Er wird wohl für die Allgemeinheit über sein Leben hinaus als einer der besten Regisseure aller Zeiten gelten, selbst wenn seine Filmvita mehr als nur ein gescheitertes Projekt und Flop vorzuweisen hat. Vor allem in den letzten Jahren schien es filmtechnisch schlecht um Francis Ford Coppola zu stehen. Seine drei letzten Filme kamen nur beschränkt in die Kinos, sein letztes Werk „Twixt“ mit Val Kilmer wurde hierzulande sogar ganz still direkt für den Heimkinomarkt veröffentlicht, was für die meisten Kritiker zumindest die richtige Entscheidung war, erhielt „Twixt“ doch vernichtende Rezensionen. Dennoch, ein Regisseur wie Coppola hat Filme erschaffen, die den Ruf ultimativer Meisterwerke inne haben. Wer sich davon überzeugen will und noch keinen der alten Coppola-Filme sein eigen nennt, der sollte sich die "Francis Ford Coppola Collection" zulegen. Dringend.
Die Collection beinhaltet seine sechs wichtigsten wie größten Meisterwerke: „Der Pate“-Trilogie, „Der Dialog“, „Die Outisder“ und „Apocalypse Now“. Als Bonus wartet dann noch die Dokumentation „Hearts of Darkness“ auf den Zuschauer. Ein Film von Coppolas Frau und George Hickenlooper, die den nervenaufreibenden Entstehungsprozess von „Apocalypse Now“ dokumentiert. Somit erwarten den Käufer sieben Blu-rays. Was diese genau bieten, wollen wir hier klaren.
Gehen wir die Filme der Collection einfach einmal einzeln durch. Hierbei muss noch ein Dank ausgesprochen werden an den Kollegen Souli, der sich um die Kurz-Rezensions von Coppolas „Der Dialog“ gekümmert hat.
„Der Pate“ – Trilogie
Ohne Zweifel, „Der Pate“ ist einer der größten Filme aller Zeiten. Das Mafia-Drama welches auf einen Roman von Mario Puzo beruht (welcher zusammen mit Coppola auch das Script verfasste) gehört zur Königsklasse des Films. Grandios von Kameramann Gordon Willis bebildert, von Nino Rota in unvergessliche Klänge eingebettet und vom jungen Coppola so atmosphärisch wie fesseln erzählt. Dazu noch ein fulminanter Cast mit einem jungen Al Pacino, der hier die Weichen seiner späteren Karriere auf Erfolg stellte. Über Marlon Brando als Don Corleone muss man eh kein Wort mehr verlieren. Dieser Film atmet Perfektion. Dass die Fortsetzung, die sich Pre- wie auch als Sequel versteht, mühelos an diese Qualität einknöpfen konnte, ist für viele Cineasten immer noch ein großes, mysteriöses Wunder. „Der Pate 2“, mit Robert DeNiro als junger Don Corleone, ist wohl der Vorzeigefilm, wenn es darum geht jemanden zu erklären, dass eine Fortsetzung nicht zwingen schlechter sein muss, als der Vorgänger. Leider ist Coppola nach den ersten beiden Teilen kein Triple gelungen. Sein „Der Pate 3“ der ganze 16 Jahre nach Teil 2 erschien quält sich mit einer ungesund aufgeblähten Geschichte, einer antiklimatischen Optik (die die Größe des Kinos vermissen lässt und mehr an einen TV-Spielfilm erinnert) sowie Darstellern, die entweder ausgebrannt wirken oder anscheinend alleine vom Projekt so beeindruckt waren, dass sie nicht genau wissen, was sie tun sollen. Der Abschluss der Trilogie ist kein Totalausfall, aber nachdem Teil 1 und 2 so meisterhaft geraten sind, wirkt halt ein mittelmäßig mit akzeptablem Film einfach unglaublich schlecht. Richtig schlecht ist „Der Pate 3“ aber nicht. Verzichtbar, das ist er.
