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Flimmerkiste: Psycho

von Sascha Wuttke

Man braucht ja eigentlich nicht zu erwähnen, dass die Duschszene im Kinozeitalter unsterblich geworden ist, und selbst die Unwissenden haben sicherlich schon mal davon gehört. Ja, mit dieser Sequenz ist ein ikonischer Teil des Zelluloids verewigt worden, und wer danach noch meinte, Hitchcock würde nichts vom Filmen verstehen, hat schlicht keine Ahnung (wobei ich denke, dass kaum jemand solch eine Meinung vertritt).

Ich muss schon sagen, dass ich mir heutzutage so ein feines Gespür für punktgenaue Inszenierung bei einem Regisseur wünschen würde. Eine Person, der nicht verzweifelt im Klemmgriff von Produzenten und Filmstudios am Budget gemessen wird, sondern sich der Bedeutung der Geschichte, die er da gerade auf Film bannt, bewusst wird und seine Energien woanders bündelt als in der Beugehaltung vor Geld und vorherrschenden Bürokratiehürden. Hitchcock, so wird gemunkelt, war schon ein Sonderling sondergleichen, doch wie man allgemeinhin weiß, muss man schon sehr sonderbar sein, um solche Errungenschaften überhaupt zu versuchen.... und zu schaffen!

Ich mag solche Typen, die - jetzt mal weit hergeholt - blonde Mädels in ihren Filmen bevorzugen (Hitchcock wurden schon etliche Affären mit seinen Filmdamen nachgesagt) und wie selbstverständlich Tabus brechen, eben wie im Falle von "Psycho". 1960 war es eben nicht normal, Frauen leicht bekleidet zu filmen geschweige denn nackt in der Dusche (die Ganzkörperaufnahmen wurden mit einem Nacktmodel gedreht) oder das übergeordnete Thema im Film zu behandeln. Psychische Krankheiten? Die waren in der Nachkriegszeit eine Spinnerei unter den Nachwehen des Weltkriegsschockzustandes gewesen, und wer denkt da an einen Menschen, der eindeutige Züge eines Serienmörders in sich birgt?

Dass sich Hitchcock für den Stoff entschied, ist natürlich der Buchvorlage zu verdanken. Jedoch ist der Stellenwert eines Buches sicherlich nicht lange so vordergründig wie der eines Films, und wenn "Psycho" erwähnt wird, ist der Roman immer an zweiter Stelle zu nennen. So sehr überstrahlt der Film das Buch, dass Autor Robert Bloch einem richtig leid tun könnte - aber so ist das (leider) eben: Die Trendsetter bekommen selten den verdienten Erfolg zugesprochen.

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