Bildnachweis: © Constantin | Ein wandelndes Klischee: Jella Haase als Chantal in "Fack ju Göhte 2"

Fuck you "Fack ju Göhte 2" - 5 Gründe gegen die Erfolgskomödie

von Sebastian Groß

Der Wahnsinn! "Fack ju Göhte 2" läuft gerade einmal eine Woche in den deutschen Kinos und schon sieht alles danach aus, dass das Sequel zum ebenfalls erfolgreichen Vorgänger von 2013 den Titel des erfolgreichsten deutschen Kinofilms des Jahres für sich beanspruchen kann (mehr dazu hier). Doch bei den Kritikern kam der Film bei weitem nicht so gut weg. Auch bei uns erhielt der Film nur magere 3.5 Punkte (hier geht's zur Kritik). Um euch  noch einmal klar zu machen, warum uns "Fack ju Göhte 2" nicht gefällt, haben wir uns 5 Gründe herausgesucht, die uns vor allem bei der Fortsetzung (und teils auch beim ersten Teil) nicht gefallen haben.


1. Fack ju Product Placesment

Das werbewirksame Platzieren von Produkten ist kein Trend des modernen Kinos, sondern eigentlich ein moderates Mittel für die Produzenten etwas Extra-Geld fürs Budget zu beschaffen. Mal ehrlich, wenn auf dem Essentisch eine Cola-Flasche steht oder der Fernseher eben von Samsung ist, ist das Product Placement der absolut legitimen Sorte, weil es zum einen in die gezeigte Umwelt passt und zum anderen nicht mit dem legendären Holzhammer betrieben wird. Bei „Fack ju Göhte 2“ ist das nicht so. Immer wieder werden hier Produkte mit fast schon rabiater Dreistigkeit in die Kamera gehalten und dies meist in einem eher unpassenden Kontext. So verkauft uns das Sequel doch tatsächlich einen Chicken McNugget als Verbindung zwischen den Kulturen und will uns wirklich weiß machen, dass Waisenkinder sich vor allem eines wünschen: Fast Food. Ach ja, bevor wir’s vergessen: verspeist wird das Mahl in einer McDonalds-Filiale direkt am Strand. Gut, immerhin ist „Fack ju Göhte 2“ beim Product Placement wesentlich vielseitiger als noch beim Vorgänger, der durchaus auch als überlanger Werbefilm für einen Schokoriegel durchgehen konnte und zum direkten Vergleich mit „Transformers: Ära des Untergangs“ ist „Fack ju Göhte 2“ ja noch relativ zahm.


2. Fack ju Schtorytelling

Die Geschichte von „Fack ju Göhte 2“ ist so simpel, doch Regisseur und Autor Bora Dagtekin versucht diese auf Teufel komm raus zu verkomplizieren. Dass Klartext-Lehrer Zeki Müller (Elyas M'Barek) mit seiner Klasse nach Thailand fährt hätte recht schnell und einfach erklärt werden können, doch stattdessen nutzt Dagtekin erneut die kriminelle Vergangenheit seines Helden und streckt somit „Fack ju Göhte 2“ unschön in die Länge. Na wenigstens kopiert er diesmal nicht so dreist bei „Der Diamantencop“.


3. Fack ju Lichtgestahltung

Das Licht! Ah, dieses verdammte Licht. Wahrscheinlich war es Til Schweiger, der mit seinem Kinohit „Keinohrhasen“ den neuen visuellen Standard bei erfolgreichen, deutschen Kinoproduktionen vorgab, denn seit der Komödie von 2007 haben an der Kinokasse erfolgreiche, nationale Filme immer den gleichen Look. Alles ist überhell und wirkt leicht weichzeichnerisch. Die Bilder verkommen zu einem Konglomerat gewollter Perfektion. Bloß keinen Schmutz, bloß keine visuelle Authentizität. „Fack ju Göhte“ und natürlich auch „Fack ju Göhte 2“ bilden da auch keine Ausnahmen. Die Farben wirken stellenweise fast schon übertrieben satt und unwirklich. Optisch ist das mehr eine Art von Lichttherapie, als eine gelungene, optische Gestaltung.


4. Fack ju Klischehs

Chantal, heul leise“ war einer der ikonischen Sprüche des ersten Teils. Klar versucht das Sequel nun auf Teufel komm raus ähnliche Kaliber von Sprüchen raus zu hausen. Da wundert es dann auch nicht, dass im Presseheft gleich mehrere Seiten mit den angeblich besten und lustigsten Sprüchen des Films belegt sind. Hinter diesen flotten Sprüchen stecken natürlich wirklich überaus einseitige und klischeebehaftete Figuren. Die versucht „Fack ju Göhte 2“ allerdings nun zu vermenschlichen. Dafür formt der Film aber Chantal und Konsorten nicht, sondern versucht es lieber auf die faule Tour, in dem er mit einfachen emotionalen Backgrounds eine Erklärung für ihre Persönlichkeiten sucht. Das Ergebnis ist billigster Populismus gepaart mit einem altbackenden, konservativen Weltbild. Merke: Kindern von alkoholkranken Eltern bleibt halt nichts anderes übrig als dumm zu werden. Autsch!


5.- Fack ju Rehlevanz

Neben seiner hellen Bilder ist vor allem eine Sache äußerst befremdlich bei „Fack ju Göhte 2“, dazu muss aber ein klein wenig gespoilert werden. Im Laufe des Films treffen Zeki Müller und seine Klasse in Thailand auf eine Gruppe von sich selbst überlassenen Waisenkindern, die alle ihre Eltern bei der Tsunami-Katastrophe von 2004 verloren haben. Die Komödie versucht damit wirklich einen emotionalen Profit zu erwirtschaften, in dem sie diese Tragödie, bzw. die Auswirkungen für ihre Zwecke instrumentalisiert. Würde sich „Fack ju Göhte 2“ wenigstens noch ehrlich um das Schicksal der Waisen kümmern, es wäre halb so schlimm, aber nein, sie dienen mehr als leblose Objekte, die – immer wenn es die Handlung gerade braucht – zu Einsatz kommen. Das wirkt und ist irgendwie echt ziemlich armselig. Wie der hemdsärmliche Versuch einer Komödie auf Biegen und Brechen eine Art von unpassender Relevanz zu verpassen.


Haltet ihr diese fünf Punkte für übertrieben oder würdet ihr vielleicht noch ein paar andere hinzufügen? Habt ihr den Film bereits gesehen und könnt uns absolut nicht zustimmen? Dann teilt es uns mit. Sollten genügend gute Argumente kommen, die für "Fack ju Göhte 2" sprechen, würden wir ihnen sogar ein seperates Special widmen.

Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.