Die Blu-ray: Die drei Discs der „Francis Ford Coppola Collection" bieten die Filme mit gutem Ton sowie Bild. Das Alter der Filme ist dabei immer erkennbar (wer will schon die Corleones die ultra-scharfem Bild sehen), das Material wurde aber gut von Schmutz und Fehler befreit, was nicht verwundert, immerhin gibt es bereits mehrere Veröffentlichungen der Trilogie auf DVD. Eines haben diese Veröffentlichungen aber gemeinsam: Es fehlt ihnen Extras. Leider bleibt die Collection dieser Sitte treu. Lediglich die Audiokommentare von Coppola haben es wieder auf die Discs geschafft. Bedauerlich. Sehr bedauerlich. Einzig die Trilogie in ihrer „Restauration“-Version, die die Geschichte des Mafiaclans in chronologischer Reihenfolge erzählt, bietet Extras. Diese Fassung der Filme hat aber nicht nur Fans. Weswegen es wohl ganz gut ist, dass es „nur“ die Kinofassungen der Trilogie in die Box geschafft hat. Ein bleibt festzuhalten, dass die Extras ziemlich konträr zur Qualität der Trilogie gehen. Hier noch schnell die filmischen Einzelwertungen:
Der Pate: 10 von 10
Der Pate 2: 10 von 10
Der Pate 3: 5,5 von 10
Neben seinen unsterblichen wie formvollendeten Meisterwerken „Der Pate“, „Der Pate 2“ und „Apocalypse Now“, Coppola im Jahre 1974 noch einen ganz anderen Volltreffer landen: „Der Dialog“. Inspiriert und betört von Michelangelo Antonionis „Blow Up“, inszenierte der damalige Titan eine kritische Charakterstudie der ganz besonderen Sorte. Im Mittelpunkt dabei steht der Abhörspezialist Harry Caul (Hervorragend: Gene Hackman). Jeden Tag lauscht er seiner spionierenden Gerätschaft und versinkt dabei gänzlich in seiner Arbeit. In seinem Fach zählt Caul zu den Besten, doch im Privatleben herrscht nur Leere. Distanziert von seinen beruflichen Aufnahmen und ohne jedes Interesse für den Verwendungszweck dieser, ist Caul in einer moralischen Zwickmühle gefangen. Einerseits ist er strenger Katholik, anderseits ein Meister der Überwachung. Coppolas Erzähltempo ist von unaufgeregter Ruhe geprägt, Schritt für Schritt dringen wir in die abgekapselte Psyche des Mannes ein, der bald ein arretiertes Opfer seines eigenen Lebensinhaltes werden wird. Sobald das Thema Mord in „Der Dialog“ eine bedeutende Rolle spielt, muss Caul am eigenen Leibe erfahren, was es bedeutet, jede Handlung, jeden Atemzug und jedes Wort mit anderen Menschen teilen zu müssen. Paranoia, Isolation, Eigenzerfall. Caul ist kein Teil der sorglosen Öffentlichkeit, das war er nie, er ist ein resigniertes Segment der chancenlosen Disputation, einer Disputation gegen sich und gegen alles was er darstellt. Coppola arbeitet dabei nicht selten mit Metaphern, Symbolen und verbeugenden Querverweisen auf die Filmgeschichte. Dazu gibt es noch die kritische Äußerung gegenüber dem technischen Fortschritt, in Bezug auf das unerschöpfliche Illuminieren der Privatsphäre, ob in der Vergangenheit, der Gegenwart oder in der Zukunft. In diesem Punkt wird Coppolas „Der Dialog“ nie etwas von seiner Aktualität verlieren. Wer kann sich schon wirklich sicher sein?
Die Blu-ray: Die BD des Films bietet einige Extras. Audiokommentar, kurze Interviews, Probeaufnahmen (u.a. von Harrison Ford). Die meisten Specials erweisen sich dabei mehr als nostalgische Fußnoten. Eine Erweiterung zum Film sind sie größtenteils leider nicht. Bild und Ton sind zufriedenstellend.
Der Dialog: 8,5 von 10
Apocalypse Now und Hearts of Darkness
Mit „Apocalypse Now“ erschuf Coppola 1979 Jahre nach „Der Pate 2“ ein weiteres unsterbliches Meisterwerk. Inspiriert von Joseph Conrads Novelle „Das Herz der Finsternis“ schickte der Regisseur Schauspieler Martin Sheen als Cpt. Willard während des Vietnamkrieges auf eine spezielle Geheimmission des Militärs. Willard soll Col. Kurtz töten. Dieser ist wahnsinnig geworden, lebt wie en König im Dschungel, umgeben von Gefolgsleuten. Die Reise von Willard und seiner Crew gerät zu einem regelrechten Trip in den Wahnsinn. „Nach Apocalyse Now“, so schrieb einst ein Redakteur der „Die Zeit“, „darf sich kein weiterer Kriegsfilm mehr Anti-Kriegsfilm mehr nennen“. Da hatte der Redakteur nicht unrecht. Coppolas Vordringen in das Geschwür des Krieges, ist auch eine Expedition an den Rand des menschlichen Verstandes. Ein Film, der wie eine Rasierklinge am Abgrund entlang schabt. Das ist berauschend, kräftezehrend, hypnotisch, bizarr, aufrüttelnd. Es wirkt so, als ob Coppola dem Krieg sein Mantel entreißt, ihn offenlegt: Krieg ist Wahnsinn. Krieg ist kranker Wahnsinn. Kein anderer Film hat dies ´jemals so faszinierend wie verstörend wiedergegeben.
