Beste Kostümdesign erklärt, wobei unerklärlich bleibt, warum die Oscarnominierung für den ersten Teil ausblieb.

Fazit

Dramatisch und düster ist die sogenannte Fortsetzung "Die vier Musketiere", die ursprünglich zusammen mit dem ersten Teil eine Einheit bilden sollte. Statt lustiger Parodie und Slapstickeinlagen gibt es nun überwiegend blutige Rache und Kämpfe auf Leben und Tod. "Die vier Musketiere" ist eine überraschend ernste und tiefgründige Fortsetzung, die nach wie vor exzellent choreografierte Kämpfe und schöne Kostüme zu bieten hat, aber die Leichtigkeit des ersten Teils vermissen lässt.

Technischer Part

Arthaus/ Studiocanal veröffentlichte die restaurierte 4K Fassung von Die drei Musketiere und Die vier Musketiere am 27. April 2023 in guter Bild- und Tonqualität auf Deutsch (PCM Mono), Englisch (PCM Mono), Französisch (PCM Mono) mit deutschen, englischen und französischen Untertiteln als 4K UHD und Blu-ray. Als Bonusmaterialien enthält die Fassung zahlreiche informative und sehenswerte Bonusmaterialien:

Die drei Musketiere: Interview mit Neil Sinyard; Die Saga der Musketiere Teil 1; Making of "The Musketers"; Originaltrailer USA, Originaltrailer UK

Die vier Musketiere:  Interview mit Neil Sinyard; Die Saga der Musketiere Teil 2; Originaltrailer

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