Die Blu-ray: Im Jahre 2001 erschien neben der Kinofassung des Films auch die gut 50 Minuten längere Redux-Fassung. Beide Versionen befinden sich auf der Disc. Das ist schlicht und ergreifend einfach nur großartig. Dass deshalb kein großer Platz mehr für Extras war, ist verzeihlich (außerdem gibt es ja noch den tollen Audiokommentar von Coppola). Vor allem auch, weil es dafür die tolle Dokumentation „Hearts of Darkness“ auf einer separaten Disc gibt. Der Film gibt wieder, wie strapaziös der Dreh von „Apocalyse Now“ für Coppola und seine Crew war. Das wirkt irgendwann sogar nicht mehr wie eine Doku, sondern fast schon wie ein existenzieller Krimi und ist nicht nur für jeden Fans von „Apocalypse Now“ ein definitives Pflichtprogramm. „Hearts of Darkness“ bietet dazu neben einem Audiokommentar auf einige Extras. Die sind nicht sonderlich umfangreich, stillen aber dennoch recht gut, aufgestaute Neugier oder Interesse. Technisch ist die Doku das schwächste Glied in der Collection, was aber daher kommt, auf welchem Material die Aufnahmen eingefangen wurden. Wie bei „Der Pate“-Trilogie lässt sich hier sagen, dass der gröbste Schmutz und diverse Bildfehler so gut es geht korrigiert wurde.
Apocalypse Now: 10 von 10
Apocalypse Now Redux: 10 von 10
Hearts of Darkness: 9 von 10
Mit “DieOutsider” inszenierte Coppola 1980 ein Jugenddrama, welches auf dem Roman von S.E Hinton beruht. Im Gegensatz zu Coppolas „Rumble Fish“ wirkt „Die Outsider“ künstlerisch wesentlich geerdeter und publikumsfreudilicher. Es ist ein Drama, welches den Zuschauer nicht unbedingt herausfordert. Vielleicht hatte Coppola einfach keine Lust mehr darauf. Jedenfalls ist „Die Outsider“ deswegen kein schlechter Film. Eher im Gegenteil. Das Jugenddrama besticht durch seinen engagierten Cast, bestehend aus Schauspielern die danach große Karriere starten, auch wenn nicht alle diese Karrieren ausrecht erhalten sollten. Mit dabei sind u.a. Matt Dillon, Patrick Swayze, C. Thomas Howell, Ralph Macchio, Tom Cruise, Emilio Estevez und Diane Lane. Noch heute wirkt der Cast, obwohl einige der Darsteller fast vollkommen in der Versenkung verschwunden sind, immer noch exquisit und populär. Der Film selbst funktioniert als Jugend-Drama mittlerweile nicht mehr so gut, dafür aber als Sittenbild einer vergangenen Zeit. Coppola inszeniert das ohne Schnörkel, mit klaren Bildern und Aussagen. Ein Film für das damalige Zielpublikum. Dass der Film trotz allem auch heute noch so unverbraucht wirkt, zeigt die wahre Größe des Regisseurs.
Die Blu-ray: „Die Outsider“-Blu-ray bietet einiges an Bonusmaterial. Ein 30 minütiger Rückblick der Darsteller auf den Zeit des Drehs ist dabei das Highlight der Extras. Die sehen auf den ersten Blick quantitativ aus, sind letztlich aber doch recht kurz ausgefallen. Für Fans uns Interessierte aber dennoch mehr als nur einen schnellen Blick wert. Audiovisuelle gibt es bei dieser Disc auch keinen Grund zur wirklichen Klage. Hätte alles etwas schärfer sein müssen, aber die Filme von einst haben so ja auch ihre ganz eigene Note. Scharf heißt schließlich nicht unbedingt besser.
Die Outsider: 7 von 10
Fazit: Im Ganzen gesehen ist diese Collection ein klarer Grund Geld für sie auszugeben. Alleine wegen der Filmauswahl. Kleinere Coppola-Meisterwerke wie „Rumble Fish“, „Bram Stokers Dracula“ oder „Der steinerne Garten“ fehlen zwar, wirklich vermissen tut man sie aber nicht. Wer jeoch Filme wie „Der Pate“ oder „Der Dialog“ bereits so im Regal stehen hat, sollte sich gut überlegen sich diese Box anzuschaffen. Wirkliche Neuerungen gibt es nämlich nicht. Die Extras sind, wenn sie vorhanden sind, sehenswert aber meist unbeeindruckend. Hier wurde halt einfach nur die einzelenen Blu-ray-Veröffentlichungen der Filme in eine Box gepackt wurden. Das macht insgesamt knapp 20 Stunden großartiges Kino fürs heimische Wohnzimmer. Dagegen wirkt jede Kritik dann doch bloß wie Makulatur.
Gesamtwertung: 9 von 10